Macron-Besuch: Uni-Randalierer verlangen «wenigstens Kaffee!»
Am zweiten Tag des französischen Staatsbesuches besuchen Emmanuel Macron und Alain Berset die Universität Lausanne und das Forschungszentrum Cern.
This browser does not support the video element.
X / EmilienVerdon - Pro-palästinensische Demonstranten verlangen Kaffee, nachdem sie aufgrund von Raufereien von der Polizei eingekesselt wurden.
Das Wichtigste in Kürze
- Zum ersten Mal seit 2015 ist der französische Staatspräsident zu Besuch in der Schweiz.
- Gestern wurden Emmanuel Macron und seine Ehefrau Brigitte auf dem Bundesplatz empfangen.
- Heute steht ein Besuch der Universität Lausanne und des Forschungszentrums Cern bevor.
Am zweiten Tag seines Staatsbesuchs wird der französische Präsident Emmanuel Macron in der Romandie erwartet. Zusammen mit Bundespräsident Alain Berset wird Macron an der Universität in Lausanne über Europa sprechen. In den sozialen Medien haben Studierende pro-palästinensische Kundgebungen angekündigt: Aus Sicherheitsgründen wurde das Gelände weiträumig abgeriegelt.
Am Mittag werden Macron und Berset im Hotel Beau-Rivage Palace am Genfersee zu Mittag essen. Anschliessend werden die beiden Staatsmänner nach Meyrin aufbrechen, um das Forschungszentrum Cern zu besuchen.
Geplant ist ein Besuch des Large Hadron Collider (LHC) und eine Diskussionsrunde mit jungen Forschern aus beiden Ländern. Um 17.30 Uhr werden Macron und seine Frau schliesslich mit dem Präsidentenflugzeug nach Frankreich zurückkehren.
In diesem Ticker informiert Sie Nau.ch laufend über die Entwicklungen: Die Geschehnisse am zweiten Tag des Staatsbesuchs können Sie hier nachlesen.
«Bringt uns wenigstens Kaffee!»
Zahlreiche Randalierer wurden von der Polizei vor der Universität Lausanne eingekesselt. Im Anschluss durften die pro-palästinensischen Demonstrierenden den Platz vorerst nicht verlassen.
Als der Vize-Rektor der Universität den Eingekesselten ihr Schicksal eröffnet, geht ein lautes Raunen durch die Menge. «Die Polizei hat den Befehl, euch hier festzuhalten – noch eine Stunde», erklärt Benoît Frund.
Die teilweise maskierten Demonstranten scheinen keinerlei Verständnis für die Sicherheitsmassnahmen der Polizei zu haben. Was danach folgt, ist fast schon dreist: «Bringt uns wenigstens Kaffee», ruft eine Demonstrantin aus der Menschenmasse.
Macron und Berset sprechen mit Studierenden
15.00 Uhr: Emmanuel Macron und Alain Berset haben sich am Donnerstagvormittag mit Studierenden ausgetauscht. Sie sprachen unter anderem über Europa, den Krieg im Nahen Osten und das Klima.
Hauptsächlich Studierende der Universität Lausanne und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) hatten im grossen Auditorium Platz genommen. Rund 1400 Menschen waren anwesend. Sie hörten den beiden Präsidenten über eine Stunde lang friedlich zu und bedachten die meisten ihrer Beiträge mit Applaus.
Macron wurde unter anderem zu seiner Haltung zum Krieg im Gazastreifen befragt. Der französische Präsident erinnerte daran, dass Frankreich «den Terrorangriff» der Hamas vom 7. Oktober «mit äusserster Entschiedenheit» verurteile und Israel das Recht habe, sich zu verteidigen.
Allerdings rechtfertige dieses Recht «nicht die Bombardierung von Zivilisten» im Gazastreifen, unterstrich Macron. Auch das Kriegsrecht und das humanitäre Recht müssten respektiert werden. Macron forderte eine «sofortige humanitäre Waffenruhe» und die «Wiederaufnahme des politischen Dialogs». Auf diese Weise könne das palästinensische Volk letztendlich einen eigenen Staat haben.
Berset spricht von «Eskalation» und «Horror»
Berset erklärte seinerseits, dass die «Eskalation», die den Konflikt «in den Horror» treibe, beendet werden müsse. Zudem erinnerte er daran, dass sich die Schweiz – aufgrund ihrer humanitären Tradition – für den Schutz der Zivilbevölkerung einsetze.
Macron sprach weiter über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen für Europa. Dabei äusserte er den Eindruck, dass die «Grundlagen Europas noch nie so sehr erschüttert» worden seien wie zurzeit. Dennoch bleibe Europa angesichts aller Risiken des Auseinanderdriftens und der Rückkehr zu Nationalismen die beste Antwort.
Um dies zu erreichen, müsse die EU jedoch geeinter auftreten. Dazu gehöre, dass Europa seine «Souveränität» gegenüber anderen Grossmächten, allen voran den USA und China, wiedererlange. Um an Souveränität zu gewinnen, müsse Europa unter anderem «massiv investieren». Insbesondere in Technologien im Zusammenhang mit dem ökologischen Wandel oder der künstlichen Intelligenz.
Ausserdem betonte Macron, dass Europa «eine demokratische Vitalität» wiedererlangen müsse. Diese sei unter anderem durch Falschinformationen und Propaganda, die über soziale Netzwerke verbreitet würden, bedroht.
Im Bereich des Klimaschutzes forderte Macron ebenfalls «bedeutende Investitionen» und drängte die grossen und reichen Volkswirtschaften, die Pariser Vereinbarungen einzuhalten. Ein wichtiger Schlüsselfaktor sei, dass die Schwellenländer schnell aus der Kohle aussteigen würden.
Pro-Palästinensische Studierende demonstrieren gegen Macron
11.15 Uhr: Videos auf X zeigen Scharmützel zwischen Polizei und Demonstranten vor der Universität Lausanne. Die Ordnungskräfte mussten Pfefferspray oder Tränengas einsetzen, um die wütende Meute im Zaum zu halten.
This browser does not support the video element.
X / @MichoudL - Video demo tränengas
Das Video stammt vom persönlichen Account eines «Blick»-Journalisten. Rund 200 pro-palästinensische Studierende machten ihrem Unmut über Macrons Haltung um Israel-Krieg Luft: Sie verlangen einen sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten.
10.30 Uhr: Die Jugendlichen versammelten sich gegen 09.30 Uhr vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort feststellte.
Von dort aus zogen sie über den Campus, wo Macron und Bundespräsident Alain Berset um 10.15 Uhr erwartet wurden.
Die Studierenden waren unter anderem mit Kochtöpfen und einigen palästinensischen Flaggen ausgestattet. Sie skandierten unter anderem «Macron complice!» und trugen Transparente mit der Aufschrift «Stop genocide» oder «Free Palestine».
This browser does not support the video element.
X / @loq_nueve - Video Demo 1
Der Demonstrationszug wurde von mehreren Dutzend Polizisten begleitet, die am Donnerstag auf dem Universitäts-Campus ein grosses Sicherheitsaufgebot aufgestellt hatten.
Mega-Konvoi fährt von Bern in Richtung Romandie
09.00 Uhr: Emmanuel Macron und seine Entourage fahren mit einem langen Konvoi von Bern in Richtung Romandie los.
SRF-Redaktor Andy Müller teilt das entsprechende Video auf X (ehemals Twitter). Die Delegation des französischen Staatsoberhauptes wird gegen 10.15 Uhr in Lausanne erwartet.