Darum ist Thomas Cook jetzt pleite

Thomas Cook ist insolvent. Das britische Unternehmen kämpfte an vielen Fronten. Doch nicht nur Managementfehler führten zur Pleite.

Ein Airbus A321 von der Fluggesellschaft Condor mit dem Design des Tourismuskonzerns Thomas Cook steht auf dem Rollfeld am Gatwick Airport in Sussex. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der älteste Reisekonzern der Welt hat Insolvenz angemeldet.
  • Der Brexit, aber auch Managementfehler und ein Umdenken der Kunden führten dazu.

In der Tourismus-Branche ist Thomas Cook eine Legende: 1841 gegründet ist das britische Unternehmen der älteste Reisekonzern der Welt.

Doch diese Geschichte endet jäh: Heute Montagmorgen hat Thomas Cook Konkurs angemeldet. 22'000 Mitarbeiter in 16 Ländern bangen um ihren Job, 600'000 Reisende um ihre Rückreise.

Die Richter des Supreme Court haben entschieden: Boris Johnson hat gegen das Gesetz verstossen. - Keystone

Wie ist es so weit gekommen? Die deutsche «Bild» schreibt, dass der Brexit den Konzern in die Pleite getrieben haben soll.

Brexit sorgt für Unsicherheit

Gewiss: Die Unsicherheiten um den Brexit haben bei den Reisenden aus Grossbritannien für Zurückhaltung bei Buchungen gesorgt. Das Problem: Reisekonzerne kaufen Hotelkapazitäten vorab ein. Weil die Kunden weniger buchten, musste Thomas Cook mit den Preisen runter, um die Zimmer loszuwerden.

Doch nur dem Brexit die Schuld zu geben, greift zu wenig weit. Denn schon 2011 kämpfte der Konzern ums Überleben. Damals fanden sich allerdings Geldgeber, um eine Restrukturierung finanzieren zu können.

Dadurch häuften sich Schulden an. Diese betrugen zuletzt 1,6 Milliarden Pfund (rund 2 Milliarden Franken). Deshalb musste ein Viertel des Gewinns dafür verwendet werden, um die Schulden zurück bezahlen zu können. Geld, das fehlt, um anderswo investieren zu können.

Thomas Cook kämpfte schon 2011 ums Überleben. - dpa-infocom GmbH

Gemäss Branchenkennern liegen die Probleme allerdings weiter zurück als 2011. So hat das Unternehmen in den späten Nullerjahren einige Firmen übernommen. Doch nicht überall ging die Rechnung auf.

Die Fusion mit MyTravel 2007 bezeichnete der «Guardian» nachträglich als «desaströs». Die Manager träumten von einem Reise-Giganten und jährlichen Kostenersparnissen von 75 Millionen Pfund. Tatsächlich schloss sich Thomas Cook mit einem Unternehmen zusammen, das massiv verschuldet war.

Reisende setzten auf Airbnb

Der älteste Reiseveranstalter der Welt ist nicht Konkurs, weil die Briten nicht in die Ferien verreisen. Dieses Jahr verreisten gar mehr ins Ausland als noch im Vorjahr. Doch statt übers Reisebüro buchten die Kunden ihr Ferienhaus via Airbnb und ihren Flug mit Easyjet und Ryanair.

Airbnb krempelt die Tourismus-Branche um. - Keystone

Ähnliche Probleme hat auch der deutsche Rivale Tui. Im Frühjahr verschickte der Konzern eine Gewinnwarnung. Trotzdem stehen die Deutschen besser da: Die Schulden sind deutlich geringer, zudem gehören Tui viele Hotels und Kreuzfahrtschiffe.