Swisscom kooperiert mit SIX bei digitaler Börse
Der Telekomkonzern Swisscom arbeitet nicht mehr mit der Deutschen Börse zusammen, um eine Plattform für digitale Vermögenswerte aufzubauen. Die Deutsche Börse will sich plötzlich auf Deutschland und die EU konzentrieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Expertise, mit der bislang der Aufbau des Schweizer Ökosystems unterstützt wurde, solle jetzt in Projekte am Heimmarkt und in der EU eingebracht werden, sagte eine Sprecherin der Deutschen Börse auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Neue regulatorischer Entwicklungen würden eine stärkere Fokussierung auf Deutschland und die EU ermöglichen.
Noch vor einem Monat hatte es geheissen, die Swisscom und die Deutsche Börse machten mit ihrem Projekt einer Blockchain-Handelsplattform vorwärts. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie seien gemeinsam mit Schweizer Banken Wertpapiergeschäfte mit tokenisierten Aktien abgewickelt worden.
Stattdessen kommt hierzulande nun die Schweizer Börse SIX zum Zug und schliesst sich der Kollaboration von Swisscom mit den Zürcher Fintechunternehmen Sygnum, Custodigit und Daura an. Dazu erwerbe die hiesige Börsenbetreiberin eine Beteiligung an der Daura AG, teilten die SIX und die Swisscom am Mittwoch gemeinsam mit. Über die Höhe der Beteiligungen wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Zusammenarbeit ermögliche «die verstärkte Etablierung einheitlicher technischer Standards und Arbeitsabläufe im Schweizer Ökosystem für digitale Vermögenswerte», hiess es. Ziel der Kooperation ist es unter anderem, die Tokenisierung von Schweizer Vermögenswerte zu vereinheitlichen und dafür «nachhaltige Standards» zu setzen.
Die Daura AG, an der sich die SIX beteiligt, bietet nicht kotierten Unternehmen eine Plattform für die Emission von Wertschriften-Tokens an. Eine neu geschaffene Aktie werde dabei durch einen digitalen Token repräsentiert, womit kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) neue Investoren via Internet beteiligen könnten.
Die bei Daura emittierten Tokens könnten so nahtlos und in Echtzeit über die geplante digitale Börse der SIX - die so genannte SDX - gehandelt, abgewickelt und verwahrt werden, liess sich Thomas Zeeb, Chef der Börsensparte, in der Mitteilung zitieren. Die Beteiligung an Daura füge sich daher «perfekt in unsere Strategie ein».
Denn: Die SDX werde als digitale Börse einen zentralen Teil der künftigen Schweizer Finanzplatzinfrastruktur bilden. Allerdings brauche jedes Ökosystem auch Teilnehmer die verschiedene Rollen in dem System übernehmen.
Ein Prototyp der SDX ist seit vergangenem September in Zusammenarbeit mit grossen internationalen Banken im Testbetrieb und soll voraussichtlich nächstes Jahr live gehen.