Fussball-Talk: Frick-Flirt mit YB, GC mehr Rhythmus dank «Schälli»

Nau Sport
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Bern,

YB steht kurz vor dem Gewinn des 17. Meistertitels – die Trainerfrage ist aber noch offen. GC zeigt im Kellerduell Moral. Willkommen beim Fussball-Talk.

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Wohl das Tor des Jahres: Silvère Ganvoula trifft gegen den FCZ per Fallrückzieher. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Gewinnt YB am Samstag gegen Lugano, könnte das Titelrennen am Sonntag entschieden sein.
  • Erster Verfolger der Young Boys ist neu wieder Servette mit acht Punkten Rückstand.
  • GC gewinnt das Kellerduell gegen Ouchy und kann mit der Barrage planen.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.

Nau.ch: Mischi, du warst bei der Premiere von FCZ-Trainer Ricardo Moniz im Letzigrund. Wie sieht dein Fazit nach dem 0:2 gegen YB aus?

Mischi Wettstein: Ich habe gesehen, dass Ricardo Moniz etwas probiert. Bis zum Platzverweis gibt das Team gegen den Meister eine anständige Figur ab. Aber danach war der Stecker gezogen. So eine Szene, wie die von Condé, ist unentschuldbar. Er lässt sein Team mit dieser Dummheit im Stich.

Aber Trainer Moniz ist eine Persönlichkeit und spricht Klartext, das gefällt mir! Auch, weil er sich selbst in die Verantwortung nimmt.

FC Zürich
Ricardo Moniz verliert seine Premiere beim FCZ. - keystone

Nau.ch: Mit dem Sieg in Zürich verschafft sich YB eine hervorragende Ausgangslage. Schon am Wochenende ist die Titelverteidigung möglich.

Christoph Böhlen: YB hat sich definitiv wieder gefangen: Seit dem 0:2 in Lausanne ist man in sechs Spielen unbesiegt, feiert jetzt zwei Auswärtserfolge am Stück. Wichtig ist vor allem, dass neben den zuletzt treffsicheren Ganvoula und Monteiro jetzt auch wieder Cedric Itten in Form kommt. Und auch das Comeback von Kastriot Imeri bietet Joel Magnin wieder neue Möglichkeiten.

Trotzdem lief einiges in dieser Saison nicht wie gewünscht, nicht nur wegen des Trainerwechsels. Dass am Sonntag eine Sofameisterschaft «droht», würde zu dieser Spielzeit passen.

YB
Cedric Itten (rechts) und Aurèle Amenda jubeln nach dem Sieg beim FCZ. - keystone

Mischi Wettstein: Mich überrascht nicht, dass YB nächste Woche auf dem Sofa Meister werden kann. Wenn ich mir die erste Halbzeit gegen den FCZ anschaue: Das sah bis zum 1:0-Traumtor sehr fade und nicht meisterlich aus.

Aber YB muss sich dafür nicht entschuldigen: Lugano und Servette (inklusive die Genfer Administration) müssen sich hinterfragen! Es wäre in dieser Saison machbar gewesen. Nicht falsch verstehen: Ich gratuliere YB herzlich, sie sollen auch anständig feiern. Aber der Meister hätte diese Saison nicht zwingend aus Bern kommen müssen.

Nau.ch: Der Meistertitel ist zum Greifen nah – doch wer neuer YB-Trainer wird, ist noch offen. Was gibt es da Neues?

Mischi Wettstein: Ich habe gehört, dass sich YB Ende März auch mit Mario Frick getroffen hat. Er dürfte also auch auf der Kandidatenliste stehen. Aber ich weiss nicht, ob seine Saison mit dem FCL sehr förderlich ist. Immerhin hat er die Top 6 verpasst.

Vergleichen wir ihn mit Patrick Rahmen: Gemessen an dem, was er mit dem FC Winterthur erreicht hat, müsste Rahmen in der Trainerliste bei YB weiter oben stehen.

Wer soll YB-Trainer werden?

Christoph Böhlen: Wenn YB eine Schweizer Lösung bevorzugt, ist Patrick Rahmen für mich persönlich die beste Lösung. Er würde zu den Bernern wie die Faust aufs Auge passen. Auch wenn er erst ein Jahr beim FCW ist: Wenn sich die Chance bietet, müsste er sie ergreifen.

Allerdings bin ich nicht sicher, ob am Schluss nicht jemand präsentiert wird, den niemand auf der Rechnung hatte: Unter der Führung von Christoph Spycher wäre das bei YB nicht das erste Mal so.

FC Luzern
Wie sieht die Zukunft von Mario Frick aus? - keystone

Nau.ch: Zurück in die Super League. Das Titelrennen ist so gut wie gelaufen, weil auch die YB-Konkurrenz patzt?

Mischi Wettstein: Von Lugano bin ich enttäuscht: Wenn man schon ankündigt, dass man bereit sei, auf YB-Patzer zu reagieren – dann muss man eigene Ausrutscher möglichst vermeiden. So wird es nichts – und darum mein Tipp: Der FC Lugano soll sich auf den Cupfinal konzentrieren.

Christoph Böhlen: Man darf auch die Leistung der St. Galler würdigen. Die haben ihre Auswärts-Schwäche mittlerweile im Griff. Dass die Ostschweizer in so einer Saison nicht weiter vorne stehen, liegt an der fehlenden Konstanz!

Neu ist Servette auf Platz zwei, die Genfer profitieren gegen Winterthur von einem Blitzstart und einer unglücklichen Leistung von YB-Leihgabe Marvin Keller im FCW-Tor.

FC Winterthur
Der FC Winterthur verliert auswärts bei Servette. - keystone

Mischi Wettstein: Die Winti-Niederlage hat mich nicht überrascht. Vielleicht ist nach dem Cup-Aus auch ein wenig die Luft draussen. Mit dem Platz in den Top 6 hat man seine Ziele schliesslich weit übertroffen. Wenn man dermassen überperformt, ist es verständlich, wenn hinten raus langsam der Saft ausgeht.

Nau.ch: Ganz unten reagiert GC zweimal auf einen Rückstand und bezwingt Ouchy im Kellerduell. Mit dem direkten Abstieg haben die Hoppers nichts mehr zu tun?

Mischi Wettstein: Mit Trainer Schällibaum hat die Mannschaft offensichtlich mehr Energie und Rhythmus. Das ist klar der Verdienst von «Schälli». Dass GC zweimal auf den Rückstand reagieren kann, ist ein gutes Zeichen.

Jetzt bleiben den Hoppers noch vier Vorbereitungsspiele für den gefühlten «Doppel-Cupfinal» in der Barrage gegen Thun.

Christoph Böhlen: Der FC Thun spielt eine starke Saison und ist kaum schwächer als Sion. Die Barrage ist noch lange nicht gewonnen – Thun ist sicher nicht schlechter als Lausanne-Ouchy.

Fussball-Talk
Ein Thema im Fussball-Talk: Marco Schällibaum schafft mit GC den wichtigen Sieg gegen Ouchy. - keystone

Nau.ch: In der «Relegation Group» trennen sich der FC Luzern und Basel 1:1. Das Fazit?

Mischi Wettstein: Ich habe mir von unterwegs das ganze Spiel angeschaut. Da tauchte bei mir erstmals die Modusfrage auf: Es war eine Partie, bei der ich kaum sehen konnte, worum es genau geht. Es fehlte jegliche Brisanz – ich weiss wirklich nicht, ob sich jemand für diese Kehrausspiele im Niemandsland begeistern kann.

Aber was mir gefallen hat: Im Pausen-Interview bei «blue» hat FCB-Chefscout Ruedi Zbinden kein Blatt vor den Mund genommen. Er hat Ross und Reiter genannt, Klartext gesprochen und nichts beschönigt. Vielleicht haben die Spieler seine Worte bis in die Kabine gehört: Nach der Pause wurde es nämlich ein bisschen besser.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Für einmal ein Blick über die Landesgrenze: Es ist beeindruckend, wie Leverkusen durch diese Saison marschiert! Und auch der Abstiegskampf in der Bundesliga ist unglaublich eng. Ich wäre gestern gern beim 4:3-Sieg der Bochumer auswärts bei Union Berlin dabei gewesen, das war brutal spannend!

Leonidas Stergiou
Leonidas Stergiou bejubelt seinen Treffer beim Stuttgart-Sieg über Bayern München. - keystone

Christoph Böhlen: Schon am Samstag gab es aus Schweizer Sicht zwei nennenswerte Aktionen zu bestaunen: Leonidas Stergiou trifft beim Sieg der Stuttgarter gegen den grossen FC Bayern.

Und Ruben Vargas erzielt immerhin das Ehrentor für Augsburg beim 5:1 gegen den BVB mit Nati-Goalie Gregor Kobel. Dann möchte ich dir zum Abschluss noch gratulieren, Mischi!

Mischi Wettstein: Wozu denn?

Christoph Böhlen: Ich habe den grossen Bericht über dich im Fussball-Magazin «Zwölf» gelesen! Ich muss sagen: Ich habe dich auf den drei Seiten direkt wiedererkannt – grosse Leseempfehlung!

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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