Schweizerische Bundesbahnen: Züge fallen wegen Lokführer-Mangel aus
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der SBB fallen diesen Sommer täglich 125 Züge aus – vor allem morgens und abends.
- Die Bundesbahn hat einen Personalmangel und gibt Fehler bei der Planung zu.
Dass die SBB einen Personalmangel hat, ist schon länger klar. Wie sehr dieser den täglichen Betrieb wirklich einschränkt, war bisher aber nicht bekannt. Nun zeigen Recherchen des Magazins «K-Tipp»: Derzeit fallen täglich 125 Züge aus.
Betroffen sind demnach insbesondere Zentrumsregionen – etwa die S21 zwischen Zürich und Regensdorf-Watt. Dort fallen täglich 10 Verbindungen aus. Oder auch von Zürich nach Muri, hier sind es täglich 14 Verbindungen. Zwischen Genf und Coppet VD wurden sogar 76 Züge gestrichen.
Vom Ausfall betroffen sind laut einem Bericht von «10vor10» vor allem Züge morgens und abends. Dies seit August: Einige wurden gestrichen, andere nach dem Shutdown einfach nicht mehr eingeführt.
Schweizerische Bundesbahnen: «Fehler bei der Planung»
SBB-Sprecher Raffael Hirt erklärt gegenüber «10vor10», wie es so weit kommen konnte: «Wir brauchen pro Jahr mehrere hundert neue Lokführer und Lokführerinnen. In den letzten Jahren gab es in der Ausbildung Fehler bei der Planung.»
Hirt bestätigt auch, dass sich die Situation so rasch nicht verbessern wird. «Die Ausfälle dauern bis im September, teilweise auch bis zum Fahrplanwechsel im Dezember an.»
Bis man wieder genügend Lokführer habe, dauert es laut dem SBB-Sprecher aber sogar bis Mitte 2021. «Das hat damit zu tun, dass Corona noch immer die Ausbildung einschränkt.» Man dürfe zurzeit nicht mit der normalen Anzahl Personen in den Führerstand – wegen Social Distancing, so Hirt.
Verband der Lokführer: «Junge dürfen nicht alle Strecken fahren»
Der Präsident des Verbands der Schweizer Lokomotivführer, Hubert Giger, bezeichnet die Fehler bei der Planung als «gravierend».
Er erklärt: «Die SBB war schon immer sehr knapp gefahren mit dem Personalbestand. Dann hat man die Division Personenverkehr umgebaut und seither können die Jüngeren nicht mehr alle Strecken und Fahrzeuge fahren». Das sorge für eine schwächere Produktivität und führe dazu, dass man nicht mehr alle Züge besetzen könne.
Giger bestätigt, dass die Corona-Krise die Ausbildung um einige Monate verzögert und sich die Situation dadurch sicher nicht vereinfacht hat. «Aber wir haben beispielsweise keinen Event-Verkehr diesen Sommer und hatten bisher keine Nacht-S-Bahnen – und trotzdem müssen wir Züge streichen.»
Das deute schon klar darauf hin, dass es viel zu wenig Lokführer gebe, so der Gewerkschafter im Bericht von «10vor10».