Coronavirus: Luzerner Arzt verliert ganze Belegschaft
Das Wichtigste in Kürze
- An den Demonstrationen der Corona-Skeptiker treten auch vermehrt Ärzte auf.
- Darunter ein Luzerner Facharzt, dessen Mitarbeiterinnen allesamt gekündigt haben.
- Die zuständige Ärztegesellschaft betont, die Massnahmen zu unterstützen.
Von Komikern bis Virologen, Politikern von links bis rechts: Die Skepsis am Coronavirus und den damit verbundenen Massnahmen mobilisiert weltweit. Und sie ruft auch Mediziner auf den Plan.
Diese treten an Demonstrationen auf, verärgern mit Masken-Dispensen Berufskollegen und müssen teilweise gar ihre Praxis schliessen. Letzteres gerade geschehen in Ebikon LU.
Briefe an Bundesräte und BAG – Auftritte an Corona-Demos
Wir spulen zurück: April dieses Jahres, die Schweiz befindet sich seit drei Wochen im Lockdown. Mehreren Luzerner Hausärzten reicht es. Sie schreiben einen offenen Brief an Gesundheitsminister Alain Berset.
Botschaft: Die Agenden sind leer, Patienten sagen Termine aus Angst vor dem Coronavirus ab, manche leiden unter Panikattacken. Einer der Unterzeichner ist Andreas Heisler, Facharzt mit einer Praxis in Ebikon. Insgesamt drei Briefe hat der Mediziner mitverfasst. Ende April schreibt er Bundesrat Ignazio Cassis, im Mai dem BAG.
Die Massnahmen gehen zu weit, findet Heisler. Er tritt an Demonstrationen auf, etwa jüngst in Zürich. Das hat ihn nun seine Belegschaft gekostet.
Wie Nau.ch erfahren hat, haben sämtliche Mitarbeiterinnen von Heisler gekündigt. Der Arzt bestätigt: «Die Mitarbeiterinnen vertreten eine andere Meinung, weshalb sie nicht mehr mit mir arbeiten wollen.»
Zwei Ärztinnen und drei medizinische Praxisassistentinnen haben gekündigt. «Sie werfen mir vor, die Politik in die Praxis geholt zu haben», so Heisler.
Ohne Personal kein Betrieb: Heisler hat seine Praxis vorübergehend geschlossen.
Keine Skepsis am Coronavirus – Skepsis an den Massnahmen
Nicht nur mit seinen Briefen und Auftritten hat sich die Haltung Heislers herumgesprochen. Er wurde auch bekannt als Aussteller von Masken-Dispensen, wie er selber sagt. «Für mich ist erwiesen, dass die Maske nicht schützt, ausserhalb des Spitals sogar schädlich sein kann. Ich habe bisher keine Studie gesehen, die mich vom Gegenteil überzeugt.»
Für einen Masken-Dispens verlangt er keinen Besuch in der Praxis und auch kein Geld. Eine E-Mail oder ein Telefon mit Kontaktangaben und Begründung genügt.
Unter Umständen kann sich der Facharzt strafbar machen, wenn er ein Attest ohne medizinischen Grund ausstellt. Das tue er nicht, beschwichtigt Heisler, täglich lehne er etliche Anfragen ab. Er prüfe gesundheitliche Gründe wie beispielsweise psychische Beeinträchtigung oder Kopfschmerzen genau, rechtfertigt sich der Arzt.
Als Corona-Skeptiker sieht sich Heisler dennoch nicht. «Ich bin normaler Schulmediziner, ich impfe und ich sehe mich dem Wohl meiner Patienten verpflichtet. Darum bin ich Skeptiker der unverhältnismässigen Massnahmen, die ihnen schaden.»
Verband sieht keine Notwendigkeit für Sanktionen
Viele Patienten unterstützen den Arzt, weshalb er sich keine Sorgen um seine Praxis macht. «Ich hoffe, Anfang Oktober wieder zu öffnen zu können, ich habe bereits eine neue Mitarbeiterin gefunden.» Diese muss nicht dieselbe Skepsis an den Tag legen, «aber meine Haltung akzeptieren».
Die Ärztegesellschaft des Kantons Luzern hat Kenntnis von «vereinzelten Ärzten, die leider andere Auffassungen zum Umgang mit dem Coronavirus haben».
Geschäftsführer Ueli Zihlmann hält fest: Man nehme die Situation sehr ernst und versorge die Ärzteschaft laufend mit aktuellen Informationen.