Scharfe Kritik für Manager-Boni bei der Swiss
Die Swiss ist in der Krise. Trotzdem zahlen sich die Airline-Manager Boni fürs Vorjahr auf. Dafür gibt es viel Kritik – aber nicht nur.
Das Wichtigste in Kürze
- Für das vergangene Jahr will sich die Swiss-Spitze Boni auszahlen.
- Politiker kritisieren, dass das Unternehmen trotz Staatshilfen an der Vergütung festhält.
Der Luftfahrt-Branche geht es schlecht. So schlecht, dass viele Airlines Staatshilfe beantragen mussten. Auch die Swiss und ihre Schwester Edelweiss. Ein 1,5-Milliarden-Kredit erhielten Lufthansa-Töchter, zu 85 Prozent durch den Staat garantiert.
Die Pandemie ist immer noch da, das Geschäft läuft schlecht. Pro Tag macht die Swiss einen Verlust von einer Million Franken. Trotzdem zahlt sich die Swiss-Spitze Boni aus, wie heute der «Tages-Anzeiger» berichtet. Grund: Der gute Geschäftsgang 2019.
Finanzchef Markus Binkert, Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour und Betriebschef Thomas Frick erhalten das Geld diese Tage. Der scheidende CEO Thomas Klühr verzichtet allerdings auf den Zustupf. Er habe sich zu diesem Schritt entschieden, weil er «künftig keinen Beitrag zur Kostenreduktion mehr leisten» könne, sagt ein Sprecher der Zeitung.
Für diese Boni-Kultur gibt es scharfe Kritik. «Wer verbürgte Kredite des Staates erhält, zahlt keine Boni aus. Punkt», schreibt die Grüne Nationalrätin Regula Rytz auf Twitter. Und Klimastreik Schweiz wettert: «Die Dekadenz der Swiss-Chefs ist kaum mehr zu übertreffen.»
Bundesrat hielt Boni-Vorgaben nicht für nötig
Die Grüne Nationalrätin Marionna Schlatter erinnert daran, dass laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga «weder Bundesrat noch Parlament» Vorgaben an Boni erforderlich hielten. «Und wie sieht das die Bevölkerung?», fragt sie rhetorisch.
Dass Links-Grün die Swiss kritisiert, überrascht nicht. Allerdings gibt es auch bürgerliche Kritiker. «Wer in der Krise Boni zahlt, denkt nur kurzfristig», sagt der parteilose Ständerat Thomas Minder zu Nau.ch. So etwas würde in einem kleinen Unternehmen nicht passieren.
Die Schweizer Politik hat das Hilfspaket für die Swiss bereits geschnürt, als die Lufthansa noch mit der Regierung in der Verhandlung war. Rückblickend sagt Minder: «Der deutsche Staat hat besser verhandelt als die Schweiz und hat jetzt Einsitz im Verwaltungsrat. Hätten wir das auch gemacht, könnten wir jetzt bei der Boni-Debatte mitreden.»
Doch gibt es nicht nur kritische Stimmen. Sandrine Nikolic-Fuss, Präsidentin der Kabinenpersonalgewerkschaft Kapers, sagt dem «Tages-Anzeiger», dass es zwar elegant gewesen wäre, hätte die Geschäftsleitung auf einen Teil der Zahlungen verzichtet. «Andererseits kann ich bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass sie für die guten Leistungen aus dem Vorjahr auch belohnt werden wollen.»
Klarer die Worte von Kilian Kraus, Präsident der Pilotengewerkschaft Aeropers: «Der Bonus der Swiss-Manager für 2019 ist verdient. Die Mitarbeiter haben ihn auch erhalten.»