Nati-Captain Brunner: «Im Frauenfussball fehlt die Professionalität»

Jana Brunner (22) über den Frauenfussball, das Nationalteam, die Prämien-Unterschiede und was sich in den nächsten Jahren ändern soll.

Jana Brunner im Dress des Schweizer Nationalteams. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jana Brunner spielt seit 2017 für den FC Basel in der NLA.
  • Die 22-jährige Ostschweizerin debütierte bereits 2016 im Nationalteam.
  • Mit der Nati befindet sie sich aktuell in Serbien.
  • Brunner spricht mit Nau über den Frauenfussball und dessen Entwicklung.

Gestern Abend spielte die Schweizer Frauen-Nati im Rahmen eines Testspiels gegen Serbien 1:1 Unentschieden. Nachdem Serbien nach 29. Minuten durch ein Penaltytor in Führung ging erzielte Debütantin Noa Schärz erst in der 89. Minute den Ausgleich.

Jana Brunner hat das Team als Captain aufs Feld geführt. Brunner debütierte mit 19-Jahren im Nationalteam und wechselte kurze Zeit später zum FC Basel in die Nationalliga A. Die heute 22-jährige Verteidigerin hat sich zu einer Stammkraft entwickelt und ist auch in der Nati nicht mehr wegzudenken.

Der Wechsel vom Dorfklub Staad nach Basel brachte grossen Veränderungen mit sich. Brunner: «Die Unterschiede sind riesig. In Basel haben wir perfekte Trainingsbedingungen und auch eine medizinische Abteilung, was bei Staad nicht vorhanden war. Obwohl beide Teams in der NLA spielten, waren die Unterschiede gross.»

Kein Profi-Spielerinnen in der Schweiz

Dass die Professionalität nicht an jene bei den Männern herankommt, weiss die 22-Jährige. «Alle Spielerinnen müssen neben dem Fussball noch einem Job nachgehen oder studieren. Wir trainieren gleich viel wie unsere männlichen Kollegen – die Regenerationszeit ist aber viel kürzer. Eine wirkliche Profi-Karriere ist in der Schweiz derzeit nicht möglich.»

Brunner spielt seit 2017 für den FC Basel. Hier trifft sie gegen den FCZ per Kopf. - Keystone

Wer sich als Schweizerin zu hundert Prozent dem Fussball widmen will, muss ins Ausland. Mittlerweile spielen viele Nati-Spielerinnen im Exil. Spanien, Frankreich, Deutschland, England, Italien – alles professionelle Ligen, wo eine Existenz als Profi realisierbar ist.

Die Schweiz hat sich nicht für die WM qualifiziert, fehlt auch dort die Professionalität? Brunner: «Im Nationalteam ist es etwas anders. Das Staff ist breiter aufgestellt und die Zeit für Einzelgespräche und Video-Analysen ist da. Wir profitieren sehr viel von den Zusammenzügen.»

«Prämien-Unterschiede in keinem Verhältnis»

«Wir versuchen dann einiges im Verein einzubauen. Es ist teilweise aber finanziell und zeitlich nicht umsetzbar», sagt Brunner.

Auch im internationalen Vergleich hinkt der Frauenfussball hinterher. An der WM 2015 in Kanada wurden insgesamt 30 Millionen US-Dollar Preisgeld ausgeschüttet. Bei den Männern in Russland über 400 Millionen – ist das gerecht?

Die Schweizer Frauen-Nati vor dem WM-Quali-Spiel gegen Weissrussland. - Keystone

«Es sind unglaubliche Unterschiede. Ich denke, dass 370 Millionen Unterschied in keinem Verhältnis sind, das haben viele Fussballer auch selber schon gesagt. Ich wünsche mir aber schon, dass dem Frauenfussball mehr Wertschätzung und Akzeptanz entgegengebracht würde. So ergäben sich bestimmt neue Möglichkeiten, um das Niveau und die Attraktivität zu steigern», schlägt Brunner vor.

Und wie steht es um die Zukunftshoffnungen? «Ich hoffe, dass wir in der Schweiz bald Profi-Spielerinnen haben werden. Wir dürfen den Anschluss an die Top-Ligen nicht verlieren, sonst wir es enorm schwierig, diesen Rückstand wieder wettzumachen.»