Klimakleber: Renommierter Klimaforscher lobt «friedlichen Protest»

Umweltphysiker Thomas Stocker versteht die Aufregung um die Klimakleber nicht. Stattdessen sollten wir uns Sorgen um die Auswirkungen des Klimawandels machen.

Der Umweltphysiker Thomas Stocker hat Sympathien für die Klimakleber. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aktionen von «Renovate Switzerland» erhalten prominente Unterstützung.
  • Der Schweizer Klimaforscher Thomas Stocker versteht die Aufregung nicht.
  • Schliesslich seien die Proteste gewaltfrei. Er rügt dafür die "Lügenkampagne" der SVP.

Der Sommer ist heiss, die Gewitter sind stark – der Klimawandel ist in aller Munde. Somit auch Klimaktivistinnen- und aktivisten von «Renovate Switzerland», die mit Klebeaktionen und Verkehrsblockaden seit einiger Zeit auf sich aufmerksam machen.

Aktivisten von «Renovate Switzerland» protestieren in Bern für mehr Massnahmen gegen den Klimawandel. - keystone

Für sie ist es ein Zeichen des Widerstands und ziviler Ungehorsam das letzte Mittel, für andere Terrorismus. Wie auch immer: die Gruppe und deren Aktionen sind kontrovers und die politischen Geister scheiden sich an ihnen.

«Klimakleber demonstrieren auf friedliche Weise»

Beim Berner Klimaforscher Thomas Stocker sorgt für Verwunderung, dass sich die Schweizer Bevölkerung so über die sogenannten Klimakleber aufregt. Gegenüber dem «Blick» sagt er: «Die Klimakleber demonstrieren auf friedliche Weise für ein stabiles Klima, was allen zugutekommt. Klar, sie ecken an, wenn sie sich auf die Strasse kleben und den Verkehr aufhalten.»

Das könne man aber doch nicht mit der jahrzehntelangen Misswirtschaft und Profitgier Einzelner vergleichen. Diese habe eine ganze Institution zu Fall gebracht und viele Tausende Arbeitsplätze gefährdet, so Stocker.

Renovate Switzerland wirft der Politik Untätigkeit vor. (Archiv) - sda - Renovate Switzerland

«Ich habe Sympathien für die Klimakleber, denn sie drücken eine Besorgnis auf gewaltlose Art eindringlich aus.» Für ihn sei jedoch eine rote Linie überschritten, wenn Kulturgut, zum Beispiel in einem Museum, beschädigt werde.

Klimaschutzgesetz ist nicht genug

Die Schweiz sei das einzige Land, das sich sogar per Volksentscheid zum Netto-Null-Ziel bekannt habe, betont Stocker gegenüber der Zeitung. «Das ist super. Das im Juni gutgeheissene Klimaschutzgesetz ist ein wichtiger und richtiger Schritt, aber nicht genug. Uns läuft die Zeit davon.»

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Die SVP rügt er für ihre «schrille Lügenkampagne» und dass sie die «Verlustängste» der Menschen ausschlachte, die der Klimaschutz auslöse. «Klimaschutz eröffnet viele Chancen und vermeidet Klimaschäden», findet Stocker. Wenn ein Hauseigentümer beispielsweise von einer Ölheizung auf Erneuerbare umsteige, würden davon die KMU und das Gewerbe der Schweiz profitieren.

«Angst sollten uns vielmehr die Klimaschäden und die Auswirkungen der Klima-Erhitzung auf unsere Ressourcen und unsere Gesundheit machen.»