Coronavirus: BAG erwartet mehr Spital-Einweisungen
Omikron treibt die Infektionen mit dem Coronavirus in die Höhe, doch die Spitaleinweisungen sind rückläufig. Das BAG informiert am ersten Point de Presse 2022.
Point de Presse des BAG zum Coronavirus am 4. Januar 2022.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Fallzahlen steigen, doch die Hospitalisierungen sind rückläufig.
- BAG, VKS und Taskforce informieren zum ersten Mal im neuen Jahr über die Entwicklung.
Mit den ersten Corona-Kennzahlen im Jahr 2022 sorgte das BAG für Verwirrung. Auf den ersten Blick deutete alles auf einen Einbruch der Neuinfektionen hin. Doch das BAG hatte auf Twitter 18'950 Fälle vom Freitag vergessen. Für diesen Fehler entschuldigte sich Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung des BAG, gleich zu Beginn des Point de Presse.
Die Zahl der Neuinfektionen ist also weiterhin auf Rekordjagd und überschritt heute erstmals die 20'000er Grenze. Doch die Zahl der Hospitalisationen stagniert oder ist gar leicht rückläufig, die Auslastung der Intensivstationen ist zuletzt leicht gesunken.
BAG, Taskforce und die Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS haben über die neusten Erkenntnisse informiert.
Dies sind die wichtigsten Punkte:
- Das BAG rechnet weiterhin mit einer Zunahme der Fallzahlen, die sich bald auch bei den Hospitalisationen zeigen werde. Allerdings könnte der Anstieg bei der Belegung der Intensivstationen ausbleiben, da die Omikron-Variante nach bisherigen Beobachtungen zu weniger schweren Krankheitsverläufen führe, so Mathys.
- Gemäss Kantonsarzt Rudolf Hauri sei bei der Spitalbelastung derzeit keine eindeutige Bewegung spürbar. Die Krankenhäuser litten jedoch zunehmend unter dem Personalausfall, bedingt durch Erkankung, Isolation oder Quarantäne. Abhilfe verschaffe die bereits vom BAG verkündete Emfpehlung, die Dauer der Quarantäne zu verkürzen, die einige Kantone bereits umgesetzt hätten.
- «Die aktuellen Massnahmen reichen nicht aus, um die Omikron-Welle zu brechen», warnte Taskforce-Vizepräsidentin Samia Hurst. Dies bedeute nicht zwingend, dass es neue kollektive Massnahmen brauche, da jeder Einzelne ebenfalls etwas beitragen könne.
- Chefarzt und Taskforce-Mitglied Alain Di Gallo wanrt, Kinder werden, als die am wenigsten oder nicht geimpfte Gruppe, stark von der Omikron-Welle betroffen sein. Es müssten Massnahmen in den Schulen getroffen werden, damit alle Kinder die Möglichkeit einer Impfung vor einer Infektion haben. Der Fokus soll auf fünf Bereiche gelegt werde: Luftqualität, Testen, der Umgang mit symptomatischen Kindern, die Masken und die Impfung.
Hier finden Sie das Protokoll der Medienkonferenz:
15.07: In der Schweiz könne man noch kein Anstieg der Fallzahlen bei den Kindern beobachten wie in anderen Ländern, so Mathys.
15.05: Sind FFP2-Masken auch für Kinder sinnvoll? Und wie sieht es aus bei Community-Masken?
Der grosse Unterschied liege zwischen «ohne Schutzmaske» und «mit Schutzmaske», so Di Gallo. Deshalb sei es einfach wichtig, dass Kinder eine Schutzmaske tragen würden und diese auch möglichst richtig tragen sollen.
15.04: Die Variante aus Frankreich scheine bisher nur eine der vielen Varianten zu sein, die sich nicht durchsetzen könne gegenüber Delta oder Omikron und untergehen könnte, so Hurst.
15.03: Grossveranstaltungen sind nach Ansicht des BAG grundsätzlich problematisch. «Von jedem solchen Anlass geht ein Risiko aus», sagt Mathys auf die bevorstehenden Ski-Weltcuprennen in Adelboden und Wengen im Berner Oberland und die jüngsten Absagen in der Eishockey-Meisterschaft angesprochen.
15.00: Wie wird die Lage in einem Jahr aussehen? Die bisherigen Varianten des Coronavirus würden einen Grund zur Hoffnung geben, da sie bisher die Immunabwehr nicht oder kaum umgehen können. Doch das Virus habe uns bisher überrascht und könne das jederzeit wieder tun.
14.55: Wann werden die Testkapazitäten erschöpft sein? «Wir haben Kapazitäten für etwa 100'000 Tests am Tag und sind derzeit bei rund 60'000 am Tag», so Mathys. Das BAG evaluiere derzeit die Möglichkeiten einer Ausweitung. Sonst müsste man das Test-Regime anpassen.
14.53: Könnte es erstrebenswert sein, die Ausbreitung der Variante zuzulassen, um die Herdenimmunität zu erreichen? Bei einem kontrollierten Vorgang könnte dies eine Lösung sein, so Mathys. Bei der Übertragungsgeschwindigkeit von Omikron sei dies kaum kontrollierbar.
Hurst ergänzt, dass die Immunität gegen eine Variante nicht zwingend auch vor den restlichen Varianten schützen müsse.
14.51: Könnte die Taskforce keine Modelle für die Belastung der Spitäler in den nächsten Wochen errechnen? Die Taskforce habe derzeit zu wenig Daten dazu, sei sich der Wichtigkeit bewusst und will diese so schnell wie möglich erstellen, so Hurst.
14.49: Es scheine Sensitivitäts-Probleme mit den Schnelltests zu geben bei Omikron. Wer einen positiven Test erhalte, der sei auch positiv. Insbesondere Asymptomatische könnten jedoch fälschlicherweise ein falsches negatives Ergebnis erhalten, so Mathys.
14.45: Sollen auch Kinder bald geboostert werden? Keiner der Experten kann eine Antwort liefern, diese soll nachgeliefert werden.
14.43: Sollte beim Impf-Entscheid bei Kindern nur der individuelle Nutzen oder der gesellschaftliche Nutzen berücksichtigt werden?
«Es spielt beides eine Rolle», so Di Gallo. Doch der individuelle Nutzen soll im Vordergrund stehen. Der Impfstoff könne schwere Verläufe und Long Covid verhindern.
Es gebe keine bekannten schwerwiegenden Risiken beim Covid-Impfstoff für Kinder. Es gebe seltene Ereignisse, bei denen nur schwer zu beurteilen sei, ob sie mit der Impfung zusammenhängten.
14.40: «Was wir derzeit tun reicht nicht aus, um die Omikron Welle zu brechen», so Hurst. Nun könnten individuelle oder kollektive Massnahmen helfen, den Verlauf zu verändern.
14.35: Die Spitäler seien bereits seit Wochen beunruhigt. Reichen die Massnahmen noch aus?
«Die Hinweise, dass es zu einer erneut starken Belastung kommen wird, können wir aufgrund der Erfahrungen im Ausland nicht mehr wegreden. Was man dort sieht, ist icht sehr vielversprechend. Wenn wir uns alle sehr strikt an die längst bekannten Regeln halten würden, hätten wir einen grossen Teil der Infektionen verhindern können», so Mathys. Weitere Verschärfungen könne er nicht ausschliessen.
14.33: Es beginnt die Fragerunde. Ist es eine gute Nachricht, wenn Hospitalisierungen stagnieren und IPS-Belegung sinkt trotz steigender Fallzahlen? So betrachtet natürlich schon, so Mathys. «Wir gehen aber davon aus, dass die Hospitalisationen jetzt wieder zunehmen werden.»
Es bestehe jetzt aber die Hoffnung, dass die Auswirkungen auf die IPS nicht das Ausmass von Delta erreichen werden.
14.23: Kinderarzt und Taskforce-Mitglied Alain di Gallo spricht über das Risiko der Kinder und dem anstehenden Schulbeginn. Kinder werden von Omikron, als die am wenigsten oder nicht geimpfte Gruppe, stark betroffen sein.
Fachpersonen seien sich einig, dass in den Schulen Massnahmen getroffen werden müssten, damit alle Schüler eine Chance erhalten, sich komplett impfen zu lassen, bevor sie mit Omikron in Kontakt kommen. Wichtigstes Ziel sei dennoch die Offenhaltung der Schulen.
Die Massnahmen sollten sich auf fünf Bereiche konzentrieren: Luftqualität, Testen, der Umgang mit symptomatischen Kindern, die Masken und die Impfung. Es sei wichtig, dass alle Massnahmen umgesetzt würden, denn nur in der Kombination sei der Schutz optimal.
Derzeit sei es wegen der starken Verbreitung des Coronavirus sehr wichtig, dass symptomatische Kinder zu Hause blieben. Durch einen besseren Zugang zu PCR-Tests könnte jedoch verhindert werden, dass Kinder unnötigerweise dem Unterricht fernbleiben müssen.
Kinder über sechs Jahre sollten laut Di Gallo bei jedem Symptom getestet werden. Kinder unter sechs Jahren sollten nicht unnötig belastet werden.
14.15: Samia Hurst, Vizepräsidentin der Taskforce, spricht über die Omikron-Variante. Der R-Wert liege in allen Regionen des Landes über 1.
Für Ungeimpfte liege das Risiko einer Covid-Erkrankung durch die Omikron-Variante wahrscheinlich in einem ähnlichen Bereich wie während der zweiten Welle. Bei geimpften Personen sei das Risiko deutlich kleiner.
Daten aus Irland und Grossbritannien würden andeuten, dass die Intensivstationen nicht mehr das Nadelöhr darstellen könnten. Dort müssten zwar viele Erkrankten im Spital behandelt werden, ohne jedoch auf der IPS zu landen.
Zu hohe Infektionszahlen könnten die Testkapazität übersteigen. Das würde dazu führen, dass die Betroffenen nicht mehr wissen könnten, wann eine Isolation oder Quarantäne angebracht sei und es würde zu mehr Infektionen kommen.
14.11: Nun spricht Kantonsarzt Rudolf Hauri. In den Spitäler sei noch keine eindeutige Bewegung bei der Belastung zu spüren. Der zunehmende Ausfall des Personals durch Isolation und Quarantäne sei hingegen bereits spürbar.
Das BAG habe die Empfehlungen deshalb bereits angepasst und die Quarantäne-Dauer verkürzt. Es sei aber wichtig, dass Quarantäne weiterhin verordnet werden dürfe bei engen Kontakten. Die Kantone dürften jedoch selber entscheiden, ob sie die Empfehlungen umsetzen wollen.
Die jüngsten Anpassungen führten auch zu einer leichten Entlastung bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten - dem sogenannten Contact Tracing. Denn es habe sich gezeigt, dass Infizierte zunehmend schwer erreichbar seien.
«Die Fallzahlen sind sehr hoch», betonte der Zuger Kantonsarzt. Und man müsse damit rechnen, dass diesmal die Festtage einen weiteren Anstieg nach sich ziehen würden - anders als im Vorjahr.
Man sehe, dass wegen Omikron zunehmend auch Geimpfte infiziert würden oder ins Spital müssten, so Hauri weiter. Bei den Intensivpatientinnen und -patienten sehe man diesen Effekt dagegen noch nicht.
14.05: Die Fallzahlen haben am Montag erstmals die 20'000er Grenze überschritten. «Doch die Hospitalisationen haben vorerst trotzdem nicht zugenommen, auch die IPS-Belastung ist stabil bis leicht sinkend. Aufgrund der erwarteten heftigen Zunahme der Neuinfektionen muss trotz weniger starken Verläufen mit Omikron mit einem Anstieg der Hospitalisationen gerechnet werden», so Mathys. Die Auswirkungen auf die Spitäler dürften leichter sein als bei der Delta-Welle.
Zusammen mit Frankreich, Dänemark, Spanien und Grossbritannien gehöre die Schweiz zu jenen Ländern in Europa mit den höchsten Corona-Fallzahlen. Die 20- bis 29-Jährigen bildeten dabei die am stärksten durch Infektionen betroffene Gruppe.
Mathys rechnet in den kommenden Wochen mit einer starken Zunahme der Spitaleintritte im Zusammenhang mit Covid-19, allerdings nicht unbedingt mit mehr Belegung auf den Intensivstationen. Der Grund: Die Omikron-Variante führe nach bisherigen Beobachtungen zu weniger schweren Krankheitsverläufen.
Die hohe Zahl an positiven Corona-Testergebnissen - solche, die eine Ansteckung bestätigen - lässt nach Einschätzung von Mathys darauf schliessen, dass viele Ansteckungen unentdeckt bleiben.
14.00: Patrick Mathys kündigt die erste Medienkonferenz im neuen Jahr wie gewohnt mit den neusten Corona-Zahlen an. «Die Ausbreitung von Omikron schreitet weiter rasch voran.» Die Daten der Feiertage seien schwer zu interpretieren wegen den Feiertagen.
Dann erklärt Mathys, bei der Veröffentlichung der Corona-Zahlen auf Twitter sei ein Fehler passiert und entschuldigt sich dafür. Wegen der Feiertage hatte das BAG die Zahlen nicht täglich publiziert. Am Montag gingen bei einem ersten Tweet die Zahlen vom Freitag vergessen. Auf dem Dashboard hatte das BAG die korrekten Daten veröffentlicht.
Folgende Fachleute nahmen teil:
- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG
- Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS
- Samia Hurst, Vizepräsidentin, National COVID-19 Science Task Force
- Alain Di Gallo, National COVID-19 Science Task Force