Migros schreddert 120'000 «sexistische» Taschen
Die Migros Zürich wollte in der Corona-Krise ihre Kunden aufheitern – und zwar mit kreativen Tragtaschen. Doch die Aktion endete im Debakel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros Zürich hat 120'000 produzierte Tragtaschen vernichtet.
- Der Grund: Die Motive seien «sexistisch», wurden zuvor aber gutgeheissen.
- Für die Künstlerinnen eine herbe Enttäuschung.
Ein bisschen Spass muss sein – auch während der Corona-Krise. Und so liess die Migros Zürich kreative Motive für ihre Tragtaschen entwerfen. Das Ergebnis: Eine Reihe von Zeichnungen mit einer nackten Frau und einer Katze.
Für die Genossenschaft die perfekte Belustigung. Sie liess umgehend 120'000 Stück produzieren. Was aber als lustige Aktion gedacht war, endet letztlich in einem Debakel.
Kaum waren die fabrizierten Einkaufstaschen in den Migros-Filialen eingetroffen, hiess es auf einmal, die Motive seien «sexistisch». Die Folge: Alle 120'000 wurden vernichtet.
Künstlerinnen-Trio ist sauer auf Migros
Für die Künstlerinnen des bekannten Trios Mickry 3 ein Riesenschock. Schliesslich stehen die Werke von Dominique Vigne (39), Nina von Meiss (42) und Christina Pfander (40) seit jeher für weibliche Nacktheit und unbeschwerte Darstellungen des menschlichen Körpers.
«Wir sind sauer», sagen Mickry 3 gegenüber dem «Tages-Anzeiger», «die Entscheidung der Kulturprozent-Chefin Gabriela Ursprung befremdet uns.» Erst sei alles in bester Ordnung gewesen, und dann krebste die Migros auf einmal zurück – ohne nur ein Wort zu erwähnen.
«Wenn von Frauen gezeichnete Frauen, welche wohlgemerkt weder aufreizend noch sonst anstössig sind, als sexistisch gelesen werden, weil sie nackt sind und Pizza essen, finden wir das einfach unglaublich. Es zeigt uns, dass wir Frauen immer noch nicht den Platz haben, den wir uns wünschen», so die Reaktion der Künstlerinnen.
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Ist das nachhaltig?
Damit nicht genug: Auch die Vernichtung der bereits produzierten Säcke fände das Trio äusserst problematisch – vor allem aus ökologischen Gründen. Das findet auch die breite Bevölkerung.
Auf Twitter empören sich zahlreiche User über die Massen-Einstampfung. «Sehr nachhaltig. Was geht da momentan gerade ab bei der #Migros?», heisst es etwa. Eine andere Person schreibt: «Ist der, die oder das Verantwortliche für politische Korrektheit bei der Migros eigentlich durchgeknallt?»
Die Migros selbst bestätigt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» den Vorfall. «Die von der Gruppe Mickry 3 im Auftrag gestaltete Tragetasche wurde produziert, ist jedoch nie in den Verkauf gelangt», schreibt die Presseabteilung. Wie viel die ganze Aktion aber kostete, dazu schweigt das Unternehmen.