Zürich-Altstetten – 5000-Fr-Wohnungen: Teenies haben Angst vor Umzug

Star-Architekten sollen aus dem Zürcher Stadtteil Altstetten ein modernes Vorstadtquartier machen. Teenies sorgen sich wegen den 5000-Fr.-Mieten um ihre Eltern.

Diese Visualisierung zeigt, wie die neuen Wohnkomplexe in Zürich-Altstetten aussehen sollen. - Herzog & de Meuron

Das Wichtigste in Kürze

  • Star-Architekten bauen im Zürcher Quartier Altstetten 72 neue Wohnungen.
  • Die Mieten sind deutlich höher als zuvor, was sich viele nicht mehr leisten können.
  • Zudem befürchten Anwohner, dass der Dorfcharakter des Quartiers verloren geht.

Der Zürcher Stadtteil Altstetten befindet sich im Wandel. Es wird viel gebaut – aus dem Quartier mit dorfähnlichem Charakter soll ein modernes Vorstadtviertel werden. Beim Bau eines neuen Wohnkomplexes sind nun Stararchitekten am Werk. Mit der Folge, dass viele sich die Miete nicht mehr werden leisten können, berichtet heute der «Tagesanzeiger».

Am deutlichsten zeigt sich der Wandel am Lindenplatz, wo die Gegensätze direkt aufeinandertreffen. Die historischen Gebäude rund um den Platz stehen unter Denkmalschutz. Darin finden sich mehrere kleine Geschäfte, zwei Cafés, ein Blumen- und ein Fotoladen. Der Platz sieht etwas aus, wie aus einer anderen Zeit – Dorfcharakter eben.

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Auf der gegenüberliegenden Strassenseite prägen Profile und Baumaschinen das Bild. An der Badenerstrasse entstehen 72 Mietwohnungen, Restaurants, ein Club, eine Poststelle und Läden. Möglicherweise auch ein Hotel. Verantwortlich für das Projekt sind die Stararchitekten Herzog & de Meuron.

Voraussichtlich Ende Jahr werden die ersten Wohneinheiten bezugsbereit sein. Kostenpunkt für eine 4,5-Zimmer-Wohnung: über 5000 Franken!

Den bisherigen Mietern wurde gekündigt – sie müssen ihre Wohnungen verlassen. Zwar sollen sie teilweise ein Vormietrecht auf die neuen Wohnungen haben. Doch viele können sich die teureren Mieten nicht leisten.

Die Durchschnittsmiete für eine 90-Quadratmeter-Wohnung liegt in Altstetten momentan bei 2820 Franken. Das sind satte 30 Prozent mehr als noch 2015.

«Teenager müssen Freunde verlassen»

Einer Anwohnerin, für die das Quartier seit Jahrzehnten ihre Heimat war, fällt der Wegzug schwer. Sie habe weinen müssen, als sie die Kündigung erhalten habe, sagt die Rentnerin dem «Tagesanzeiger». Andere Bewohner bedauern, dass die kleinen Geschäfte und Cafés, der Dorfcharakter, durch den neuen Wohnkomplex verdrängt werden.

Von den Kündigungen betroffen sind auch viele Familien. Weil bezahlbarer Wohnraum in der Nähe aber rar ist, müssen viele ganz aus Altstetten oder gar aus Zürich wegziehen. Gerade Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren fällt dies nicht leicht.

Wie Jugendarbeiter Lars Koch der Zeitung erklärt, sei dies ohnehin schon ein kompliziertes Alter. Solche Umzüge findet er deshalb besonders heikel. «Die Teenager müssen ihre Freunde, ihre Schule, ihr Quartier verlassen – das verunsichert.»

Es gibt aber auch Stimmen aus dem Quartier, die den Wandel begrüssen. Moderner und zunehmend auf internationale Kundschaft ausgerichtet: Einer Barbetreiberin gefällt die neue Form, die Altstetten annimmt. «Das Quartier hatte keinen guten Ruf – das hat sich inzwischen geändert», sagt sie der Zeitung. Altstetten erlebe einen Aufschwung.