Evo Morales gewinnt Bolivien-Wahl schon im ersten Durchgang

Nach Angaben der Wahlkommission ist Evo Morales im ersten Wahlgang wiedergewählt worden. Der amtierende Präsident kommt auf rund 47 Prozent der Stimmen.

Evo Morales, Präsident von Bolivien, hebt die Faust während einer Pressekonferenz in La Paz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die bolivianische Bevölkerung hat Evo Morales im ersten Wahlgang wiedergewählt,
  • Das hat die Wahlkommission bekanntgegeben.

Boliviens linker Staatschef Evo Morales hat die Präsidentenwahl nach Angaben der Wahlkommission schon im ersten Durchgang gewonnen. Nach Abschluss der vorläufigen Stimmenauszählung am Donnerstagabend (Ortszeit) kam Morales auf 47,07 Prozent.

Sein konservativer Herausforderer Carlos Mesa kam auf 36,51 Prozent. Der seit 2006 amtierende Präsident steht damit vor seiner vierten Amtszeit, sieht sich aber mit Vorwürfen der Wahlmanipulation konfrontiert.

Erforderlichen Vorsprung knapp erreicht

Gemäss der vorläufigen Auszählung hat Morales den laut Verfassung erforderlichen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten knapp erreicht. In Bolivien hat ein Präsidentschaftskandidat die Wahl gewonnen, falls er mindestens 40 Prozent der Stimmen bekommt und einen Vorsprung von wenigstens 10 Prozentpunkten auf den Zweitplatzierten hat.

Der ehemalige Präsident Carlos Mesa ist der Oppositionsführer in Bolivien. - AP Photo

Erstmals gewinnt Morales eine Präsidentenwahl, ohne eine absolute Mehrheit der Stimmen zu erreichen. Mesa sprach schon vor Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses von Wahlbetrug.

Wahlbeobachter und EU empfehlen Stichwahl

Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hatten Morales am Mittwoch empfohlen, auch bei Erfüllung der Bedingungen für einen Sieg in der ersten Wahlrunde eine Stichwahl zuzulassen. Die Europäische Union schloss sich dieser Empfehlung am Donnerstag an.

«Die EU erwartet von der bolivianischen Regierung und den Wahlbehörden eine Lösung, die den Willen des Volkes, die Glaubwürdigkeit des Wahlprozesses und die Wahrung der sozialen Stabilität berücksichtigt», erklärte eine für Aussenbeziehungen zuständige EU-Sprecherin in Brüssel

Boliviens Justizminister Héctor Arce wies Forderungen nach einer Stichwahl zurück. Das wäre verfassungswidrig, sagte er am Donnerstag (Ortszeit) auf der Plenarsitzung der OAS in Washington.

Anhänger von Evo Morales demonstrieren. - AP Photo

«Nicht Evo, sondern das Volk hat gewonnen», sagte Morales nach Veröffentlichung des vorläufigen Endergebnisses. Der erste indigene Staatschef Boliviens bedauerte, dass Mesa noch vor Abschluss der Auszählung das Recht auf eine Stichwahl beanspruchte. Er habe auf diese Weise die Stimmen der indigenen Landbevölkerung ignorieren wollen, die üblicherweise als letzte ausgezählt werden.

«Es ist eine schändliche und grobe Verfälschung unserer Stimmenabgabe», erklärte Mesa (66) nach Bekanntgabe des Endergebnisses. «Die (Regierungspartei) MAS hat eben den Wahlbetrug vollendet», sagte er.