Gladbach feiert 49. Bundesliga-Derbysieg
Borussia Mönchengladbach spielt den 1. FC Köln im rheinischen Derby streckenweise an die Wand, gewinnt aber nur 1:0. Der Sieg soll nun passend zum Start der Europapokalspiele eine Euphorie auslösen. Beim FC wird noch niemand nervös.
Das Wichtigste in Kürze
- Tanzend wie ausgelassene kleine Jungs zu lauten Disco-Klängen feierten Borussia Mönchengladbachs Derbysieger den 49.
Bundesliga-Erfolg gegen den Lieblingsgegner.
Nach dem zu niedrig ausgefallenen 1:0 (1:0) im rheinischen Derby hoffte nicht nur Weltmeister Christoph Kramer passend zum Start der englischen Wochen mit den Europapokalspielen auf den passenden Schub. «Wir wissen das gut einzuschätzen und dass dieser Sieg auch nur drei Punkte bringt, aber ich freue mich immer über Siege, die etwas auslösen», sagte Kramer nach dem insgesamt 122. rheinischen Derby und schob hinterher: «Natürlich ist das ein Sieg, der gerade in Mönchengladbach eine Euphorie auslöst und ich finde Euphorie nie schlimm.»
Gegen keinen anderen Gegner triumphierte die Borussia in der Bundesliga öfter, gegen keinen anderen Gegner gewinnen Borussen lieber. Entsprechend ausgelassen fiel die After-Game-Party zunächst mit den Fans und später in der Kabine aus. «Eine geile Leistung», schwärmte de bärenstarke Breel Embolo anschliessend.
In der Tat spielte das Team vom neuen Coach Marco Rose den Aufsteiger mit Leidenschaft und Wucht am 75. Geburtstag von Club-Ikone Günter Netzer streckenweise an die Wand. Teilweise war ein Klassenunterschied vor 50.000 Zuschauern erkennbar. Dass nicht mehr als Alassane Pleas Siegtor (14. Minute) heraussprang, hatten sich die Gäste selbst zuzuschreiben. Gladbach betrieb Chancen-Wucher. «Wenn wir das 2:0 machen, ist das Spiel durch», meinte Mittelfeldspieler Florian Neuhaus und Embolo befand: «Manchmal sind wir da noch zu leichtfertig.»
Nach vier Spieltagen haben sich die Gladbacher mit nun sieben Punkten erst einmal in der Bundesliga-Spitzengruppe festgesetzt. Aufsteiger Köln muss sich hingegen früh nach unten orientieren. Das Team von Trainer Achim Beierlorzer bleibt bei drei Zählern und muss in der kommenden Woche zum Rekordmeister FC Bayern München. «Ich werde nicht ansatzweise nervös. Mir hat nur das Spiel nicht gefallen. Ein Derby willst du gewinnen», meinte der Kölner Geschäftsführer und frühere Borussen-Profi Armin Veh: «Gladbach hat jetzt ein halbes Jahr Zeit, sich zu freuen. Und wir müssen schnell aufhören, uns zu ärgern.»
Wie immer fand das Derby unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Unmittelbar vor dem Spiel war es nach Polizeiangaben zunächst ruhig geblieben. Vor dem Gästebereich hatten Unbekannte indes Buttersäure ausgekippt. «Es stinkt», kommentierte ein Polizeisprecher knapp. In der Schlussphase detonierte vor der FC-Fankurve zudem ein Böller. Bei dem Vorfall wurden zwölf Personen verletzt. Ordner, Volunteers und Fotografen wurden ins Krankenhaus gebracht. «Anhand von Videoaufzeichnungen wurde der Tatverdächtige identifiziert und aus dem Block geholt», sagte ein Polizeisprecher.
Anderthalb Jahre hatten die Fussballfans im Rheinland auf das brisanteste Duell der Region warten müssen. Entsprechend giftig ging es auch auf dem Spielfeld zu. Erstmals in dieser Saison mit Kramer von Beginn an kam eine weitere kämpferische Note mit ins Gladbacher Spiel. Die Borussen waren stark in den Zweikämpfen und zudem wie zu erwarten spielerisch besser. Das Siegtor durch Pleas erstes Saisontor fiel nach schönem Solo von Neuzugang Embolo. Den von Kingsley Ehizibue unglücklich abprallenden Ball drückte der Franzose über die Linie und feierte seinen Treffer aufreizend vor der Kölner Fankurve. Provokativ und aggressiv ging es auf dem Spielfeld weiter, dennoch blieb die Partie fair.