Stimmbevölkerung steht zu Bilateralen und ist kompromissbereit

Die Mehrheit der Schweizer sieht laut einer Umfrage vorwiegend Vorteile in den bilateralen Verträgen mit der EU. Viele sind zu Kompromissen bereit.

Die Unterstützung für die bilateralen Verträge mit der EU wächst in der Schweizer Bevölkerung. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Die Schweizer Stimmbevölkerung ist von den bilateralen Abkommen mit der EU nach wir vor überzeugt. Bei den aktuellen Verhandlungen zeigt sich eine Mehrheit zu Kompromissen bereit. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Pharmaverbands Interpharma hervor.

Die Umfrage führte das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern zum elften Mal durch. Demnach sah eine Mehrheit von 65 Prozent der im Juli befragten 2000 Stimmberechtigten hauptsächlich Vorteile in den bilateralen Verträgen.

Vor- und Nachteile orten 14 Prozent, ein Rückgang um 9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Wie im Vorjahr sprach sich eine Mehrheit für Verhandlungen mit der EU aus. 86 Prozent hoben die Vorteile für die Wirtschaft hervor, 83 Prozent für die Forschung, 70 Prozent für das Arbeitsleben und 69 Prozent für das Studium in Europa.

Mehrheit zu Zugeständnissen bei Lohnschutz bereit

Der Stimmbevölkerung sei die Notwendigkeit der bilateralen Abkommen für Wohlstand und Innovation in der Schweiz erkennbar, schrieb Interpharma, der Verband der forschenden Pharmaindustrie. 84 Prozent nannten den Zugang zum Exportmarkt, 82 Prozent zu Bildungs- und Forschungsprogrammen und 79 Prozent zu Fachkräften.

Fast vier von fünf befragten Stimmberechtigten hielten die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der EU für richtig. Klar war den Befragten, dass es dabei Zugeständnisse braucht. 85 Prozent waren bereit, für einen Verhandlungsabschluss beim Lohnschutz Kompromisse einzugehen, 30 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

47 Prozent zeigten sich kompromissbereit bei der Übernahme der Unionsbürgerrichtlinie, ein Anstieg um 16 Prozentpunkte. Erstmals erbrachte die aktuelle Umfrage eine Mehrheit von 55 Prozent für die Fortführung der Bilateralen, auch wenn dabei eine Übernahme von EU-Recht verbunden ist.

Das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern führte die als repräsentativ bezeichnete Umfrage vom 1. bis zum 29. Juli bei Stimmberechtigten im ganzen Land durch. 804 Befragungen erfolgten in computergestützten Telefon-Interviews, 1196 online.