Unfallserie bei VBZ: Fussgänger-Verband fordert langsamere Trams
Nach den Tramunfällen in Zürich werden Forderungen nach mehr Verkehrssicherheit laut. Die VBZ prüfen nun, allfällige Sicherheitsrisiken beseitigen zu können.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei vier Tramunfällen starben vergangene Woche insgesamt drei Personen.
- Die VBZ zeigen sich «betroffen». Die Unfallhergänge werden untersucht.
- Fussgänger und Velofahrer fordern Massnahmen, um die Sicherheit zu erhöhen.
Horrorwoche in Zürich! Innerhalb von fünf Tagen ereigneten sich vier Tramunfälle. Drei Personen kamen dabei ums Leben.
Wie es zu den Unfällen gekommen ist, wird noch untersucht.
Nach der Unfallserie werden Forderungen nach mehr Sicherheit laut. Fussverkehr Schweiz, der Fachverband der Fussgängerinnen und Fussgänger, sagt, es gebe zwei Möglichkeiten.
«Entweder man versucht, die Trams möglichst vom übrigen Verkehr mit Lichtsignalanlagen oder sogar Barrieren zu trennen. Oder man reduziert auch die Geschwindigkeit der Trams», sagt Projektleiterin Jenny Leuba zu Nau.ch.
Wahrscheinlich sei je nach Situation das eine oder das andere sinnvoll, so Leuba.
Trams haben im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln einen längeren Bremsweg. In Zürich sind die Strassenbahnen mit bis zu 60 Stundenkilometern unterwegs.
Auch Christoph Merkli, Leiter Infrastruktur und Politik bei Pro Velo Schweiz, sieht Handlungsbedarf. «Wir fordern, dass nach Lösungen gesucht wird, damit Velofahrende besser geschützt werden», sagt er zu Nau.ch.
Er appelliert daran, die Velofahrerinnen und Velofahrer in der Verkehrsplanung besser zu berücksichtigen. «Generell stellen die Tramschienen und die Kanten der Haltestellen eine grössere Gefahr als die Trams selbst dar.»
Und auch die Entwickler von Trams nimmt Merkli in die Pflicht.
Neue Schutzvorkehrungen für Trams gefordert
Bis 2016 waren spezielle Schutzvorrichtungen obligatorisch, die verhindern, dass Personen überfahren werden können. Damit war es den Chauffeusen und Chauffeuren möglich, per Knopfdruck ein Fallgitter, sogenannte Fender, auszulösen.
Damit konnten Personen oder Hindernisse schneepflugartig vor sich hergeschoben werden, ohne sie zu überfahren. Weil das Design der Front neuer Trams ein Überfahren unwahrscheinlicher macht, wurden bei den neuen Trams die Fender weggelassen. «Niederflurtrams verfügen über eine so tiefe Frontschürze, dass ein Fender obsolet wird», erklärt das Bundesamt für Verkehr die Massnahme. Nur noch ältere Trams verfügen über eine solche Einrichtung.
Merkli von Pro Velo sagt: «Es sollten die technischen Möglichkeiten geprüft werden, ob eine solche Vorrichtung wieder eingeführt werden soll. Vielleicht könnte das Fallgitter mit einem elektronischen Sensor ausgelöst werden.»
Auch Fussverkehr Schweiz erläutert dazu: «Es stellt sich die Frage, ob trotz entsprechenden Frontdesigns Unfälle mit gestürzten Personen mit einem Fender nicht glimpflicher ablaufen würden.»
Was sagen die Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ) zu den Forderungen? Das ÖV-Unternehmen kann derzeit keine Aussagen darüber machen, welche Massnahmen nach der Unfallserie ergriffen werden, um die Sicherheit zu erhöhen.
Die Ereignisse würden nun analysiert, heisst es auf Anfrage. Dabei gehe es darum, allfällige Sicherheitsrisiken zu erkennen und beseitigen zu können.
VBZ erschüttert über Ereignisse
Bei den VBZ zeigt man über die Ereignisse erschüttert. «Die Tramunfälle der letzten Woche machen betroffen. Dass es innert kurzer Zeit zu drei Unfällen mit Todesfolge gekommen ist, ist tragisch», sagt Sprecher Leo Herrmann zu Nau.ch.
Bei der Unfallserie handelt es sich um eine Häufung. Wie der VBZ-Schadenstatistik zu entnehmen ist, nahmen die Unfälle mit Körperverletzung aber bereits in den vergangenen Jahren zu.
2023 gab es mit 675 Unfällen 96 mehr als im Vorjahr. VBZ-Sprecher Hermann sagt: «In den vergangenen Jahren kam es bei den VBZ jeweils jährlich zu zwei bis vier Unfällen mit tödlichem Ausgang. Wobei dies nicht nur Tramunfälle umfasst.»
Die Zunahme dürfte aber auch mit den steigenden Pendlerzahlen nach der Coronapandemie zusammenhängen.