96. Spengler Cup: Mit stürmischer Gala zum ersehnten Triumph

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Team Canada, der HC Davos oder Dynamo Pardubice? Die Favoriten für den Sieg am Spengler Cup 2024 waren ausgemacht. Am Ende kam dann aber fast alles anders.

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Fribourg-Gottéron konnte erstmals den Spengler Cup gewinnen. - KEYSTONE/Melanie Duchene

In Davos wurde in diesen letzten Tagen des Jahres 2024 wieder einmal Geschichte geschrieben. Nicht durch die beiden Rekordsieger HC Davos und Team Canada, die mit jeweils 16 Triumphen ganz oben in der ewigen Hitliste thronen.

Sondern durch Fribourg-Gottéron, den Klub also, der in seiner langen Geschichte noch keinen Titel gewonnen hatte und der vier Tage vor Turnierbeginn als Headcoach den erfolglosen «Übergangstrainer» Patrick Émond durch Lars Leuenberger ersetzte, der für die kommende Saison schon als Assistent des neuen Cheftrainers Roger Rönnberg verpflichtet worden war.

«Es ist ein Meilenstein»

Lars Leuenberger, der 2016 als Interimslösung schon den SC Bern zu meisterlichen Meriten geführt hatte, fand das passende Rezept, brachte das talentierte Team auf Touren und beendete mit drei Siegen in vier Spielen – einzig im Startspiel gegen Pardubice gab es eine Niederlage nach Penaltyschiessen – die 87 Jahre des teils schon sehnsüchtigen Wartens.

2:0 führten die Freiburger im Final nach 92 Sekunden, am Ende ging ein 7:2-Sieg in die Geschichte ein. Eine stürmische Gala zum Triumph, begleitet von Fans, die das ebenso süsse wie ungewohnte Gefühl eines Titelgewinnes auskosteten.

Fribourg-Gottéron Lars Leuenberger
Coach Lars Leuenberger konnte mit seinem Team am Spengler Cup überzeugen und den Cup gewinnen. - Keystone

«Es war wunderbar. Sie haben Stimmung gemacht und uns angefeuert, genau so muss es sein», sagte Gotté­ron-Präsident Hubert Waeber zum Abschluss der erfolgreichen Tage in der Höhenluft.

«Es ist ein Meilenstein. Nun wollen wir weitergehen, um einmal einen Titel in der Meisterschaft holen zu können. Aber es war sehr wichtig, diesen ersten Titel zu holen», so Waeber, der natürlich darauf hofft, dass sich der Triumph als der berühmte Dosenöffner zeigen wird.

«Jetzt müssen wir weiterarbeiten – Tag für Tag. Um noch besser zu werden, um immer vorne mitspielen zu können. Damit irgendwann der andere, der grosse Titel kommt. Und später auch noch ein zweiter.»

Mit dem Titelgewinn ging auch für Gottéron-Legende Julien Sprunger ein Traum in Erfüllung. 39 Jahre alt ist der Captain mittlerweile, nun, in seiner 22. Saison in der ersten Mannschaft beim Klub seines Herzens, konnte er endlich einen Pokal in die Höhe stemmen.

Spengler Cup
Nur im Auftaktspiel gab es für Fribourg-Gottéron beim Spengler Cup gegen Pardubice eine Niederlage nach Penaltyschiessen. Am Ende stand der Cup-Gewinn. - keystone

«Diese Saison war für uns bisher sehr hart. Jetzt den Spengler Cup zu gewinnen, ist ein unglaubliches Gefühl», sagte Sprunger, der seinen Vertrag ein paar Tage zuvor um ein weiteres Jahr verlängert hatte.

«Irgendwo musst du anfangen. Klar, wir wollen die Meisterschaft gewinnen. Aber den Spengler Cup zu holen ist nicht einfach, es gibt hier starke Gegner. Wir müssen diesen Titel sehr geniessen.»

Straubing und das Spiel zuviel

Gefeiert wurde am Ende aber nicht nur Gotté­ron, sondern auch Straubing. Der Klub aus der DEL war als krasser Aussenseiter ins Turnier gestiegen und eroberte mit immensem Einsatz und grosser Leidenschaft die Herzen vieler Eishockeyfans.

Die Niederlagen in der Gruppenphase gegen den HCD (0:5) und Team Canada (3:6) steckte das Team von US-Coach Tom Pokel, der wohl schon bald bei einem Schweizer Klub arbeiten wird, weg und warf im Viertelfinal Pardubice und im Halbfinal Team Canada aus dem Turnier.

Spengler Cup
Grosser Jubel bei den Straubing Tigers nach dem Einzug in den Spengler Cup-Final. - KEYSTONE/Melanie Duchene

Der Final, der fünfte Match innert fünf Tagen, war dann aber für die Deutschen das berühmt-berüchtigte Spiel zuviel – die Batterien waren restlos geleert.

Gottéron, das im Halbfinal im Schweizer Duell den HCD eliminiert hatte (4:2), brauchte dagegen auf dem Weg zum Triumph nur vier Spiele, hatte nach den Gruppenspielen und vor dem Halbfinal gleich zwei Ruhetage.

«Man muss lernen zu gewinnen»

Der Spengler Cup 2024 – er geht als grosser Erfolg in die Geschichte ein. Alle elf Spiele und die Vermarktung waren ausverkauft, das sportliche Niveau hoch. Mit Gottéron und Straubing gab es zwei neue Finalisten, mit den Freiburgern auch einen neuen Turniersieger.

Entsprechend zufrieden konnte OK-Präsident Marc Gianola auf den 96. Spengler Cup zurückblicken. «Das sportliche Niveau war sehr hoch, die Stimmung in und ums Stadion ausgezeichnet. Wo gibt es das sonst, dass die Fans zweier gegnerischer Mannschaften friedlich nebeneinander in der gleichen Zuschauerkurve feiern?», so Gianola.

Spengler Cup
Für den HC Davos gab es beim 96. Spengler Cup nichts zu holen. - Keystone

«Mit Fribourg-Gottéron und den Straubing Tigers standen zwei Klubs im Final, die in ihrer Geschichte noch nie einen grossen Titel errungen hatten.

Beim HCD war der Spengler Cup-Sieg im Jahr 2000 der Anfang einer grossen Titelserie auch in der Meisterschaft. Man muss lernen zu gewinnen.»

Auch für Gianola waren die Straubing Tigers, die mit ihren Siegen gegen Pardubice und Team Canada zum «Riesentöter» wurden, ein Highlight an diesem Turnier. «Das ist wieder einmal eine unglaublich tolle Geschichte am Spengler Cup.

Sie zeigt, dass Talent, eine hoch eingeschätzte Mannschaft und viel Geld nicht das wichtigste sind, sondern Leidenschaft und ein gutes Kollektiv.» Dynamo Pardubice sei für ihn betreffend des Kaders eine der besten Mannschaften gewesen.

Man habe aber gesehen, dass man mit anderen Tugenden auch eine so hocheingeschätzte Mannschaft zu Fall bringen kann. «Das zeichnet den Spengler Cup auch aus. Es ist toll, dass man mit unserem Modus selbst nach zwei Niederlagen in den Gruppenspielen noch um den Turniersieg spielen kann.»

Dritter Schweizer Sieg in Folge

Der Spengler Cup 2024 war gleichzeitig auch ein weiteres Zeichen für die Stärke unseres Eishockeys. Nach dem HC Davos (2023) und dem HC Ambrì-Piotta (2022) gewann zum dritten Mal in Folge ein Schweizer Klub das prestigeträchtige Turnier.

«Das zeigt, dass das Schweizer Hockey extrem stark aufgestellt ist. Letztes Jahr haben wir auch die Champions Hockey League gewonnen und standen im Final der Weltmeisterschaft», so Gianola.

Wenn man am Spengler Cup 30 Jahre zurückschaue, hätten die Schweizer Teams keine Hauptrollen bekleidet, das zeige, dass man auf der Ebene Klub-Hockey einen sehr grossen Fortschritt gemacht habe.

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