Bis 4 Prozent: Inflation in der Schweiz dürfte hartnäckig bleiben
Die Inflation dürfte sich weniger rasch zurückbilden als bislang erwartet. Ein Ökonom erwartet bis Ende Jahr sogar eine höhere Rate von bis zu 4 Prozent.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit ihrer Zinserhöhung Mitte Juni hoffte die SNB, die Inflation bremsen zu können.
- Ein Ökonom vermutet jedoch, dass die Rate Ende Jahr sogar bei fast 4 Prozent liegen wird.
Anfang Woche verkündete Deutschland völlig überraschend einen leichten Rückgang der Inflationsrate, wenige Tage später folgten auch die USA. Nur in der Schweiz verharrt die Teuerung auf demselben Niveau wie vor zwei Monaten.
Zwar ist die Rate mit 3,4 Prozent vergleichsweise bescheiden. So hoch wie jetzt war sie allerdings schon lange nicht mehr – und das dürfte noch eine Weile so bleiben. Ökonomen rechnen nämlich damit, dass sich die Inflation in der Schweiz weniger rasch zurückbilden wird als bisher erwartet.
Konkret geht David Marmet davon aus, dass die Rate auch in den nächsten Monaten bei über 3 Prozent liegen wird. Gegen Ende Jahr rechnet der Chefökonom Schweiz von der Zürcher Kantonalbank sogar mit knappen 4 Prozent. Für das Gesamtjahr resultiert damit ein Wert von 3,1 Prozent.
Zum Vergleich: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) prophezeite den Höhepunkt der Inflation im dritten Quartal mit 3,2 Prozent. Danach solle sie sich allmählich abschwächen. So, dass für das Gesamtjahr 2023 ein Wert von 1,9 Prozent, für 2024 von 1,6 Prozent folgt.
Energiepreise und Franken beeinflussen Inflation
Doch warum gehen Ökonomen wie Marmet von einer weitaus hartnäckigeren Inflationsentwicklung aus? Die Gründe dafür sind vielseitig. Ein wichtiger Punkt sind sicherlich die Energiepreise, die seit Ausbruch des Ukraine-Krieges in die Höhe schiessen.
Aber auch die Entwicklung des Schweizer Frankens vermag die Inflation zu beeinflussen. «So bremst ein starker Franken die Entwicklung tendenziell», erklärt Marmet. Was aktuell genau der Fall ist.
Trotz dieser Treiber versucht die Wirtschaft natürlich der Inflation gegenzuhalten, allen voran die SNB. Mitte Juni erhöhte sie den Leitzins um einen halben Prozentpunkt auf -0,25 Prozent – erstmals seit 15 Jahren.
Weitere Zinserhöhungen, so Präsident Thomas Jordan damals, seien «nicht auszuschliessen». Ökonom Marmet geht deshalb davon aus, dass die SNB den Leitzins bereits im September «nochmals um 0,5 Prozent anheben wird». Womit auch die knapp achtjährige Ära der Negativzinspolitik ein Ende haben dürfte.