Jair Bolsonaro geht in Brasilien als Favorit in die Wahl
Das Wichtigste in Kürze
- Jair Bolsonaro geht als Favorit in den zweiten Wahlgang um die Präsidentschaft Brasiliens.
- Der «Donald Trump Brasiliens» hat den ersten Durchgang mit 46 Prozent deutlich gewonnen.
- Das Präsidentenamt ist ihm aber noch nicht sicher.
Er bezeichnet sich selbst als den «Donald Trump von Brasilien» – und genauso spaltet er sein Land. Die Rede ist von Jair Bolsonaro, dem rechtspopulistischen bis rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten der Sozial-Liberalen Partei (PSL). Im Wahlkampf in Brasilien drehte sich alles um ihn. Bei den Gegnern etwa hiess es «elenão» («Er nicht»). Bei seinen Leuten hingegen «Ele sim!» («Ja er!»)
Nun hat der 63-Jährige beim ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Brasilien mit 46 Prozent das Topresultat geschafft, gefolgt von Fernando Haddad von der Arbeiterpartei PT mit 29,3 Prozent. Weil das Absolute Mehr verpasst wurde, kommt es am 28. Oktober zur Stichwahl zwischen Bolsonaro und Haddad.
Hetze gegen Schwarze, Frauen und Homosexuelle
Bolsonaro fiel schon vor dem Wahlkampf durch seine politisch unkorrekten, homophoben und rassistischen Äusserungen auf. Er hetzte konsequent gegen Schwarze, Indigene, Frauen und Homosexuelle. So äusserte er sich etwa in einem Zeitschrifteninterview: «Ich könnte einen schwulen Sohn nicht lieben. Ich ziehe es vor, er würde bei einem Unfall ums Leben kommen», oder gegenüber einer linken Abgeordneten, er würde sie nie vergewaltigen: «Sie ist zu hässlich dafür und verdient es nicht.»
Punkten konnte Bolsonaro aber mit zwei Themen: der Korruption und der öffentlichen Sicherheit. Er nutzt die Wut der Bürger auf die Politik und liefert eine klare Lösung, um für Ordnung im von Kriminalität gebeutelten Land zu sorgen. So soll auf die ausufernde Gewalt mit staatlicher Gegengewalt reagiert werden. Werde er Präsident, erhalte die Polizei die Erlaubnis, Kriminelle zu foltern und ohne Gerichtsverfahren zu exekutieren. So bekommt er vor allem bei den untersten sozialen Schichten Unterstützung. Mit seinem liberalen Wirtschaftsprogramm schafft er aber auch Stimmen bis in die Mittel- und Oberschicht des Landes hinaus.
Für Haddad schwierig aber nicht unmöglich
Nun hat Kontrahent Haddad 20 Tage Zeit, um die Bevölkerung von sich zu überzeugen. Dies dürfte sich als schwieriges Unterfangen erweisen, machte der 55-Jährige über 15 Prozent weniger Stimmen als Bolsonaro. Hinzu kommt, dass Haddad der Kandidat der Arbeiterpartei PT ist – also der Partei, der Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und Ex-Präsidentin Dilma Rousseff angehören. Haddad ist Ersatzkandidat für da Silva, dem Ende August durch das Oberste Wahlgericht die Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen untersagt wurde.
Dieser sitzt wegen Korruption seit 2017 im Gefängnis. Rousseff wurde wegen Korruptionsvorwürfen 2016 des Amtes enthoben. Das Vertrauen der Bevölkerung in die PT ist deshalb auf einem Tiefpunkt.
Das heisst jedoch noch nicht, dass Bolsonaro bereits gewählt ist. Haddad hat zwei Vorteile, die ihm trotzdem zur Wahl verhelfen könnten. Einer ist, dass Bolsonaro für viele, die ihre Stimme im ersten Wahlgang einem dritten Kandidaten gegeben haben, unwählbar ist. Gut möglich, dass diese Stimmen im zweiten Wahlgang an Haddad gehen. Der zweite Vorteil liegt darin, dass Bolsonaro im September bei einer Messerattacke Anfang September lebensgefährlich verletzt wurde. Er verzichtet seither auf öffentliche Auftritte und hat seinen Wahlkampf ins Internet verlegt.