Ist das Auto bald billiger als der Zug?

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Die öV-Branche will das GA verteuern. Das ist keine neue Entwicklung. Der Zug wird teurer, das Auto günstiger. Eine Analyse.

Auto GA
In der Schweiz kurven immer mehr Autos umher. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Autos verbrauchen weniger Sprit als früher, was die Kosten senkt.
  • Benzin kostet heute 20 Rappen weniger als noch 2012.
  • Gleichzeitig ist der Preis für das GA in den letzten Jahren massiv gestiegen.
  • Auch einzelne Tickets kosten immer mehr.

Im öV droht eine massive Preisehöhung. Schweizer Transportunternehmen denken laut darüber nach, Ende 2021 das GA um zehn Prozent zu verteuern. Dies geht aus einem internen Dokument von CH-Direct hervor, welches den Medien zugespielt wurde.

Fix sind die Pläne noch nicht, doch die Aufregung ist gross. Man würde die treusten Kunden strafen, kritisieren die Pendlervertreter von Pro Bahn. Der öV-freundliche Verkehrsclub befürchtet, dass vermehrt Pendler auf das Auto umsteigen.

SBB GA
Dies tun die Zugbegeleiter der SBB nun eben nicht mehr: Den Swisspass mit den Händen berühren. - Keystone

Fakt ist: Der öffentliche Verkehr wird immer teurer. 2004 kostete das GA noch 2990 Franken pro Jahr. Aktuell müssen Schweizer dafür 3860 Franken zahlen. Und machen die öV-Betriebe ernst, sind es in zwei Jahren 4250 Franken.

Hätten die öV-Betrieb ab 2004 nur die Teuerung verrechnet, würde das GA aktuell 3137 Franken kosten.

Einzelfahrten kosten immer mehr

Stärker als die Teuerung gestiegen sind die Preise für Einzeltickets. Beispiel die Strecke Zürich nach Bern und zurück, ohne Halbtax: 2001 mussten Schweizer dafür 77 Franken zahlen, 2004 wurde der Preis auf 90 Franken erhöht. Aktuell zahlen Pendler für die Reise 102 Franken.

Gewiss: Das Angebot wird ständig ausgebaut. Letzte grosse Neuerung war der Gotthard-Tunnel, womit sich die Reisezeit von der Deutschschweiz ins Tessin um 25 Minuten verkürzt. Zudem kurvt im Schweizer öV sauberes und neues Rollmaterial umher. Doch reicht das?

FV Dosto SBB
Sorgenkind der SBB: der FV-Dosto. - Keystone

Für das Auto spricht heute einiges. Der Benzinpreis hat zwar zuletzt etwas zugenommen, liegt aktuell mit 1,61 Franken weit unter dem Rekordwert von 2012. Damals mussten Autofahrer für den Liter Bleifrei 1,81 Franken zahlen.

Autos sind merklich sparsamer geworden. Schluckte der durchschnittliche Neuwagen 2005 noch 7,9 Liter, waren es 2017 noch 5,9 Liter. Das sind Laborwerte, effektiv liegt der Verbrauch etwas höher. Doch der Fortschritt ist offensichtlich.

Immer mehr Autos

Logisch also, wächst die Fahrzeug-Flotte der Schweizer stark. Aktuell sind 4,6 Millionen Autos immatrikuliert. 2005 waren es 3,8 Millionen Fahrzeug. Damit ist die Zahl der Autos stärker gewachsen als die Bevölkerung.

Heute kostet ein durchschnittlicher Neuwagen rund 40'000 Franken. Nach dem Frankenschock ziehen die Preise mittlerweile wieder an. Trotzdem: Wer will, kriegt schon unter 10'000 Franken einen Neuwagen. Mit Klimaanlage, Front- und Seitenairbags.

Dacia
Günstigstes Auto der Schweiz: Der Dacia Sandero. - Keystone

Autokäufer kriegen heute mehr fürs Geld. Mehr Sicherheit, mehr Komfort, mehr Effizienz als noch vor 15 Jahren.

Billiger als der öV ist das Auto in den meisten Fällen unter dem Strich nicht. Park-, Versicherungs-, Service-Kosten und Steuern treiben die Ausgaben nach oben. Trotzdem: Will der öffentliche Verkehr attraktiv bleiben, muss nicht nur gut ausgebaut, sondern auch erschwinglich sein.

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