Verbot wegen Coronavirus: Basler Fasnächtler stinksauer
Schlussendlich trifft das Coronavirus auch Basel und zwar da, wo es am meisten weh tut. Die Fasnacht wurde abgesagt, vielerorts blutet das Bebbi-Herz.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Basler Fasnacht sowie Teile der Bauernfasnacht auf dem Land wurden abgesagt.
- Der Bund hat die «besondere Lage» ausgerufen. Grossveranstaltungen sind verboten.
- Bei den Fasnächtlern ist die Enttäuschung gewaltig.
Der Winter wird dieses Jahr nicht aus der Region Basel vertrieben. Am Montag um vier Uhr schallt es zum ersten Mal seit exakt 100 Jahren nicht «Morgestraich, Vorwärts, Marsch!» durch die dunklen Gassen. Die Behörden haben die «drey scheenste Dääg» heute (Freitag) Mittag offiziell abgesagt.
Wegen des sich rasant ausbreitenden Coronavirus haben BAG und Stadt bis zum letzten Moment mit einer Entscheidung gewartet. Sich aber sich schlussendlich gegen eine Durchführung entschieden. Unter den Fasnächtlern hat die Mitteilung Chaos ausgelöst.
Riesige Enttäuschung über Verbot wegen Coronavirus
Cliquen und Guggen müssen nach monatelanger Vorbereitung jetzt umdisponieren. Die meisten haben Notfall-Sitzungen heute Abend einberufen. Die Enttäuschung sei gewaltig, einige wollen den Entscheid nicht akzeptieren und trotzdem wenigstens «go gässle».
Die Basler Regierung hat aber in ihrer Pressekonferenz explizit darum gebeten, nicht auf eigene Faust loszuziehen. «Auch wenn wir alle sehr betroffen sind, muss man das akzeptieren», sagt Obman Thomas Strähl von den «Opti Mischte». Auch ein Verschieben wie bei der letzten abgesagten Fasnacht vor 100 Jahren hält Strähl für wenig praktikabel. «In der heutigen, durchorganisierten Zeit wird das kaum möglich sein», glaubt er.
Derweil dürften auch die wirtschaftlichen Folgen für Fasnächtler und Gastronomen schmerzlich sein. Gemäss Sicherheitsdirektor Baschi Dürr sind sämtliche ausgestellten Spezialbewilligungen jetzt ungültig. Seine Polizei werde auf Platz sein und Kontrollen durchführen. «Wir bitten die Menschen, keine Fasnacht zu machen», so Dürr. Die Regelung stehe und falle mit den Leuten, die sich daran halten.
«Natürlich haben die Betreiber unseres Kellers mit diesen Einnahmen gerechnet» sagt der Obmann der Clique «Alti Richtig», Simon Thiriet. «Wir suchen aber nun eine Lösung mit dem Verein. Es ist einfach insgesamt ein riesiges Ereignis der negativen Art» fügt er betroffen an.
Auch seine Clique hat heute Abend eine Krisen-Sitzung. «Es ist ein Unterschied, ob die Fasnacht wegen einem Krieg oder aus einem gesundheitlichen Grund abgesagt wird. Wir müssen das weitere Vorgehen besprechen».
Kein Feuer in Liestal
Ebenfalls nicht stattfinden kann der «Chienbäse»-Umzug in Liestal. Werner Fischer, Präsident des IG Chienbäse-Vereins und Organisator der Grossveranstaltung, hat kein Verständnis für die Entscheidung des Bundes. Für ihn ist das Absagen des traditionellen Anlasses, der jährlich zehntausende Besucher anzieht, eine «völlige Überreaktion».
«Wie stellt sich der Bund so unsere Zukunft vor?» fragt Fischer. «Versammlungen ab 1000 Personen? Nach dieser Logik müsste man den Bahnhof Zürich und Grosskonzerne wie die Novartis ebenfalls schliessen».
Fischer und sein Team haben in den letzten Monaten grossen organisatorischen Aufwand für den Chienbäse betrieben. «Wer bezahlt all die Einnahme-Ausfälle? Der Bund? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Entscheid zielführend ist.»
Der Fasnächtler hofft aber noch auf Vernunft, wenigstens beim Kanton. Den Umzug verschieben wäre eine Möglichkeit, alles sei besser als das Ganze absagen. «Wir werden eine Lösung finden», ist er überzeugt.