Coronavirus: Alkoholverbot in Stadien bei Politikern umstritten
Dass die 1000er-Grenze fällt, freut das Lager der sportbegeisterten Politiker. Ein potenzielles Alkoholverbot in den Stadien sorgt aber für Empörung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kantone prüfen ein Alkohol-Verbot in den Stadien.
- So soll die Aufhebung der 1000er-Regel Corona-tauglich umgesetzt werden.
- Politiker und Politikerinnen reagieren unterschiedlich auf den Vorschlag.
Es herrscht Chaos in der Sportwelt. Und zwar, seit gestern Mittwoch der Bundesrat verkündete, Grossveranstaltungen von über 1000 Teilnehmenden seien ab Oktober wieder möglich. Schutzkonzepte für die Durchführung von Spielen müssen nun her, aber was wie möglich ist, scheint noch vage zu sein.
Der Generalsekretär der Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK), Michael Jordi, schlägt als Begleitmassnahme eine «Einschränkung des Alkoholausschanks» vor. Es wird vonseiten der Gesundheitsdirektoren befürchtet, dass nach Alkoholkonsum die Hemmungen fallen und Distanz- wie Hygieneregeln nicht mehr eingehalten werden.
Alkoholverbot «wirklich unhaltbar»
Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP/BE) ist konsterniert: «Das habe ich schon befürchtet.»
Das Alkoholverbot sein ein Unsinn. «Was soll das, wenn man im Stadion nicht trinken kann, aber in jeder Beiz, Bar und Badeanstalt schon?»
Der YB-Fan wettert weiter: «Es geht nicht darum, jetzt auf ein Nebengleis zu fahren, sondern Sportveranstaltungen durchzuführen.» Die Gesundheitsdirektoren sollen von ihrem widerspenstigen Stil wegkommen und pragmatisch die Grossanlässe bewilligen, so Wasserfallen.
SP-Aebischer stört sich nicht daran
Amtskollege Matthias Aebischer (SP/BE) sieht das Ganze gelassener: «Ich trinke zwar gerne ein Bier im Stadion, kann aber gut vorübergehend auch ohne leben.» Die Champions-League-Spiele ohne Alkohol seien ihm nicht in schlechter Erinnerung geblieben.
Zudem sei ihm «viel wichtiger», dass Zuschauerinnen und Zuschauer wieder ins Stadion dürfen. Auf Twitter verkündete der Politiker, er würde sein YB-Abi «schon einmal aus der Schublade» nehmen.
Bratwurst, Bürli – und Bier
Nationalrätin Diana Gutjahr (SVP/TG) sieht «überhaupt nicht», dass man ein zusätzliches Alkoholverbot aussprechen will. Es sei ein weiterer Einschnitt und werde der Selbst- und Eigenverantwortung nicht gerecht.
Damit nehme man den Getränkehändlern und Gastronomen eine weitere Einnahmequelle, was sie nicht unterstütze. Zudem lasse sich essen und trinken mit den Schutzkonzepten «ohne Probleme vereinbaren», so die SVP-Politikerin.
«Wer zum Beispiel einen Fussballmatch in St. Gallen schaut, will eine leckere St. Gallerbratwurst mit Bürli und einem Bier geniessen», erklärt Gutjahr.