Ankara: Macrons Aussagen zu Libyen sind «irrational»

Macron hatte das Engagement der Türkei im Bürgerkriegsland Libyen kritisiert. Ankara weist die Vorwürfe zurück.

Emmanuel Macron wirft der Türkei ein «gefährliches Spiel» vor. Foto: Eliot Blondet/ABACA Pool/AP/dpa - sda - Keystone/ABACA Pool/AP/Eliot Blondet

Das Wichtigste in Kürze

  • Emanuel Macron kritisierte ein Abkommen der türkischen Regierung mit Libyen.
  • Die Türkei weist die Vorwürfe Frankreichs als «irrational» zurück.
  • Der französische Präsident meint, die türkische Hilfe verstosse gegen das Völkerrecht.

Die Türkei hat Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an Ankaras Unterstützung der international anerkannte Regierung in Libyen scharf zurückgewiesen. Macrons Äusserungen seien «irrational», teilte der Sprecher des türkischen Aussenministeriums, Hami Aksoy, am Dienstag mit.

Macron hatte der Türkei am Montag unter anderem vorgeworfen, in Libyen ein «gefährliches Spiel» zu treiben.

Der französische Präsident hatte zudem kritisiert, dass das Engagement der Türkei in Libyen nicht mit dem Völkerrecht vereinbar sei. Auch ein Abkommen über Seegrenzen zwischen Ankara und der Regierung in Tripolis würde dagegen verstossen.

Recep Tayyip Erdogan, türkischer Präsident, spricht vor Mitgliedern seiner Partei. (Archivbild) - dpa

Ankara warf Frankreich nun vor, in Libyen «seit Jahren illegitime Strukturen» zu unterstützen. Damit habe das Land einen beträchtlichen Anteil am Chaos in Libyen zu verantworten. «In dieser Hinsicht spielt in Wahrheit Frankreich das gefährliche Spiel in Libyen», erklärte Aksoy.

Die Türkei steht im libyschen Bürgerkrieg auf der Seite der Regierung des international anerkannten Ministerpräsidenten Fajis al-Sarradsch. Dessen Gegner General Chalifa Haftar wird wiederum von Ägypten, Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt.

Türkei wirft Frankreich vor, «Kriegsbaron» zu unterstützen

Die Türkei warf Frankreich am Dienstag vor, den «Kriegsbaron» Haftar zu unterstützen. Sie forderte Frankreich zudem dazu auf, mutmassliche Kriegsverbrechen zu untersuchen, für die mit Haftar verbündete Milizen und Söldner verantwortlich seien. Als Beispiel nannte die Türkei den Fund von Massengräbern. Sie lagen in der rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Tripolis entfernten Stadt Tarhuna.

Haftar hatte vor mehr als einem Jahr eine Militärkampagne gegen die Regierung von Al-Sarradsch begonnen. Zuletzt war es den Regierungseinheiten mit Unterstützung der Türkei aber gelungen, die Einheiten Haftars zurückzudrängen. Anfang Juni waren Regierungstruppen nach Tarhuna vorgerückt. Davor war Tarhuna ein wichtiger Stützpunkt für Haftars Offensive.