Guy Parmelin spannt für Startup-Offensive mit Nestlé zusammen
Mit Nestlé und Hochschulen lanciert Bundesrat Guy Parmelin das «Swiss Food & Nutrition Valley». Die Zukunft des Essens soll in der Schweiz geschrieben werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Am WEF wurde das «Swiss Food & Nutrition Valley» lanciert.
- Beteiligt sind EPFL, Nestlé, der Kanton Waadt und die Hotelfachschule.
- Es sollen Startups im Bereich nachhaltige Nahrungsmittelproduktion gefördert werden.
Man sei ja bereits am gleichen Ort, betont Paul Bulcke, Verwaltungsratspräsident des Nahrungsmittel-Multis Nestlé. Also will man rund um Lausanne auch offiziell gemeinsame Sache machen, mit bundesrätlichem Segen am WEF lanciert. Die ETH Lausanne, die Hotelfachschule gleichenorts und der Kanton Waadt gründen mit Nestle das «Swiss Food & Nutrition Valley». Angelehnt an das Silicon Valley in Kalifornien und ans Crypto Valley rund um Zug, sollen so innovative Startups gefördert werden.
Bundesrat Parmelin voll des Lobs
Denn: Schliesslich sei die Schweiz ein Vorreiter bei neuen Produkten und globaler Player der Nahrungsmittelindustrie. Nestlé ist im «Nutrition Valley» die Macht im Haus, mit einem Grossteil seiner Forschung und Entwicklung rund um Lausanne. Dass Kanton, Bildung und Private zusammenspannen, das gefällt dem Wirtschaftsminister.
«Diese Synergie ist sehr interessant», lobt der Waadtländer seine eigene Heimat. Nicht vergessen dürfe man natürlich die Bauern, und eine Beteiligung des Bundes-Kompetenzzentrums Agroscope sei bereits in Diskussion. Food Waste, bessere Nahrungsmittel, Nachhaltigkeit: «Das ist ein Thema in ganz Europa», hat Parmelin an der Grünen Woche in Berlin gerade erlebt.
Nestlé und die Nachhaltigkeit
Von Verantwortung gegenüber dem Planeten mit seinen limitierten Ressourcen spricht auch Paul Bulcke. Viele werden bei Nachhaltigkeit aber wohl nicht zuerst an den weltgrössten Nahrungsmittelkonzern denken. «Diese Wahrnehmung würde ich gerne hinterfragen», sagt Bulcke. Gerade das letztes Jahr lancierte pflanzliche Protein, das unter der Marke «Incredible Burger» vermarktet wird, sei eines der besten Beispiele.
«Der Konsument will das und gleichzeitig hilft es dem Planeten», betont Bulcke, und Nestlé wandle seit langem auf diesen Pfaden. «Wasser – eine riesige Herausforderung – wenn man langfristige Visionen hat, macht das auch unternehmerisch Sinn.» Oder Verpackungen: «In fünf Jahren wollen wir alles rezikliert oder reziklierbar haben. Herumliegender Abfall mit dem Nestlé-Logo drauf, das ist heutzutage schlechtes Business.
Salat-Znacht bei Parmelins, Functional Food für die Massen
Zur Degustation gab es am WEF eine Art Joghurt mit Urolithin A, einem Anti-Age-Wirkstoff, der unter anderem in Granatäpfeln vorkommt. Entwickelt an der ETH Lausanne, schmeckt gut (wenn man Joghurt mag), aber will die Gesellschaft wirklich Chemie statt Nahrung? «Die Leute sagen, sie wollen das, meine Rolle ist, es möglich zu machen», sagt Bulcke. «Du sollst nicht Kompromisse eingehen müssen, um das richtige für den Planeten zu tun – das ist unsere Motivation.»
Die saisonale, gesunde und fleischarme Ernährung – sie sei mehr als nur ein Lippenbekenntnis zum Lancierungs-Event, sagt Wirtschaftsminister Parmelin. «Ich habe sehr gerne ein Risotto mit Spargeln und am Abend manchmal nur ein Salat. Meine Frau macht das und sie kontrolliert mein Gewicht.» Also doch: Ganz so freiwillig und kompromiss-frei ist der gesellschaftliche Wandel bei der Ernährung dann doch nicht.