Prozess gegen mutmassliche IS-Rückkehrerin in Düsseldorf begonnen
Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hat am Dienstag ein Prozess gegen eine 27-jährige mutmassliche IS-Rückkehrerin begonnen.

Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche soll jahrelang Mitglied von Dschihadistenmiliz gewesen sein.
Die zuletzt in Nordrhein-Westfalen wohnende Frau soll sich laut Anklageschrift im Jahr 2014 der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien angeschlossen haben. Ihr wird in dem zunächst bis Januar 2023 angesetzten Verfahren Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.
Die deutsch-polnische Staatsangehörige war nach Erkenntnissen der für die Anklage zuständigen Bundesanwaltschaft im Juli 2013 mit ihrem Ehemann über Ägypten nach Syrien ausgereist. Dort trat sie demnach 2014 dem IS bei. Später wohnte das Paar unter anderem im irakischen Teil des IS-Herrschaftsgebiets in einer Villa, dessen Bewohner geflohen oder vertrieben worden waren. Auch erhielten sie Geld vom IS. Nach dem Tod ihres Manns bei Kämpfen heiratete die Frau weitere IS-Mitglieder.
Nach Erkenntnissen der Ermittler wurde K. im März 2019 von kurdischen Kräften festgenommen und in das Al-Hol-Flüchtlingslager für frühere IS-Mitglieder gebracht. In dem Lager betrieb die Angeklagte demnach ein Spendennetzwerk für weibliche IS-Angehörige, wofür sie Messengerdienste nutzte. Ende 2020 wurde sie von einem höheren IS-Vertreter aus dem Lager geschleust und heiratete ihn.
Laut Bundesanwaltschaft sammelte sie weiter Spenden, bevor sie im September 2020 auf dem Weg nach Al-Hol erneut gefasst wurde. Anschliessend befand sich K. in türkischem Gewahrsam, bis sie im März dieses Jahres nach Deutschland zurückreiste und bei ihrer Ankunft sofort in Untersuchungshaft genommen wurde.
Al-Hol ist ein grosses Flüchtlingslager im abgelegenen syrisch-irakischen Grenzgebiet, in dem unter kurdischer Kontrolle unter anderem mutmassliche Angehörige früherer IS-Angehöriger mit ihren Kindern untergebracht sind. Laut Hilfsorganisationen leben dort zehntausende Menschen, darunter viele Kinder, unter schwierigsten Bedingungen.
Der IS hatte im Zuge der Wirren des syrischen Bürgerkriegs ein sogenanntes Kalifat errichtet, das aber bis Anfang 2019 unter militärischem Druck zusammenbrach. Die Miliz ist jedoch weiterhin aktiv.