Die Agroscope Fusion sorgt für rote Köpfe – ausser in Bern
Die Landwirtschafts-Forschung soll an einem Standort gebündelt werden. Das stösst sauer auf. Überall? Nein. In Bern hat man sich längst an den Gedanken gewöhnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Landwirtschaftsminister Schneider-Ammann muss 40 Millionen sparen.
- Dazu sollen die aktuell sieben Standorte zu einem zusammengelegt werden.
- Das führt schweizweit zu Protest. Nur im Berner Standort hat man sich bereits arrangiert.
Heute geht es im Parlament nicht nur um die Wurst, sondern um Kuh und Getreide: Der Nationalrat diskutiert schwächeren Grenzschutz und mehr Freihandel in der Landwirtschaft.
Bereits im Voraus warnten die Bauern vor offenen Grenzen – und zogen auch den Tierschutz mit in ihren Argumentationskatalog.
Aus sieben wird einer
Doch nicht nur die
Hauptthemen sorgen für rote Köpfe. Am Rande wird auch die Agroscope, das nationale Kompetenzzentrum
des Bundes für die landwirtschaftliche Forschung, diskutiert.
Im März hatte Landwirtschaftsminister Schneider-Amman angekündigt, bei der landwirtschaftlichen Forschung 40 Millionen einzusparen. Dazu sollen die heute sieben Forschungs-Standorte von Agroscope an einem Standort im freiburgischen Posieux zusammengefasst werden.
Darüber verwarf man in den betroffenen Regionen die Hände: «Für mich ist das eine enorme Geldverschwendung. Schauen Sie dieses Gebäude an. Das ist nigelnagelneu. Es ist noch nicht einmal eingeweiht worden. Die Baustelle ist noch nicht ganz fertig. 90 Millionen Franken wurden ausgegeben und jetzt ist die Rede davon, diesen Standort aufzugeben. Für mich ist das wirklich Geldverschwendung», sagt Stadtpräsident Daniel Rossellat gegenüber der SRF Tagesschau. An gleicher Stelle zankten sich auch Bauernpräsident Markus Ritter und Bundesrat Schneider-Ammann.
Alle sind sauer? Nein, die Berner nicht
Doch nicht alle Standorte nehmen die Fusion so schwer. Im
Berner Liebefeld beispielsweise sind die Wellen der Empörung längst verebbt. Hier
steht schon lange fest: «Die gesamte Einheit Liebefeld wird gezügelt», so Christine
Caron-Wickli, Mediensprecherin Agroscope, zu
Nau. Betroffen sind rund 138 Mitarbeiter. «Im Moment ist geplant, alle
Arbeitsplätze nach Posieux zu zügeln», so
Caron-Wickli. Allerdings überprüfe Agroscope
laufend sein Aufgaben-Portfolio; auch könne dem guten Vorsatz je nach
Bundeshaushalt eine weitere Sparrunde in den
Weg kommen.
Die heutige Diskussion im Parlament zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik, bei der es am Rande auch um die Reform von Agroscope gehen könnte, betrifft die Liebefelder zudem so oder so nicht: «Unser Umzug bis 2022 oder 2023 geschieht unabhängig von der grossen Agroscope-Zentralisierung bis 2028». Finanziert wird das neue Gebäude in Posieux denn auch – anders als die übrigen für einen Campus benötigten Gebäude, die aufs Bundes-Budget gehen – vom Kanton Freiburg.
Die Gebäude in Bern «gehören nicht Agroscope sondern dem Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), erklärt Caron. Verlustgeschäfte mache man hier also keine.