Hype um Signal: Mark Zuckerberg hat gleich zwei Eigentore geschossen
Viele Schweizer satteln von WhatsApp auf die sichere Alternative Signal um. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg dürfte das gleich doppelt ärgern.
Das Wichtigste in Kürze
- Aktuell ist Signal die beliebteste Gratis-Anwendung im Schweizer App Store.
- WhatsApp-Gründer Brian Acton hat 50 Millionen Dollar in die Signal Foundation gepumpt.
WhatsApp ist der Platzhirsch unter den Messenger-Apps. Rund zwei Milliarden Menschen nutzen die Smartphone-Anwendung mit dem grünen Logo. Doch wie lange noch?
Als 2014 Facebook den beliebten Messenger für unglaubliche 19 Milliarden Dollar schluckte, gab es viele kritische Stimmen. Ein Nutzerschwund blieb aber aus – im Gegenteil: Die App konnte auch die Jahre darauf weiterwachsen.
Jetzt scheint die Stimmung zu kippen. Grund ist eine Ankündigung von Facebook, die Nutzungsbedingungen bei WhatsApp anzupassen. Unter anderem sollen Daten mit dem Mutterkonzern geteilt werden.
Das führt zu einem massiven Exodus zu anderen Anbietern. Einer der Hauptprofiteure ist der kostenlose Messenger Signal, der aktuell die Charts im Schweizer App Store anführt.
Auf der ganzen Welt zeigt sich das gleiche Phänomen. Das Interesse ist so gross, dass der Messenger zeitweise mit Server-Problemen kämpfte. Innert weniger Tage wurde die App millionenfach heruntergeladen.
How it started vs how it's going 😅 pic.twitter.com/ERiFpZUz6c
— Signal (@signalapp) January 14, 2021
Im Gegensatz zu Facebook dreht sich bei den Signal-Entwicklern alles um Datenschutz. So versteht es sich von selbst, dass die Kommunikation bei Signal verschlüsselt ist. Zudem ist die Software Open Source, wodurch es jedem möglich ist, die App auf Herz und Nieren zu prüfen.
Signal hat bekannte Befürworter
Die App geniesst seit Jahren in der Tech-Gemeinde ein hohes Ansehen. Mit Tesla-Chef Elon Musk, Twitter-Gründer Jack Dorsey und NSA-Whistleblower Edward Snowden sprechen sich gewichtige Stimmen der Branche für Signal aus.
Letztere antwortete jüngst auf die Frage, warum man Signal trauen soll. «Hier ist ein Grund: Ich nutze die App jeden Tag und bin noch nicht tot.»
Here's a reason: I use it every day and I'm not dead yet. https://t.co/Trhgqbwdpj
— Edward Snowden (@Snowden) January 7, 2021
Die aktuelle Popularität von Signal ist Facebook zu verdanken. Aber nicht nur, weil die neue Datenschutzbestimmung die Nutzer zu WhatsApp-Alternativen treibt.
Der sichere Messenger wird von der spendenfinanzierten, gemeinnützigen Signal Foundation entwickelt. Diese wurde 2018 mit einem Startkapital von 50 Millionen Dollar gegründet. Das Geld dazu kam aus der Tasche von WhatsApp-Gründer Brian Acton, den der Facebook-Deal zum Multimilliardär gemacht hat.
Zoff um Datenschutz
Acton war nach der Übernahme durch Facebook zwar weiterhin für WhatsApp tätig. Allerdings gefiel es ihm nicht, wie Mark Zuckerberg die Messenger-App und deren Daten nutzen wollte. Der Disput überrascht nicht: Teil des Übernahme-Deals war es, dass WhatsApp auch im Facebook-Universum autonom bleiben soll.
Etwas später hat auch Jan Koum, der zweite WhatsApp-Mitgründer, den Social-Media-Konzern verlassen. Kuom und Zuckerberg gerieten sich ebenfalls wegen unterschiedlicher Ansichten bezüglich Datenschutz in die Haare.
Wie viele Nutzer Signal heute hat, bleibt ein Geheimnis. Acton, der im Aufsichtsgremium der Signal-Stiftung sitzt, sprach ab Mitte Januar von einem «beispiellosen Wachstum.» Er kündigte an, dass die App bessere Gruppenchat-Funktionen erhalten soll, um WhatsApp, Teams & Co. das Wasser noch besser reichen zu können.
Ob Signal auch ohne das Wissen und Geld des ehemaligen Facebook-Mitarbeiters Acton so gross hätte werden können, weiss niemand. Unbestritten ist: Mark Zuckerberg hat im Fall von WhatsApp gleich zwei Eigentore geschossen.
Erst vergrault er einen Topmitarbeiter, der darauf Facebook-Millionen in die Entwicklung von Signal pumpt. Dann vergrault er Millionen WhatsApp-Nutzer, die nun alle auf Signal umsteigen.