BAG: 17 Schweizer starben trotz doppelter Impfung am Coronavirus
Im Hinblick auf den Herbst sind zwei Fragen zentral: Wie viele Geimpfte müssen ins Spital? Wie viele sterben dennoch am Coronavirus? Das BAG liefert nun Fakten.
Das Wichtigste in Kürze
- Das BAG schafft Klarheit, wie viele Personen trotz Impfung dem Coronavirus erliegen.
- Von 223 infizierten Schweizern mussten 71 hospitalisiert werden, 17 von ihnen sind tot.
- Aufgrund der Gesamtimpfungen seien diese Zahlen tief, so das Amt von Alain Berset.
Die Schweizer Impfkampagne stockt. Gleichzeitig steigt die Zahl der Neuinfizierten exponentiell an. Am Freitagnachmittag dürfte die von der ETH geschätzte Reproduktionszahl auf ein neues Allzeithoch ansteigen.
Dennoch geben sich die Behörden gelassen – und appellieren: Impfen, Impfen, Impfen! Tatsächlich dürfte die Zahl der Geimpften mit Blick auf den Herbst essenziell werden. Denn: Die hochansteckende Delta-Variante wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine erneute Welle des Coronavirus auslösen.
Der Bundesrat hat bereits durchblicken lassen, dass dann nicht mehr Fallzahlen, sondern Hospitalisationen und Todesfälle zu den relevanten Kriterien werden. An dieser Front gab es am Donnerstag gute Nachrichten: Null neue Tote, null neue Hospitalisationen. Die Impfung scheint zu wirken.
Coronavirus: 71 mussten hospitalisiert werden
Doch sie wirkt nicht immer: Am Samstag machte Nau.ch publik, dass sich seit Januar 218 Personen in der Schweiz trotz doppelter Impfung mit dem Coronavirus angesteckt haben. Die wirklich entscheidenden Fragen blieben dabei aber unbeantwortet.
Auf Anfrage schafft das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nun Klarheit, wie viele geimpfte Personen dennoch ins Spital mussten oder gar an einer Covid-Infektion verstorben sind. Die Zahlen sind auf den ersten Blick schockierend.
Von mittlerweile 223 trotz doppelter Impfung infizierten Schweizerinnen und Schweizern mussten 71 hospitalisiert werden, so eine BAG-Sprecherin. Dabei werden nur «Fälle» erfasst, bei denen der zweite Piks mindestens 14 Tage zurückliegt. Von den mit einer Dosis geimpften Personen Infizierten mussten gar 81 von 206 in Spitalpflege.
Gemäss BAG handelt es sich bei den infizierten Personen um «ältere Geimpfte», so die Sprecherin. Sie ergänzt, dass die Durchimpfung bei Senioren auch weiter fortgeschritten sei als bei der jüngeren Generation. Darauf deutet auch die Sterberate hin.
17 vollständig geimpfte Personen verstarben
Die BAG-Sprecherin sagt: «37 Personen mit erster Impfung und 17 mit vollständiger Impfung seit mindestens 14 Tagen verstarben.» Das heisst: Knapp 12 Prozent der Personen, die sich nach mindestens einer Impfung ansteckten, sind tot. Bei den doppelt geimpften reduziert sich dieser Wert auf 7,6 Prozent.
Das BAG weist darauf hin, «dass die Hospitalisation, beziehungsweise der Tod im Zusammenhang mit Covid-19 stand.» Das bedeute, dass die Personen «positiv auf SARS-CoV-2 getestet» wurden. Allerdings könnten dabei «Covid-19 als auch andere Grunderkrankungen» für Hospitalisation und Ableben verantwortlich sein, erklärt die Sprecherin.
Die nun veröffentlichten Zahlen dürften heftige Diskussionen auslösen. Dabei ist klar, dass die Impfung gegen das Coronavirus einen hohen Schutz bietet. So zeigen sie etwa, dass über 99 Prozent der Infizierten seit Ende Januar nicht geimpft waren.
Laut BAG «geringe Anzahl Hospitalisationen und Todesfälle»
Das Amt von Gesundheitsminister Alain Berset hält denn auch fest: «Vor dem Hintergrund, dass bis Ende Juni insgesamt über 4,4 Millionen Personen mindestens eine Impfdosis und über 3,1 Millionen bereits zwei Impfdosen erhalten haben, ist dies eine geringe Anzahl Hospitalisationen und Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19, die bei geimpften Personen auftraten.»
Im gleichen Atemzug weist die BAG-Sprecherin allerdings auch darauf hin, dass «von einem gewissen Underreporting auszugehen ist». Das bedeutet konkret, dass nicht alle Fälle von geimpften und dennoch infizierten Personen auch wirklich erfasst werden.
Steigende Fallzahlen hin oder her: Der Schweiz dürfte in Bezug auf Massnahmen gegen das Coronavirus ein relativ ruhiger Sommer bevorstehen. Die Landesregierung weilt aktuell zumindest offiziell in den Ferien.
Wie sich das Land auf den Corona-Herbst einstellt, dürfte sich erst am 11. August weisen. Dann findet die nächste Bundesratssitzung statt.