SRF-«Happy Day»-Umbauten mit Gebühren finanziert
Nach zehn Jahren beendet der Schreinerverband das Sponsoring von SRF-«Happy Day». Jetzt wird klar: Die Umbauten in der Sendung zahlte nicht etwa der Sponsor.
Das Wichtigste in Kürze
- SRF verliert nach zehn Jahren seinen Sponsor, den Schreinerverband.
- Dieser sorgte für schöne Umbauarbeiten in der Glücklichmacher-Sendung.
- Bezahlt wurden die teuren Umbauten mit Gebührengeldern.
Keine Sendung macht SRF-Zuschauer glücklicher als «Happy Day». Bei Moderator Röbi Koller (63) und Co-Moderatorin Kiki Mäder (39) werden Herzenswünsche erfüllt.
Sei es eine Reise nach Island, ein Verwöhnprogramm für eine bedürftige Seniorin oder gar aufwendige und teure Umbauten am Haus.
Letzteres ist seit Jahren der wohl beliebteste Teil der Show.
Vergangenen Samstag etwa verhalf SRF einer von Zelebralparese betroffenen Familie zu einem umgebauten Eigenheim. Drei Zimmer – darunter Küche und Wohnzimmer - wurden vom SRF-Team komplett und schön umgebaut. Das kostet viel Geld.
Als prominenter Sponsor stets deklariert: Der Schweizer Schreinerverband.
Doch wofür kommt dieser eigentlich genau auf?
SRF-Sponsor brachte sich nur fachlich ein, nicht finanziell
Geschäftsleitungsmitglied Patrik Ettlin sagt zu Nau.ch: «Wir haben unseren Sponsoringbeitrag und diverse organisatorische Nebenleistungen erbracht. Darin sind unter anderem die Organisation des Umbaupartners, also der Schreinerei, und die Präsenz am Dreh enthalten.»
Und weiter: «Die Umsetzung des Umbauprojekts war und ist Sache des SRF. Wir haben uns da mit unserem TV-Schreiner Thomas Zulauf und den Schreinern fachlich eingebracht, finanziell nicht.»
Ettlin wird Konkret, sagt: «Der Umbauteil wurde vom SRF bezahlt.» Das war bisher so nicht bekannt.
Brisant: Schon vor einem Jahr beschwerten sich zwei Zuschauer beim damaligen SRG-Ombudsmann Roger Blum (75) über fehlende Transparenz.
«Wer bezahlt dies alles? Wer hat so viel Geld zum Verteilen?» Und: «Die SRG hat gemäss Konzession keinen Auftrag, private Haushalte mit Renovationsbedarf finanziell zu unterstützen.»
Der Ombudsmann gab ihnen teilweise recht. Man würde gerne wissen, «welchen Anteil die Sponsoren übernommen haben und welcher Anteil dem Redaktionsbudget anheimfällt», so Blum vor einem Jahr.
Und er mahnte: «Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass SRF Gebührengelder verschleudert.» SRF schwieg trotzdem über die Kosten.
Nau.ch will es jetzt genau wissen: Wie viele Gebührengelder verbaut SRF also bei «Happy Day»? Auf Anfrage gibt sich Sprecherin Andrea Wenger auch nun bedeckt. Genaue Umbau-Zahlen will man immer noch nicht nennen.
SRF nennt keine genauen Zahlen
Nur soviel: «Ein Abendformat wie «Happy Day» kostet durchschnittlich 478’000 Franken pro Folge. Die Programme der ganzen SRG – also auch von SRF – sind durch Gebühreneinnahmen und kommerzielle Erträge finanziert.»
Kücheneinrichtungen, wie vergangenen Samstag von Innenarchitekt Andrin Schweizer ausgesucht, werden von Bosch gesponsert.
Durchschnittlich erreicht die beliebte Sendung 700'000 Zuschauer pro Folge.
Den Abgang der Schreiner bedauert man bei SRF. Erstaunlich: Trotz offenbar hohen Kosten werden die «Umbau-Geschichten auch im kommenden Jahr ein wichtiger Bestandteil des Formats sein», so Wenger weiter.
Schreinerverband wendet sich von SRF ab
So oder so: Für den Schreinerverband lohne sich das Sponsoring nicht mehr. Nach zehn Jahren habe man das Engagement beendet, wie Patrik Ettlin Informationen von Nau.ch bestätigt.
«Diese Plattform haben wir 10 Jahre lang nützen können, um unsere Marke «Der Schreiner – Ihr Macher» und den Beruf des Schreiners zu platzieren.»
Man habe «mehrere Millionen Schweizer Franken investiert», mehrheitlich Gelder der Mitglieder.
Aber: «Längst nicht alle Mitglieder sind mit dem Format «Happy Day» rundum zufrieden. Zudem konnten wir damit beispielsweise auch unserem italienisch sprechenden Verbandsteil nicht gerecht werden. Ebenso gab es Stimmen, dass das Format «Happy Day» langsam in die Jahre gekommen ist, die Zielgruppe eher bei den älteren Menschen ist und sich die verschiedenen Elemente wiederholten.»