Kritik an Kampfjet-Landungen auf Autobahn A1
Die Luftwaffe startet und landet heute mit F/A-18-Kampfjets auf einem abgesperrten Autobahn-Teilstück. Linke hinterfragen den Nutzen der Übung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Luftwaffe trainiert heute Starts und Landungen auf der Autobahn A1.
- Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter vermutet dahinter eine Kampagne der Armee.
- Die Sperrung der A1 für Kampfjet-Training sei völlig legitim, sagt FDPlerin Maja Riniker.
Erstmals seit den 90er-Jahren führt heute die Luftwaffe im Rahmen der Übung «Alpha Uno» wieder Kampfjet-Landungen auf Autobahnen durch. Auf einem eigens abgesperrten Teilstück der A1 im Kanton Waadt sollen F/A-18-Kampfjets landen, gewartet werden und wieder starten.
Einige im ganzen Land verteilte Autobahn-Strecken sind extra zu solchen Zwecken schnurgerade gebaut. Teilweise müssen die Kampfjets allerdings unter Brücken hindurch sausen.
Grünen-Schlatter: «Nutzen bleibt unklar»
«Wenn schon müsste man doch mit F-35 landen …», sinniert Nationalrätin Marionna Schlatter (GPS/ZH). Die Beschaffung der neuen Kampfjets ist allerdings erst geplant. Aber so, konstatiert Schlatter: «Der Nutzen bleibt mir unklar.»
Unklar, aber auch widersprüchlich, findet die Sicherheitspolitikerin. «Flugshows werden abgesagt, aber dann dafür diese Übung angesetzt: Das reiht sich ein in die ganze Kampagne der Armee: Dass der Feind vor der Grenze stehe und man deshalb aufrüsten müsse.»
Auch die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (Gsoa) hat die Militärübung heftig kritisiert. Die Armee solle künftig auf solch überflüssige und «ressourcenverschwendende» Anlässe verzichten, hiess es in einer Medienmitteilung am Mittwoch.
Die Politik solle sich endlich an einer nüchterne Bedrohungsanalyse orientieren, anstatt Geld für unrealistische Bedrohungsszenarien zu verpulvern. Die Übung koste die Bevölkerung «Milliarden an Steuergeldern» und bringe keine Sicherheit. Stattdessen forderte die Gsoa mehr Aufmerksamkeit für reale Bedrohungen wie die Klimakrise oder den Katastrophenschutz.
Die Luftwaffenübung sei an Propagandaeffekt kaum zu überbieten. So führe die Armee ihre seit Monaten laufende Aufrüstungskampagne hemmungslos fort, schrieb die Gsoa.
Streitpunkt: Ist die Schweiz bedroht?
Der Vergleich mit Flugshows ist für FDP-Nationalrätin Maja Riniker aber nicht zulässig: «Das letzte Axalp-Schiessen ist auch nicht Jahrzehnte her!» Es gehe ums Training: «Dass die Luftwaffe übt, sich schnell dezentral zu verschieben.» Für den Fall also, dass ein Militärflugplatz unbrauchbar werden sollte. Der Flugplatz Payerne liegt denn auch in unmittelbarer Nachbarschaft zur Teststrecke auf der A1.
«Die Bedrohungslage hat sich verändert und Üben ist immer wichtig und richtig», findet Riniker. Dem wiederum widerspricht Nationalrätin Schlatter, die beim Zeitpunkt grosse Fragezeichen setzt. «Im sicherheitspolitischen Bericht des Bundesrats steht: Die unmittelbare Bedrohungslage für die Schweiz hat sich nicht verändert. Aber der Bevölkerung wird suggeriert, dass es gefährlicher geworden sei.»
Maja Riniker weist dagegen darauf hin, dass es um viel mehr gehe als nur auf einem geraden Stück Strasse aufzusetzen. «Es geht auch um das Zusammenspiel von Astra, Luftwaffe und anderen – immerhin wird eine Autobahn gesperrt. Das ist völlig legitim, denn so kann man für alle Szenarien gewappnet sein.»