UN-Klimagipfel einigt sich auf Kompromiss
Durchbruch in Madrid: An der Weltklimakonferenz haben sich die Staaten offenbar auf einen Kompromiss geeinigt. Doch Klimaschützer sind entsetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- An der Weltklimakonferenz in Madrid wurde offenbar eine Einigung erzielt.
- Im nächsten Jahr sollen die Klimaschutzziele «möglichst» verschärft werden.
Die Weltklimakonferenz in Madrid hat sich am Sonntag nach einer 40-stündigen Verlängerung auf einen Kompromiss geeinigt. In einer Abschlusserklärung erinnerte das Plenum nach zweiwöchigen Verhandlungen alle rund 200 Staaten an ihre Zusage, im nächsten Jahr ihre Klimaschutzziele für 2030 möglichst zu verschärfen.
Von konkreten Ergebnissen ist bislang noch nichts bekannt. Zuletzt war unklar, ob eine Einigung auf Regeln für den internationalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften gelingt. Dies war eines der wenigen konkreten Verhandlungsziele der diesjährigen UN-Konferenz, die seit dem 2. Dezember tagt.
Bisheriger Rekordhalter als längste UN-Klimakonferenz war das Treffen 2011 im südafrikanischen Durban, das um 6.30 Uhr geendet hatte. Dies berichteten erfahrene Klimareporter vor Ort.
Kritik von Aktivisten
Da etliche Minister schon abreisen mussten, wurde die Konferenz bereits abgeschrieben. Heute in Madrid haben es die Regierungen versaut», sagte Mohamed Adow von Christian Aid bereits am Samstag. «Und Menschen rund um die Welt müssen sich erheben, um den Planeten zu retten.»
«Diese Klimaschutzkonferenz war ein Angriff auf das Herz des Pariser Abkommens», sagte Martin Kaiser von Greenpeace einer Mitteilung zufolge am Sonntag. Sie verrate alle Menschen, die weltweit längst unter den Folgen der Klimakrise litten und nach schnellen Fortschritten riefen.
«Die zynische Gier der fossilen Industrie hat den gemeinsamen, multilateralen Kampf gegen die unübersehbare Klimakrise in ihre tiefste Krise gestürzt», erklärte er. Zudem habe die Politik von US-Präsident Donald Trump und des brasilianischen Staatsoberhauptes Jair Bolsonaro zu einer handfesten Blockade beigetragen.
Kein «Durchbruch»
Die Umweltschutzorganisation WWF bezeichnete die Beschlüsse als «so müde wie die Delegierten nach zwei durchverhandelten Nächten» und betonte, die Konferenz sei «ein gruseliger Fehlstart in das für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens so entscheidende Jahr 2020».
Für die EU und viele kleine Inselstaaten, welche bereits jetzt stark vom Klimawandel betroffen sind, war eine Abreise ohne Ergebnisse eigentlich ein No-Go. «Es ist ein harter Kampf, hier wenigstens keine Rückschritte zu erleiden», hiess es am Morgen aus Kreisen der deutschen Delegation. Mit diesem Kompromiss hat man sich nun zumindest auf eine Abschlusserklärung geeinigt – faktisch die Verhandlungen aber einfach nur vertagt.