Oltingen BL: So tickt die grünste Gemeinde der Schweiz
Grün, grüner, Oltingen. Die Gemeinde im Baselbiet hat der Ökopartei schweizweit die meisten Stimmen gegeben. Eine Suche nach den Gründen.
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Nau - Das grünste Dorf der Schweiz, Oltingen.
Das Wichtigste in Kürze
- Oltingen BL ist die «grünste» Gemeinde der Schweiz.
- 38,4 Prozent der Bevölkerung im 470-Seelen-Dorf gaben der Öko-Partei ihre Stimme.
- Die Einwohner nennen zwei Hauptgründe: Viele Neuzuzüger und ein bekanntes grünes Gesicht.
Eine alte Sägemühle, eine Sternwarte und eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Die Gemeinde Oltingen im Oberbaselbiet verfügt nicht über die ganz grossen touristischen Argumente, um ihr einen Besuch abzustatten.
Seit gestern trägt das 470-Seelendorf an der Kantonsgrenze zu Solothurn aber einen Titel, der es in den Fokus rückt: Oltingen ist die grünste Gemeinde im ganzen Land.
Freilich geht es nicht um das äussere Erscheinungsbild, welches auf den gut sieben Quadratkilometern Fläche durchaus von Wiesen und Wäldern geprägt ist. Es handelt sich um die Nationalratswahlen. 568 Stimmen oder 38,4 Prozent der Stimmen gingen an die Öko-Partei. Während die Grünen schweizweit um 6,1 Prozent zulegten, waren es in Oltingen 5,9 Prozent.
Neuzuzüger...
Am Montagmorgen nach den Wahlen ist nicht viel los im Dorf. Die Metzgerei ist geschlossen, genauso wie der «Ochsen». Das Schulhaus befindet sich gerade in Renovation, die Primarschüler müssen ins Pfarrhaus ausweichen.
Ruedi Gysin schaut mit seiner Frau von der Laube hinunter. Als Mitglied des lokalen Wahlbüros bekam er die Wahlen hautnah mit. «Erstens, weil es so schön ist», sagt der 64-Jährige Ur-Oltinger auf die Frage, warum sein Heimatdorf so grün sei. «Darum gibt es so viele Neuzuzüger, die hierhin kommen und grün wählen».
...und Florence Brenzikofer
In die gleiche Kerbe schlägt auch der parteilose Gemeindepräsident Stefan Eschbach. Ihm fällt aber noch ein weiterer Grund ein. «Florence Brenzikofer wohnt hier und engagiert sich in der Gemeinde und im Landrat. Viele wollten ihre Nationalratskandidatur unterstützen.»
Brenzikofer ist Co-Vizepräsidentin der Grünen Schweiz. Falls Maya Graf im zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen am 24. November das Rennen macht, würde sie Grafs Platz im Nationalrat erben. Die Chancen, dass dieses Szenario eintrifft, stehen gut.
Vielleicht bald zwei Nationalrätinnen
Was sagt die Genannte selber? «Ich bin vielleicht einer von vielen Gründen», sagt die Sekundarlehrerin ungeniert. «Ein anderer ist sicher die landwirtschafts- und bodengeprägte Region.»
Eine Bewohnerin von Oltingen könnte also in gut einem Monat in den Nationalrat einziehen, eine Bürgerin der Gemeinde ist bereits gewählt. Greta Gysin eroberte im Tessin auf Kosten der Lega einen Sitz für die Grünen. Die 36-Jährige besuchte in der Kindheit häufig die Grosseltern in ihrem Heimatort Oltingen.