Coronavirus: Alain Berset will bei Grossevents nun doch Gas geben
Wegen des Coronavirus sind Grossveranstaltungen verboten. Heute berät der Bundesrat über weitere Lockerungen. Offenbar sind ambitionierte Pläne im Gespräch.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss Berichten sollen bereits im Juli Events mit 5000 Teilnehmern durchführbar sein.
- Mehrere Festivals wurden aber bereits abgesagt.
In einem normalen Jahr wären viele Schweizer Festivals bereits ausverkauft. Doch das Coronavirus macht Fans und Veranstalter auch 2021 einen Strich durch die Rechnung.
Es fehlt Planungssicherheit. Zwar lässt der Bundesrat mittlerweile draussen Events mit bis 100 Teilnehmern zu, von einem Festival ist das aber weit entfernt.
Grosse Veranstalter haben bereits reagiert. Das Openair St.Gallen findet 2021 nicht statt, Gurten- und Greenfieldfestival ebenfalls nicht. Die Begründung ist überall gleich: Unsicherheiten aufgrund des Coronavirus.
Diese Planungsunsicherheit könnte sich aber laut einem Bericht der Tamedia-Zeitungen bald ändern. Demnach wird der Bundesrat den Kantonen am Mittwoch einen Vorschlag bezüglich der Grossveranstaltungen machen. Dabei geht es darum, unter welchen Bedingungen diese wieder möglich sein sollen. Die Kantone können sich dann bis zum 5. Mai dazu äussern.
Event-Öffnungen in drei Phasen
Der Plan sieht drei Phasen vor: Schon ab Mitte Mai sollen die Kantone einzelne Bewilligungen für Events mit bis zu 1000 Teilnehmenden erteilen können. Es handelt sich dabei um Pilotanlässe, bei denen man beobachten will, ob die Schutzkonzepte funktionieren.
In der zweiten Phase ab dem 1. Juli sollen bereits Veranstaltungen mit bis zu 5000 Personen möglich sein. Für die dritte Phase, die voraussichtlich am 1. September beginnt, könnten Kantone dann gar Events mit bis zu 10'000 Besuchern bewilligen.
Jeweils gelten verschiedene Auflagen, die die Kantone bei der Bewilligung der Anlässe berücksichtigen müssen. Zudem gibt das Coronavirus beziehungsweise die epidemiologische Lage weiter den Takt vor. In dem Bericht heisst es: Bei ungünstiger Entwicklung könnten die Kantone gezwungen sein, erteilte Bewilligungen auch kurzfristig wieder zu entziehen.
Nicht zuletzt dürfen die Events nur von geimpften, negativ getesteten und genesenen Personen besucht werden. Selbstverständlich müssen strenge Schutzkonzepte im Kampf gegen das Coronavirus befolgt werden.
Über 20'000 Zuschauer pro Tag
Diese Meldung dürfte kleineren Konzertveranstalter Hoffnung machen, nicht aber den grossen Festivalbetreibern. Zur Erinnerung: Das Gurtenfestival zieht normalerweise bis 20'000 Besucher pro Tag an, das Openair St.Gallen bis 25'000.
Noch grösser ist das Openair Frauenfeld. Das hätte eigentlich ein Line-up am Start. Ob es durchgeführt wird, wird laut Medienchef Joachim Bodmer demnächst entschieden.
Die Organisatoren fühlen sich auf sich alleine gestellt. «Die Kommunikation zwischen Bundesrat beziehungsweise BAG und den Veranstaltern geht seit Beginn der Pandemie nicht über Alibi-Gespräche hinaus. Wir haben nach wie vor keine Ahnung, was – und ob überhaupt – der Bundesrat plant.»
Coronavirus: Betreiber wünschen sich Plan der Behörden
Die Unsicherheit in der Branche ist vor der Bundesratssitzung enorm. Nau.ch hat mehrere Open-Air-Betreiber kontaktiert, die meisten Anfragen blieben überraschend unbeantwortet. Keine Rückmeldung auch vom Verband Expo Event, trotz Nachfrage.
Dass der Bundesrat keine klare Ansage mache, verschärfe die Situation zusätzlich, sagt Bodmer. «Wir wünschten uns Behörden, die uns mit einem Plan durch die Pandemie führen, statt die Pandemie reaktiv zu verwalten.»
Es könnte für grosse Openairs einen Weg zwischen Absage und Normal-Durchführung geben. Wie, haben gestern die Veranstalter des deutschen Summer-Breeze-Festivals aufgezeigt. Gemeinsam mit der Universität Trier, der Fachhochschule Aalen und dem Bayerischen Roten Kreuz haben sie ein 100-seitiges Schutzkonzept ausgearbeitet.
«Kern des Infektionsschutzes ist unsere engmaschige Teststrategie mittels Schnell- und PCR-Tests», erklärt Veranstaltungsleiter Jonas Medinger. Das sei logistisch machbar.
Doch in Deutschland sieht es für Festivals ähnlich düster aus wie in der Schweiz. Medinger und seine Kollegen haben mit dem Konzept einen offenen Brief veröffentlicht. In der Hoffnung auf eine Reaktion von Politik und Behörden.