Kandidat der Arbeiterpartei Fernando Haddad mit schwerem Erbe

Fernando Haddad steht vor einem schweren Erbe: Sein politischer Ziehvater Lula sitzt im Gefängnis und seine Partei steht für die grösste Schmiergeldaffäre.

Der Ex-Bürgermeister von São Paulo, Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fernando Haddad steht vor der ersten Niederlage der Arbeiterpartei seit 20 Jahren.
  • Mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnt der rechtsextreme Jair Bolsonaro die Wahl am Sonntag.

Fernando Haddad hat einen schweren Rucksack zu tragen. Seine linke Arbeiterpartei (PT) steht für die grösste Schmiergeldaffäre in der Geschichte Lateinamerikas, sein politischer Ziehvater Luiz Inácio Lula da Silva sitzt wegen Korruption im Gefängnis. Jetzt dürfte Haddad die erste Niederlage der PT bei brasilianischen Präsidentschaftswahlen in 20 Jahren einfahren.

Zunächst wollte Haddad von der immer noch grossen Popularität Lulas vor allem unter den armen Brasilianern profitieren. «Haddad ist Lula» war auf seinen Wahlplakaten zu lesen. Der Ex-Bürgermeister der Millionenmetropole São Paulo war ohnehin nur zweite Wahl. Am liebsten hätte Lula aus seiner Zelle heraus erneut für das höchste Staatsamt kandiert. Ein Gericht machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung.

Zwar surfte Haddad auf der Lula-Welle bequem durch die erste Wahlrunde, dann aber wurde sein Mentor zur Bürde. Nachdem sich die Stimmung immer mehr gegen Lula und die korruptionsverseuchte PT richtete, versuchte der 55-Jährige, sich von seinem Vorbild zu emanzipieren. Vor der Stichwahl gegen den Rechtspopulisten Jair Bolsonaro will Haddad alle «demokratischen Kräfte» um sich scharen.

Allerdings ist es dem früheren Bildungsminister nie gelungen, seinen Gegner zu stellen. In den TV-Debatten hätte der intellektuelle Haddad den Mann mit den einfachen Rezepten wohl leicht entzaubern können. Doch dazu kam es nie: Bolsonaro wurde Anfang September Opfer einer Messerattacke und sagte daraufhin alle öffentlichen Auftritte ab. Im Schattenboxen konnte Haddad ihm nie gefährlich werden.