Nestlé setzt voll auf Fleischalternativen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Vevey,

Fleischersatzprodukte sind längst im Mainstream angekommen. Neben hippen Start-ups will auch Lebensmittelmulti Nestlé ein Stück vom Kuchen.

Nestlé Incredible Burger
Nestlé überarbeitet den Incredible Burger, damit er noch mehr nach Fleisch schmeckt. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Nestlé setzt verstärkt auf pflanzliche Fleischersatzprodukte.
  • Der Vegi-Burger des Konzerns verkaufte sich in drei Monaten 5 Millionen Mal.

Nestlé steht für viele für Kitkat, Maggi, Thomy oder Nestea. Doch der Westschweizer Lebensmittelmulti ist im Wandel. Süssigkeitenfirmen werden abgestossen, fokussiert wird vermehrt auf gesunde Nahrungsmittel.

Passend zu diesem Transformationsprozess setzt der Konzern verstärkt auf Fleischersatzprodukte. Es begann 2017, als die Westschweizer den US-Hersteller Sweet Earth gekauft haben. Mittlerweile bietet Nestlé unter mehreren Marken pflanzliche Fleischalternativen an.

Garten Gourmet verkauft eine Reihe von Vegi-Produkten: Etwa Nuggets, Burger-Patties oder Schnitzel. Am Freitag hat die Nestlé-Marke ein pflanzliches Hack präsentiert, welches im Herbst in Europa in die Theken kommt.

Deutsche fahren auf veganen Burger ab

Zudem wurde der Incredible Burger sieben Monate nach Marktstart bereits überarbeitet, damit er noch stärker nach Fleisch schmeckt. Schon heute wird das fleischlose Pattie von Veganern in den Himmel gelobt. In der Schweiz ist der pflanzliche Burger vorerst nicht erhältlich.

Nestlé Ulf Mark Schneider
Ist auf den Geschmack von Vegi-Produkten gekommen: Ulf Mark Schneider, Chef von Nestlé. - Keystone

In Deutschland sind die Pflanzen-Burger ein Grosserfolg. Fast fünf Millionen vegane Patties hat der Konzern alleine in den letzten drei Monaten bei unseren Nachbarn verkauft. Damit verkauft Nestlé laut «Handelsblatt» rund doppelt so viele vegane Burger wie die Nummer zwei auf dem Markt. Weil die Nachfrage so gross ist, hat Nestlé die Produktion in Tschechien um eine Schicht erweitert.

Gewiss: Noch machen die Fleischalternativen keinen Grossteil des Umsatzes aus. Doch der Konzern erwartet Wachstumssprünge. «Bei den Lebensmitteln sehen wir bei pflanzenbasierten Angeboten bessere Wachstumsmöglichkeiten», sagte Firmenchef Ulf Schneider bei der Präsentation der Jahreszahlen. Im Vorjahr verbuchte der Lebensmittelmulti hier ein zweistelliges Wachstum.

Börsianer glauben an Fleischalternativen

Nicht nur Schneider glaubt an einen Nachfrage-Boom. Das Finanzunternehmen Barclays rechnet, dass sich der globale Markt an Fleischalternativen auf 140 Milliarden Dollar vervielfachen wird. Das entspräche rund zehn Prozent des gesamten Fleischmarktes.

Beyond Meat
Beyond-Meat-Chef Ethan Brown (M) jubelt mit Mitarbeitern über den Börsengang des Fleischersatz-Herstellers. - dpa-infocom GmbH

Wie sehr der Markt an die Fleischalternativen glaubt, zeigt der Erfolg von Beyond Meat. Der Vegi-Burger-Hersteller ist der Liebling der Wall Street. Die Marktkapitalisierung liegt bei fast neun Milliarden Dollar, aktuell kostet das Wertpapier dreimal mehr als beim Börsenstart im Frühling.

Das kommt nicht von ungefähr. Im zweiten Quartal hat das Unternehmen den Umsatz auf 67 Millionen Dollar gesteigert. Das sind rund zehn Millionen mehr als Analysten erwartet hatten. Und nicht nur das: Gegenüber dem Vorjahresquartal stieg der Umsatz um 287 Prozent.

Das sind absolute Traumzahlen. Nestlé-Chef Schneider scheint aufs richtige Pferd zu setzen.

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