Zürich: Mutter kommt zum Fieber-messen dreimal am Tag in Notfall
Um ihre Notfallstation zu entlasten, schenkt ein Zürcher Spital einer Mutter einen Fiebermesser. Sie war am selben Tag dreimal im Notfall.
Das Wichtigste in Kürze
- Notfallstationen in der Schweiz sind oft überlastet.
- Ein Grund: Immer wieder kommen Patienten mit Bagatellfällen in den Notfall.
- Einer Patientin wurde ein Fiebermesser geschenkt, um die Notfallstation zu entlasten.
Häufig sind Notfallstationen in der Schweiz überlastet. Denn immer wieder kommt es vor, dass Patienten mit Bagatellfällen auf den Notfall kommen. Ein besonders krasses Beispiel ereignete sich kürzlich im Kinderspital in Zürich: Eine Mutter kam dreimal am selben Tag in den Notfall, weil ihr Kind Fieber hatte.
Es stellte sich in diesem Fall heraus, dass im Vorfeld weder die Temperatur gemessen noch fiebersenkende Mittel verabreicht wurden. «Als die Mutter das dritte Mal am selben Tag bei uns im Notfall aufkreuzte, haben wir ihr einen Fiebermesser geschenkt. Das kommt günstiger, als wenn sie dauernd erscheint.»
Dies erzählt Bettina Balmer in der «Aargauer Zeitung». Die Nationalrätin (FDP) ist Fachärztin für Kinderchirurgie und Oberärztin auf dem Notfall des Universitätskinderspitals Zürich.
«Jede Familie sollte einen Fiebermesser zu Hause haben»
Auf dem Kindernotfall gebe es laut Patrick Hässig Hunderte solcher Beispiele jeden Tag. Er ist diplomierter Pflegefachmann auf einem Kindernotfall in Zürich. Der GLP-Nationalrat und Nau.ch-Kolumnist stellt gegenüber der AZ folgende Grundregeln auf: «Jede Familie sollte einen Fiebermesser zu Hause haben und eine Flasche fiebersenkenden Sirup.»
Oft würde grundlegendes Gesundheitswissen fehlen. Auch würden laut Balmer ausländische Familien das Schweizer Gesundheitssystem zu wenig verstehen. Sie plädiert für mehr Aufklärung.
Und sollten diese Massnahmen keine Wirkung zeigen, dann sei eine «Bagatellgebühr», um die Notfallstationen zu entlasten, unausweichlich. Es brauche eine finanzielle Abschreckung, um dem Problem zu begegnen.
Denn die meisten Personen würden meinen, der Notfall sei gratis. Sie habe kürzlich einem Vater erklärt, dass das Medikament, welches er im Spital abhole, nicht gratis sei: «Ich musste ihm erklären, dass ich ihm dafür eine Konsultationsgebühr über 200 Franken verrechnen muss. Diese würde dann über die höhere Krankenkassenprämie finanziert», so Balmer.
Zeitdruck wirkt sich auf die Qualität aus
SP-Nationalrätin Farah Rumy warnt vor vorschnellen Urteilen von Patienten mit scheinbar geringfügigen Bagatellen-Beschwerden. Die Pflegefachfrau erinnert sich an einen Fall eines 40-jährigen Mannes, der mit Rückenschmerzen in den Notfall kam.
Ihm wurden Schmerzmittel verschrieben und er wurde nach Hause geschickt. Er kam in der Nacht wieder auf den Notfall, hatte einen Herzinfarkt und verstarb. Dahinter stecke ein weiteres eklatantes Problem: Die Auf- und Abklärungsarbeit, die das Gesundheitspersonal gegenüber den Patienten machen müsse, bleibe häufig auf der Strecke.