Besuch von Nancy Pelosi: So gefährlich sind die China-Raketen
Nach dem Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan fährt China bei einem Militärmanöver schwere Geschütze um die Insel auf. Wird ein Krieg damit realistischer?
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan führt China ein grosses Manöver durch.
- In den Gewässern um den demokratischen Inselstaat wird gar echte Munition eingesetzt.
- Dennoch bleibt ein Angriff laut einem Experten unwahrscheinlich.
Am Mittwoch hatte China nach dem Besuch von US-Politikerin Nancy Pelosi in Taipeh Militärmanöver angekündigt. Nun hat die Volksrepublik in den Gewässern um Taiwan schwere Geschütze aufgefahren – und sogar schon zwei Raketen abgefeuert.
Gestern Mittwoch gaben Experten noch Entwarnung. Doch die Ausgangslage ist nun eine andere. Wie gefährlich sind die China-Raketen - Droht in Taiwan jetzt doch noch ein Krieg?
China-Experte Ralph Weber beruhigt auf Anfrage von Nau.ch. Ihm zufolge war diese Reaktion Pekings so zu erwarten: «Als es 1995/96 zu einer ähnlichen Krise kam, hatte China auch mit Truppenzusammenzügen auf dem Festland gegenüber Taiwan reagiert.»
Chinesen-Manöver haben wirtschaftliche Folgen für Taiwan
Auch Militärmanöver mit scharfer Munition sind gemäss dem Professor der Universität Basel nichts Neues: «Sie sollen zeigen, dass man im Vorfeld des Besuchs von Nancy Pelosi keine leeren Drohungen ausgesprochen hat.»
Eine eigentliche Machtdemonstration sei angesichts der deutlichen militärischen Überlegenheit Chinas nicht nötig.
Jedoch haben die Manöver auch wirtschaftliche Konsequenzen für Taiwan: Während der Militärübung können zivile Schiffe und Flugzeuge nicht passieren. «Bei der letzten grossen Krise hatten dann die USA reagiert. Sie fuhren mit Militärschiffen durch die Taiwanstrasse», erinnert sich Weber.
«Es wird interessant zu beobachten sein, wie die USA heute, fast 30 Jahre später, reagieren werden», so Weber. «Die Kräfteverhältnisse in der Weltpolitik haben sich ja doch etwas verändert.»
Angriff nach Besuch von Nancy Pelosi würde China schaden
Ein Angriff auf Taiwan scheint für den Experten derzeit unwahrscheinlich, da das China selbst schaden würde; Einerseits wegen der wirtschaftlichen Verflechtung mit Taiwan, andererseits wegen der Beziehungen zu USA und Europa.
«Militärisch wären die Konsequenzen unabsehbar», sagt Weber zudem. «Eine solche Eskalation ist derzeit kaum im Interesse irgendeiner der hier beteiligten Seiten.»
Dennoch gebe es Stimmen, laut denen ein Krieg zumindest im Interesse von Chinas Staatschef Xi Jinping liegen könnte. Xi will sich im Herbst zum dritten Mal als Generalsekretär der kommunistischen Partei bestätigen lassen.
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Gemäss Weber ist aber unwahrscheinlich, dass dieser dazu gar auf Krieg zurückgreifen würde. «Ich denke eher, dass man Stärke zeigen, aber eine Eskalation vermeiden möchte.»