Warnungen an Uno-Klimakonferenz - Parmelin fordert Tempo
Mit düsteren Worten hat Uno-Generalsekretär António Guterres vor einem Versagen der Menschheit im Kampf gegen die Erderwärmung gewarnt. Sämtliche bereits zugesagten Anstrengungen beim Klimaschutz reichten nicht aus, um eine Katastrophe abzuwenden. Bundespräsident Guy Parmelin forderte kurzfristige Massnahmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Guterres sagte am Montag zum Auftakt der Uno-Weltklimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow vor dutzenden Staats- und Regierungschefs: «Wir schaufeln uns unser eigenes Grab.»
Die derzeitigen Verpflichtungen der Staaten reichten bei weitem nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, sagte Bundespräsident Parmelin in Glasgow. Als Alpenland sei die Schweiz vom Klimawandel besonders betroffen. Es seien kurzfristige Massnahmen für ein langfristiges Ziel nötig.
Seiner Meinung nach müssten an der Uno-Klimakonferenz mindestens drei Ziele erreicht werden: «Wir müssen uns wieder auf den Weg machen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wir müssen robuste Regeln für die Umsetzung des Abkommens festlegen und schliesslich die finanziellen Mittel aufbringen, um unser gemeinsames Ziel Wirklichkeit werden zu lassen», sagte Parmelin.
Auch die scheidende deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte mehr Tempo beim Klimaschutz und warnte vor «verheerenden Auswirkungen» der Erderwärmung. «Wir sind nicht da, wo wir hin müssen», sagte sie. Nötig für die unumgängliche «umfassende Transformation unseres Arbeitens und Wirtschaftens» sei ein weltweiter Preis auf den Ausstoss von Kohlendioxid.
US-Präsident Joe Biden bat vor dem Plenum um Entschuldigung für den Rückzug seines Vorgängers Donald Trump aus dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015. Trump hatte daran gezweifelt, ob der Klimawandel überhaupt menschengemacht sei. Nun sagte Biden, Glasgow müsse der Startschuss für ein «Jahrzehnt des Ehrgeizes und der Entschlossenheit sein». Und die USA wollten mit gutem Beispiel vorangehen.
Auf Einladung der Vereinten Nationen beraten in Schottland Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die die beschleunigte Erderwärmung noch auf ein erträgliches Mass eingedämmt werden kann.
Ein Dämpfer war aber am Sonntag vom G20-Gipfel in Rom gekommen: Die Wirtschaftsmächte fassten nur vage Beschlüsse zum Klimaschutz und scheiterten aus Sicht der meisten Beobachter daran, ein starkes politisches Signal nach Glasgow zu senden.
Uno-Generalsekretär Guterres verlangte, alle Regierungen müssten ihre Subventionen für fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle abschaffen, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Treibhausgas-Emissionen festlegen.
«Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug», sagte Guterres. «Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird.»
Der Gastgeber der Konferenz, der britische Premierminister Boris Johnson, schwor die Weltgemeinschaft ebenfalls auf schnelles und ehrgeiziges Handeln ein. «Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs», sagte er. «Wir fühlen uns vielleicht nicht wie James Bond, und sehen vielleicht auch nicht so aus.» Aber mit Blick auf den Film-Geheimagenten und die drohende Klimakatastrophe sagte er: «Lasst uns diese Bombe entschärfen.»
Der chinesische Staatschef Xi Jinping nahm nicht persönlich an der Konferenz teil. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichte stattdessen zum Auftakt der Konferenz ein Statement von Xi. «Taten sind die einzige Möglichkeit, Visionen in die Realität umzusetzen», hiess es darin.
Nach den von Xinhua veröffentlichten Auszügen machte XI zunächst keine konkreten neuen Zusagen, forderte jedoch alle Seiten auf, «ihre Versprechen einzuhalten». Kein Land produziert eine so grosse Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie China.
Die Erde hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau schon jetzt um etwa 1,1 Grad erwärmt. In Paris hatte sich die Staatengemeinschaft vor sechs Jahren darauf geeinigt, die Erderwärmung möglichst auf maximal zwei Grad, besser 1,5 Grad, zu begrenzen. Bislang reichen die eingereichten Pläne der Staaten dazu aber bei weitem nicht aus.