Barschar Al-Assad: Kurden verbünden sich mit Regime

Die Eskalation in Nordsyrien schafft ungewöhnliche Verbündete. Nach dem Abzug der USA aus Nordsyrien suchen die Kurden Schutz beim Assad-Regime.

Die Flagge der Kurdenmiliz YPG an einem Gebäude. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Nordsyrien geraten die Kurdenmilizen zunehmend unter Druck.
  • Wegen des türkischen Einmarschs schickt die Assad-Regierung eigene Truppen in die Region.
  • Die Kurden hatten zuvor die Regierung in Damaskus um Hilfe gebeten.

Die Kurdenverwaltung in Nordsyrien hat eine Einigung mit der Regierung in Damaskus über eine Stationierung syrischer Truppen nahe der Grenze zur Türkei bekannt gegeben, um die türkische Offensive in Nordsyrien zurückzuschlagen.

«Um diese Aggression zu verhindern und sich ihr entgegenzustellen, wurde mit der syrischen Regierung eine Vereinbarung erzielt.» Das teilte die Kurdenverwaltung am Sonntag in einer Erklärung auf Facebook mit.

Kurden zu Kompromissen bereit?

Die Armee solle die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), ein Bündnis der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und arabischer Milizen, unterstützen, hiess es von Seiten der Kurden. Weitere Angaben zu der Vereinbarung, etwa ob die Kurden Kompromisse bei ihrer Selbstverwaltung im Norden machen würden, wurden nicht gemacht.

Zuvor hatte die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana gemeldet, dass die syrische Armee Truppen nach Norden entsende, um sich der türkischen «Aggression» entgegenzustellen.

Syriens Machthaber Baschar al-Assad bei einer Fernsehansprache. - SANA/AFP

Damaskus hatte den Kurden in der Vergangenheit wegen ihres Bündnisses mit den USA Verrat vorgeworfen. Überdies lehnt die syrische Regierung die Selbstverwaltung der Kurden ab und will, dass kurdische Gebiete wieder unter Kontrolle der Zentralregierung fallen.

Offensive läuft seit Mittwoch

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge machten die Kurdenverwaltung und die SDF «Kompromisse mit Syrien, um den Vormarsch der türkischen Truppen im Norden zu stoppen».

12.10.2019, Türkei, Akcakale: Ein türkischer Polizeiwagen fährt entlang der Grenze zu Syrien in der Provinz Sanliurfa. Nach Beschüssen aus Syrien befinden sich die Städte an der Grenze zu Syrien in Alarmbereitschaft. Die Türkei hatte am 09.10.2019 eine lang geplante Offensive gegen Kurdenmilizen begonnen, die auf syrischer Seite der Grenze ein grosses Gebiet kontrolliert. Foto: Lefteris Pitarakis/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ - dpa

Die Türkei hatte am Mittwoch nach einem Rückzug von US-Soldaten aus dem syrischen Grenzgebiet ihre lange angedrohte Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen.

EU-Aussenminister beraten über Reaktion

Die EU-Aussenminister beraten bei ihrem Treffen heute in Luxemburg über die Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien (08.30 Uhr). Die EU hatte am Mittwoch ein Ende des Militäreinsatzes gefordert. Frankreich drohte am Freitag mit EU-Sanktionen.

Die Türkei hatte den Militäreinsatz gegen die Kurden in Nordsysrien am Mittwoch begonnen. Ziel ist die Einrichtung einer «Sicherheitszone», in der derzeit in der Türkei lebende Syrien-Flüchtlinge angesiedelt werden sollen.

Das EU-Land Zypern dringt unterdessen wegen der umstrittenen Erdgasbohrungen der Türkei vor seiner Küste auf weitere Sanktionen gegen Ankara. Im Juli hatten die EU-Aussenminister bereits beschlossen, EU-Mittel für die Türkei zu kürzen und Verhandlungen über ein Luftverkehrsabkommen auszusetzen.