Die Posttraumatische Belastungsstörung und ihre Behandlung
Die Posttraumatische Belastungsstörung ist aktuell aufgrund der Corona-Pandemie wieder in der Diskussion. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter?
Das Wichtigste in Kürze
- PTBS wurde früher vor allem mit Krieg und Katastrophen verbunden.
- Etwa 1,5% der Schweizer Bevölkerung leidet an einer PTBS.
- Bei rechtzeitiger Behandlung ist Heilung gut möglich.
Teilnahme an Kriegshandlungen, sexuelle Übergriffe, eine Situation mit Todesangst, oder der Verlust des eigenen Hauses durch eine Hochwasserkatastrophe: Es gibt viele Ereignisse, die die menschliche Psyche traumatisieren können.
Häufig stellt sich dadurch eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ein.
Manchmal tritt sie direkt nach dem Ereignis auf, manchmal macht sie sich erst Monate später bemerkbar. Je früher sie erkannt und behandelt wird, umso besser sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung.
PTBS kann vielfältige Auslöser haben
Ein Trauma entsteht beim Durchleben oder Miterleben einer schwierigen Situation, der die betroffene Person hilflos ausgeliefert ist.
Rettungskräfte wie Notärzte und Feuerwehrleute sind überdurchschnittlich häufig von einer PTBS betroffen, weil sie im Einsatz immer wieder mit Hilflosigkeit erzeugenden Situationen konfrontiert werden.
Doch auch im zivilen Leben kann es zu einer schweren Traumatisierung kommen, zum Beispiel durch sexuelle und körperliche Gewalt, Unfälle und Verletzungen, Erlebnisse, die eine Todesangst auslösen oder Naturkatastrophen.
Auch das Durchleben einer schweren Krankheit kann ein Trauma verursachen. So wurde aktuell bei einem Viertel der schwer an Covid-19 erkrankten Personen PTBS festgestellt.
Flashbacks und Panik
Ein typisches Symptom für die Posttraumatische Belastungsstörung sind sogenannte Flashbacks: Immer wieder kehren die Erinnerungen an das traumatisierende Erlebnis zurück.
Dies kann in Form von nächtlichen Alpträumen geschehen oder bei der Konfrontation mit einer ähnlichen Situation.
Viele traumatisierte Menschen versuchen Aktivitäten und Situationen zu vermeiden, die das Trauma wieder hervorrufen können. In schweren Fällen kann dies zum völligen Rückzug aus der Gesellschaft führen.
Weitere typische Symptome sind Gleichgültigkeit und Abschottung gegenüber anderen, Schlafstörungen und enorme Schreckhaftigkeit. Viele Betroffene erkranken zusätzlich an Depression oder versuchen, ihre Beschwerden mit Drogen oder Alkohol zu beherrschen.
Diagnosestellung nach vier Wochen
Jeder Mensch wird nach einem traumatischen Erlebnis eine Weile brauchen, um sich davon zu erholen. Die Diagnose PTBS wird in der Regel erst gestellt, wenn die Symptome mindestens vier Wochen lang anhalten und die Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt wird.
Erfolgt die Diagnosestellung frühzeitig, ist eine schnelle Heilung möglich. Oft wird PTBS jedoch erst diagnostiziert, wenn sie bereits chronisch ist.
Die Psychiatrie unterscheidet zudem zwischen der regulären PTBS und der sogenannten komplexen PTBS. Diese geht mit Persönlichkeitsveränderungen, stark reduziertem Selbstwert und einem tief sitzenden Misstrauen gegenüber der Umwelt einher.
Eine komplexe PTBS wird meist bei Menschen festgestellt, die über Jahre hinweg sexuellen Missbrauch erleiden mussten, sowie bei Menschen, die über Jahre Krieg, Verfolgung und Flucht erlebten.
Psychotherapie als Schlüssel zur Heilung
Je nach Schwere und Umfang der Erkrankung kann der Psychiater eine stationäre Behandlung in einer spezialisierten Klinik empfehlen oder eine ambulante Psychotherapie, die bei Bedarf medikamentös begleitet wird.
Im Mittelpunkt steht dabei die Aufgabe, das Geschehene zu akzeptieren und als Teil der Vergangenheit zu begreifen.
Eine häufige Behandlungsmethode ist die sogenannte Prolonged Exposure Therapy. Bei dieser muss sich der Patient immer wieder in die traumatische Situation zurückversetzen, bis sie ihren Schrecken verliert und die Symptome verblassen.
Unterstützung durch die Familie
Ein wichtiges Element des Heilungsprozesses ist die Wiedereingliederung in das normale Leben. Denn oft führt PTBS dazu, dass sich Familienmitglieder und Freunde hilflos zurückziehen.
Diese werden im zweiten Schritt der Therapie soweit möglich mit einbezogen, um seelische Unterstützung zu leisten.
Liegen der PBTS berufliche Gründe wie ein militärischer Einsatz als Berufssoldat oder die Arbeit bei der Berufsfeuerwehr zugrunde oder kann der alte Beruf aus anderen Gründen nicht mehr ausgeübt werden, ist meist auch eine berufliche Neuorientierung erforderlich.
Es kann jeden treffen
Eine Prophylaxe gegen PTBS gibt es nicht. Besonders gefährdeten Berufsgruppen werden häufig geschulte Psychologen zur Seite gestellt, die sie unterstützen.
Doch ein schwerer Schicksalsschlag wie ein Unfall, eine Erkrankung oder eine Vergewaltigung kann jeden treffen. Als besonders gefährdet gelten Menschen mit geringer sozialer Unterstützung und dysfunktionalen Familienstrukturen.