Der Ballon d'Or Skandal und zehn weitere Fälle von Sexismus im Sport
Nicht nur die weltbeste Fussballerin Ada Hegerberg musste sich unprofessionelle uns sexistische Sprüche anhören. Auch andere Sportlerinnen sind betroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- An der Ballon d'Or-Verleihung wurde die beste Fussballerin gebeten, mit dem Po zu wackeln.
- Darauf reagierten zahlreiche Fans und Sportler, wie Andy Murray, mit einem Shitstorm.
- Sexismus im Sport ist allerdings keine Seltenheit, wie zehn weitere Beispiele zeigen.
Gleichberechtigung ist in vielen Sportarten alles andere als Match-entscheidend. Das zeigt der neuste Sexismus-Skandal: Da wird die frisch gekürte, weltbeste Fussballerin Ada Hegerberg gefragt, ob sie wohl auf der Bühne ein bisschen mit dem Po wackeln möge.
«Warum müssen Frauen sich noch immer mit solchem Scheiss herumschlagen», fragt danach ein aufgebrachter Andy Murray auf Instagram. Er ist nicht der einzige mit gestrichen voller Nase. Und der Fall Hegerberg bei weitem nicht der erste.
Tombola statt Gala
Als der FC Basel Mitte November sein 125-Jahre-Jubiläum feierte, gaben sich gestrige und heutige FCB-Grössen die Klinke in die Hand. Da wurde der Platz an den schicken Gala-Tischen plötzlich knapp. Die Lösung: Die erste Mannschaft der Frauen war zum Lösli verkaufen an die Tombola abdelegiert worden.
Immerhin wartete der FCB mit Trost auf: «Für alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisiert der FCB im nächsten Jahr einen entsprechenden Jubiläums-Mitarbeiteranlass.»
Zeig her dein Kleidchen
Das war zum Beispiel Tennis-Profi Eugenie Bouchard. Von all den Dingen, die Bouchard am Australian Open auf dem Court zeigen könnte, bat ein Sportreporter die aktuelle Weltnummer 146, sich doch bitte vor der Kamera um die eigene Achse zu drehen – damit ihr pinkes Kleidchen optimal zur Geltung komme.
Unter dem #Twirlgate ging 2015 ein Aufschrei durch die Medien. «Ich drehe mich gerne vor der Kamera, wenn sie die Männer dafür auch fragen, ob sie ihre Muskeln zeigen», sagte Bouchard später bei einer Pressekonferenz.
Der flotte Vierer
Als die 4x100-Meter Staffel um Rebekka Haase, Lisa-Marie Kwayie, Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto Bronze gewinnt, postet ZDF-Sport ein Bild der vier Athletinnen im Sportdress – Bikinihose und Top. Titel: «Unser flotter Vierer!»
Die Zeile kam mässig gut an beim Publikum. Doch ZDF krebste nicht zurück: «Unser Post war in keinster Form sexistisch gemeint. Wir hätten ihn genauso bei einem Erfolg der Männerstaffel gepostet.»
Die Frau, die pfeift
2017 stieg Fussball-Schiri Bibiana Steinhaus in die 1. Bundesliga auf. Die – männlichen – Fussballfans waren schockiert. Eine Frau? Ja weiss denn die überhaut, was Offside ist?
Auf den Punkt brachte es in dieser Diskussion der deutsche Fussballer Ilkay Gündogan (Manchester City): «Es haben also alle Angst, dass eine Frau ihre Sache nicht so gut macht wie die Männer, über die sie sich jede Woche aufregen?»
Das Beste zum Schluss
Finden Wettkämpfe mit Frauen- und Männerkategorien statt, ist die Abfolge von Finalen und Preisverleihungen ganz klar: Erst werden die Frauen abgehandelt. Dann schreitet man zum grossen Festakt der Männer. Die Message: Das Beste kommt zum Schluss.
Von, für und über Männer
Dass die Welt sich vor allem für siegreiche Männer interessiert, kommt nicht von ungefähr. In der medialen Berichterstattung nämlich machen sie rund 85 Prozent aller Artikel und Beiträge aus. Die Frauen erscheinen meist bloss als klatschende Unterstützerinnen im Bild.
«Männer berichten für Männer über Männer», so beschreibt der deutsche Sport- und Medienwissenschaftler Jörg-Uwe Nieland die deutschsprachige Sportberichterstattung.
Chinesische Ehrlichkeit
Wer die Aufmerksamkeit hat, kriegt auch das Geld: Bei deutschen Skateboard-Meisterschaften dürfen männliche Skater sich in der Regel über Preisgelder um 1500 Euro freuen. Die Frauen kriegen für die gleichen Tricks einen Gutschein à 150 Euro.
Ähnlich sieht es für Fussballerinnen aus: Während ihre männlichen Kollegen auch in tieferem Ligen von Kicken leben können, gehen viele der weiblichen Profis den Tag hindurch einem (Teilzeit-) Brotjob nach.
Die Frauen starten in der Freizeit
1984 standen auf dem Ersten Platz des Podests auf den Champs-Élysées zwei Sieger: Laurent Fignon hatte die Tour de France für die Männer, Marianne Martin jene der Frauen gewonnen.
In diesem Jahr fuhr eine Gruppe Frauen die Strecke der Tour de France einen Tag vor den Männern. Damit bewiesen sie, dass dem Argument, für die Frauen sei die Strecke zu lang, Hand und Fuss fehlten.
Als Frauen zu Lösli wurden
Bei einer Party inklusive Laufsteg wurden die Gruppen für die Next Generation ATP Finals ausgelost. Und das ging so: Die männlichen Spieler durften sich ein bereitstehendes Model aussuchen. Dieses trug den Buchstaben A oder B versteckt am Körper. Entsprechend dem Buchstaben «ihres» Models, wurden die Spieler nun einer Gruppe zugeordnet.
«Habe gestern meine Periode bekommen»
Sportlerinnen haben ihre Periode. Manche leiden dann an starken Schmerzen. Andere spüren einen körperlichen Leistungsabfall. Als die chinesische Schwimmern Fu Yuanhui an der Olympiade in Rio nicht die erwünsche Leistung brachte, erklärte sie unverblümt: «Ich habe vergangene Nacht meine Periode bekommen und bin gerade sehr müde.» Alleiniger Grund für die schlechtere Leistung sei das allerdings nicht, so Yuanhui weiter.
Seit es Menschen gibt, menstruieren sie. Als Yuanhui 2016 öffentlich und ohne Scheu über ihre Periode sprach, hielt die Sportlerwelt dennoch einen Moment den Atem an. Das hatte vor ihr noch keine Profisportlerin gewagt.