Beziehungen am Arbeitsplatz können auch Schweizer Jobs gefährden
Da er mit einer Mitarbeiterin eine Beziehung hat, muss der McDonalds-Chef gehen. Auch in der Schweiz kann eine Liebe am Arbeitsplatz zum Verhängnis werden.
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Das Wichtigste in Kürze
- McDonalds hat seinen CEO Steve Easterbrook entlassen.
- Dieser hatte eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin.
- Auch in der Schweiz kann eine Beziehung am Arbeitsplatz den Job kosten.
Eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin lässt bei McDonalds den höchsten Kopf rollen: CEO Steve Easterbrook muss gehen. Denn er habe «gegen Richtlinien des Unternehmens» verstossen. Die Beziehung sei von beiden Seiten gewünscht gewesen.
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Und das, obwohl der Arbeitsplatz auch im Internetzeitalter eine der wichtigsten Partnerbörsen überhaupt ist. Gemäss Umfrage des Karrierenetzwerks Xing hatte fast jeder vierte Deutschschweizer schon einmal eine Affäre mit jemandem aus der Firma.
Doch dies schützt auch in der Schweiz nicht vor einer Kündigung.
Tangierte Interessen vs. persönliche Freiheit
Die Rechtslage in der Schweiz ist ziemlich vage, schildert Harry Nötzli, Fachanwalt für Arbeitsrecht. «Entsprechende Verbote sind mir nicht bekannt.» Im Arbeitsvertrag wäre es zudem unüblich, eine solche Regelung drin zu haben.
Doch er habe Kenntnis von Unternehmen, «welche im Personalreglement die Offenlegung einer Beziehung zwischen vorgesetzter Person und Mitarbeitendem am Arbeitsplatz fordern.» Heikel könne es werden, wenn eine Beziehung zwischen einem/einer Arbeitnehmer/in und einem/einer Vorgesetzten besteht.
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Worauf sich ein Arbeitgeber berufen kann, ist Artikel 321a im Obligationenrecht. Dieser besagt: «Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragene Arbeit sorgfältig auszuführen und die berechtigten Interessen des Arbeitgebers in guten Treuen zu wahren.»
Doch welche Interessen berechtigt sind, lässt viel Spielraum offen. Und sowieso erinnert Nötzli: «In der Schweiz gilt grundsätzlich die Kündigungsfreiheit, einen objektiven Grund braucht es nicht.»
Wenn jedoch ein Arbeitnehmer aufgrund einer Beziehung die Kündigung erhält, ohne dass berechtigte Interessen des Arbeitgebers betroffen sind, «kann er geltend machen, dass diese Beziehung ein Ausdruck seiner persönlichen Freiheit ist.» Und: «Die Kündigung würde sich in diesem Falle mit hoher Wahrscheinlichkeit als missbräuchlich erweisen.»
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Bringt hingegen der Arbeitgeber zum Ausdruck, dass die Beziehung die berechtigten Interessen tangieren, sitzt er am längeren Hebel.
Wann wird die Liebe im Job zum Verhängnis?
Wann ein solches Interesse wirklich beeinträchtigt ist, lässt sich kaum festnageln. Es braucht ein konkretes Gefährdungspotential. Beispiele sind gemäss Rechtsanwalt «die Gefahr der Ungleichbehandlung von Mitarbeitenden».
Oder: «Die eigentliche Kontroll- und Überwachungsfunktion ist nicht mehr gewährleistet.» Wenn ein CFO in einer Firma die Finanzen bewacht, und dem CEO ungeschminkte Tatsachen vorlegen muss, kann die Liebe zwischen den beiden für die Firma heikel werden.
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Ein weiteres Beispiel: «Zwei Forscher einer Chemiefirma verlieben sich. Der eine wechselt zur Konkurrenz, der andere bleibt. Da kann der ‹simple› Meinungsaustausch die Zukunft des Unternehmens gefährden.»
Ein konkretes Beispiel aus der Praxis darf der Rechtsanwalt aus Vertrauensgründen nicht nennen. Doch: «Ich habe Kenntnis davon, dass ein CEO eines Verbandes über eine Affäre gestolpert war. Da war die Beziehung weniger das Problem, sondern mehr, dass er sie nicht offengelegt hat, was als Vertrauensmissbrauch gedeutet wurde.»