Ein Jahr Coronavirus: Das sagt BAG-Mathys heute zur Rolle der Kinder
Seit einem Jahr kämpft die Schweiz gegen die Verbreitung des Coronavirus an. Innerhalb des BAG wurde Patrick Mathys zu einer zentralen Figur.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 25. Februar hat sich der erste bestätigte Corona-Fall der Schweiz gejährt.
- Eine der wenigen konstanten Figuren im Schweizer Corona-Kampf ist Patrick Mathys.
- Der BAG-Sektionsleiter beantwortet im Nau.ch-Interview die drängendsten Fragen.
«Sehr geehrte Damen und Herren, die Schweiz macht es eigentlich gar nicht so schlecht.» Beinahe wöchentlich eröffnet Patrick Mathys die Pressekonferenzen des Bundesamts für Gesundheit BAG. Der Sektionsleiter Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit wurde zu einer tragenden Figur im Kampf gegen das Coronavirus.
Mal darf er etwas Optimismus versprühen, mehrheitlich muss er sich aber der mächtigen Kritik stellen. Warum hat das BAG die Digitalisierung verschlafen? Und warum bläht es die Positivitätsrate oder den R-Wert künstlich auf?
Nach einem Jahr Pandemie stellt sich Mathys – einmal ausserhalb der Pressekonferenzen – den Nau.ch-Fragen*.
Nau.ch: Wie erinnern Sie sich an den 25. Februar 2020 zurück, als der erste Fall der Schweiz bestätigt wurde?
Patrick Mathys: Ich begleitete damals Bundesrat Berset an ein Treffen europäischer Gesundheitsminister nach Rom. Während der Vorbereitung auf die Sitzung wurden wir über den ersten Fall des Coronavirus in der Schweiz informiert. Was wir erwartet hatten, wurde an diesem Tag Realität.
Nau.ch: Die Kritik am vom BAG berechneten R-Wert und der zu hohen Positivitätsrate war zuletzt massiv. Was tut das BAG, um im nun zweiten Pandemiejahr die Werte glaubwürdig zu berechnen?
Patrick Mathys: Der R-Wert wird von der ETH berechnet, und die Methode ist transparent. Beim Testen von nicht symptomatischen Personen geht es darum, Virusträger zu identifizieren und Infektionsketten zu brechen.
Die Positivitätsrate ist ein Richtwert. Sie zeigt auf, in welche Richtung sich die epidemiologische Situation entwickelt, also ob punkto Infektionen die Tendenz steigt oder sinkt. Sie ist einer von verschiedene Indikatoren, um die Pandemie zu verfolgen und die Entwicklung einzuschätzen.
Nau.ch: Welches waren Ihrer Ansicht nach die grössten Fehler, die das BAG im ersten Pandemiejahr des Coronavirus begangen hat?
Patrick Mathys: Wir hätten wahrscheinlich früher Massnahmen an den Grenzen und bei Einreisenden aus China ergreifen sollen.
Kinder und das Coronavirus: Die Untersuchung läuft weiter
Nau.ch: Die Rolle der Kinder in der Pandemie war eine der umstrittensten Fragen. Wie erklären Sie heute die Rolle der Kinder im Infektionsgeschehen?
Patrick Mathys: Kinder können sich anstecken und das Virus verbreiten. Kinder und jüngere Jugendliche sind jedoch seltener betroffen als Erwachsene. Mit dem Bündel an Schutzmassnahmen; wie sie bis jetzt an Schulen implementiert waren, kam es bisher in der Schweiz selten zu Ausbrüchen in Schulen.
Und sie konnten bislang gut kontrolliert werden. Das Ausmass einer Übertragung innerhalb der Schulen und von den Schulen in die Familien untersuchen wir weiterhin.
Nau.ch: Der Bundesrat will die Beizen, wenn es die epidemiologische Situation zulässt, ab 22. März öffnen. Gehen Sie an diesem Tag in einer Gartenbeiz ein Bier trinken?
Patrick Mathys: Natürlich freue ich mich auf ein Bier. Ob das bereits am 22. März zusammen mit Freunden sein wird, weiss ich wirklich noch nicht.
*Anmerkung der Redaktion: Patrick Mathys war nicht für ein direktes Gespräch verfügbar. Nau.ch durfte fünf Fragen stellen, welche Mathys schriftlich beantwortete.