Euro auf wegen Italien tiefstem Stand seit sechs Wochen

Der Euro ist heute Dienstag wegen eurokritischer Äußerungen aus Italien unter Druck geraten.

Eine Euro-Münze. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Euro sank heute Dienstag auf ein Tief wie seit sechs Wochen nicht mehr.
  • Das britische Pfund, der indonesische Rupiah und der koreanische Won steckten ebenso ein.

Am Vormittag verlor die Gemeinschaftswährung deutlich an Wert und rutschte um mehr als einen halben Cent auf 1,1505 US-Dollar. Das war der tiefste Stand seit gut sechs Wochen. Am Nachmittag erholte sich der Euro wieder etwas und notierte zuletzt bei 1,1537 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1543 (Montag: 1,1606) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8663 (0,8616) Euro.

Eigene Währung wäre besser

Grund für die Kursverluste waren Bemerkungen von Claudio Borghi, Wirtschaftsexperte der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega. Borghi hatte im italienischen Radio gesagt, dass Italien mit einer eigenen Währung in der Lage wäre, die gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Der Euro sei hingegen «nicht ausreichend», um die fiskalischen Probleme Italiens zu bewältigen.

Borghi gilt als eurokritisch und hat derzeit den Vorsitz im Haushaltsausschuss in der Abgeordnetenkammer inne. Zwar versuchte der Finanzpolitiker nach den Aussagen umgehend, Ängsten vor einem Austritt des Landes aus dem Euro entgegenzutreten. Allerdings konnten die Versicherungen des Politikers und ähnlich lautende Beteuerungen des Regierungschefs Giuseppe Conte sowie des stellvertretenden Ministerpräsidenten Luigi Di Maio dem Euro keinen grösseren Auftrieb geben.

Auch andere waren betroffen

Deutliche Bewegung am Devisenmarkt gab es auch beim britischen Pfund, das im Verhältnis zum Dollar um gut ein halbes Prozent nachgab. Der britische Ex-Aussenminister Boris Johnson hatte auf dem Tory-Parteitag in Birmingham Kritik von Parteifreunden für seine Angriffe auf Premierministerin Theresa May einstecken müssen. Johnson selbst rief zwar zur Unterstützung Mays auf – allerdings nicht für ihren aktuellen Brexit-Plan.

Unter Druck standen heute Dienstag auch Währungen grosser Schwellenländer. Deutlich verlor die indonesische Rupiah, die zur US-Währung auf den tiefsten Stand seit der Asienkrise 1998 fiel. Verluste musste auch der koreanische Won hinnehmen. Die Währungen der aufstrebenden Länder leiden vor allem unter steigenden Zinsen in den USA und dem Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89043 (0,89078) britische Pfund, 131,46 (132,25) japanische Yen und 1,1354 (1,1414) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London auf 1204,70 (1189,35) Dollar festgesetzt.