Gewerkschaft der Lokführer kritisiert Bahnunternehmen

Das Fass ist voll: Der Verband Schweizer Lokführer wehrt sich wegen des Lokführermangels gegen SBB und BLS.

Ein Lokführer steuert einen ICE. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Personalmangel bei Lokführern der SBB wird sich negativ auf den Fahrplan auswirken.
  • Der Verband Schweizer Lokführer und Anwärter (VSLF) kritisiert seine Arbeitgeber.
  • Bei der BLS und der SBB Cargo sei die Situation besonders prekär, so der VSLF.

Seit Jahren plagt die Zugbranche das gleiche Problem: Es mangelt an Lokführerinnen und Lokführern. Das wird sich auf den Fahrplan auswirken, wie die SBB vergangene Woche mitteilte. Nun reagierte der Verband Schweizer Lokomotivführer und Anwärter (VSLF) auf die Aussagen.

«Loyalität unter Beweis gestellt»

Der VSLF kritisiert sowohl die SBB als auch den Bund scharf. Während des Lockdowns habe das Lokpersonal «seine Loyalität unter Beweis gestellt und die Eisenbahn am Laufen gehalten», so der Verband. Die Sparmassnahmen, die die SBB beim Lokomotiven-Personal plane, seien zwar verständlich, würden sich schliesslich aber kontraproduktiv auswirken.

Bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 ist mit Zugausfällen zu rechnen. - Keystone

«Warum sollten wir weiterhin unsere Freizeit für die Aufrechterhaltung unseres Betriebs einsetzen, wenn es offensichtlich nicht geschätzt wird?», fragt der Verband in seiner Medienmitteilung. Die Loyalität habe Grenzen, fügt der VSLF hinzu.

SBB Cargo und BLS besonders betroffen

Gefordert wird, dass die Ursachen untersucht würden, die zum Personalmangel geführt hätten. Die Anstellungsbedingungen sollen ausserdem verbessert werden. Beispielsweise stünden laut des VSLF etwa jeder und jedem BLS-Lokführer und -führerin 15 freie Tage zu. Die Überzeit des gesamten BLS Personals belaufe sich auf rund 11'000 Tage.

Am vergangenen Freitagmorgen kam es bei Brig zu einem Erdrutsch – der Bahnverkehr ist nun wieder in Takt. - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Andere Anpassungen seien im Bereich Ausbildung und Rekrutierung zu machen. Der VSLF habe da schon Vorschläge gemacht, wie in der Mitteilung steht. «Das Lokpersonal muss zukünftig unter dem Dach einer Organisationseinheit ausgebildet, geführt, eingeteilt und eingesetzt werden», schreibt der Verband.

Keine raschen Lösungen

Jürg Hurni, Gewerkschaftssekretär des Verkehrspersonals, sieht keine Möglichkeiten für rasche Lösungen. «Die Ausbildung eines Lokführers ist lang. Das heisst, die SBB kann nicht von heute auf morgen mehr Lokführer bereitstellen», erklärt er Nau.ch.

Auch könnten Lokführerinnen und -führer nicht aus Deutschland oder Frankreich eingestellt werden. Dort herrsche ebenfalls Mangel an Lokpersonal, so Hurni. Dementsprechend solle man nicht «kurzfristig grosse Massnahmen» erwarten.