Trump greift zum Unabhängigkeitstag Protestbewegung an
In seiner Rede am Mount Rushmore anlässlich des Nationalfeiertags hat US-Präsident Donald Trump erneut Stimmung gegen die landesweiten Anti-Rassismus-Proteste gemacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Besuch des Präsidenten am Mount Rushmore von Corona-Krise überschattet.
Mit Blick auf die Zerstörung von Statuen von Persönlichkeiten mit Verbindungen zur Sklaverei kritisierte er am Freitagabend «eine gnadenlose Kampagne, die darauf abzielt, unsere Geschichte auszulöschen, unsere Helden zu diffamieren, unsere Werte zu unterdrücken und unsere Kinder zu indoktrinieren». Über die Corona-Krise schwieg er sich weitgehend aus.
Landesweit wurden in den vergangenen Wochen im Zuge der Anti-Rassismus-Proteste immer wieder Denkmäler von historischen Personen angegriffen, die mit Sklaverei und rassistischer Diskriminierung in Verbindung stehen. Die beispiellosen Demonstrationen gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt waren durch die Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis ausgelöst worden.
Das «gewalttätige Chaos, das wir auf den Strassen und in den Städten gesehen haben», sei das «vorhersehbare Ergebnis jahrelanger extremer Indoktrinierung und Voreingenommenheit» im Bildungswesen, im Journalismus und anderen kulturellen Einrichtungen, erklärte Trump vor tausenden Menschen an dem Monument Mount Rushmore.
Trump versprach seinen Anhängern, Mount Rushmore werde niemals angerührt werden. Auch die Polizei und das Waffenrecht werde er niemals abschaffen. In die Felsen des Mount Rushmore im Bundesstaat South Dakota sind die Konterfeis der vier bedeutenden früheren US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln gehauen. Zu Trumps Rede und einem Feuerwerk hatten sich dort zahlreiche Menschen versammelt, die wenigsten von ihnen trugen Masken.
«Sie wollen uns zum Schweigen bringen - aber wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen», sagte er unter dem Jubel der Menge. Nun sei es an der Zeit, «laut, stark, kraftvoll seine Stimme zu erheben und die Integrität unseres Landes zu verteidigen». Er versprach zudem einen «grossen Outdoor-Park» mit Abbildern der «grössten Amerikaner, die je gelebt haben».
Das Ereignis am Vorabend des Unabhängigkeitstages stand unter dem Eindruck der US-Präsidentschaftswahlen am 3. November. «Noch vier Jahre», riefen zahlreiche Anhänger Trumps mit Blick auf seine mögliche Wiederwahl. In landesweiten Umfragen schneidet er allerdings schlecht ab - nicht zuletzt wegen der Corona-Krise.
In seiner Rede dankte Trump nur kurz jenen, die «unermüdlich daran arbeiten, das Virus zu töten». Ansonsten schwieg er weitgehend zu der Corona-Epidemie, die in den USA immer stärker um sich greift. Stattdessen beschwor er die Überlegenheit seines Landes. Die USA seien «das gerechteste und ausserordentlichste Land, das jemals auf der Erde existiert hat», sagte Trump.
Kurz vor der Ankunft von Trump und seiner Frau Melania am Mount Rushmore meldete die Johns-Hopkins-Universität einen neuen Höchststand der täglichen Corona-Neuinfektionen: Demnach wurden binnen 24 Stunden mehr als 57.000 neue Corona-Infektionen registriert. Damit wurden insgesamt bereits 2,79 Millionen Ansteckungen in den USA nachgewiesen. Die Zahl der Corona-Toten stieg auf knapp 130.000 Fälle.
Am Freitag wurde bekannt, dass auch die Freundin von Trumps ältestem Sohn, Donald Trump Jr., positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Die frühere Journalistin Kimberly Guilfoyle ist die dritte Person mit engem Kontakt zum Präsidenten, die erkrankt ist.
Der frühere Präsident Barack Obama rief die Menschen angesichts des Feiertags zu Besonnenheit auf: «Wir sind alle gefragt, um dieses Virus zu besiegen. Tragt eine Maske. Wascht eure Hände. Und hört auf die Experten, nicht auf die Leute, die versuchen, uns zu spalten.»