Emotionales Essen: Eine wenig diskutierte Essstörung
Essen, ohne hungrig zu sein. Viele Menschen kennen dieses Verhalten. Wenn es regelmässig vorkommt, stecken meist tiefere Gründe dahinter.
Das Wichtigste in Kürze
- Essen ohne hungrig zu sein, nennt man emotionales Essen.
- Das Essen dient meist dazu, negative Emotionen zu kompensieren.
- Um emotionales Essen zu vermeiden, müssen die ursächlichen Bedürfnisse gestillt werden.
Normalerweise isst man, um den Körper mit Nährstoffen und Energie zu versorgen. Reguliert wird dieser Vorgang durch das Hungergefühl.
Hat der Körper genug, setzt das Sättigungsgefühl ein. Wir hören auf zu essen.
Beim emotionalen Essen werden diese Signale allerdings ignoriert. Stattdessen isst man, weil man negative Emotionen kompensieren möchte.
Viele Personen neigen zu emotionalem Essen
Essen wird von fast allen Menschen mit positiven Erfahrungen verknüpft. Schon als Säugling verbindet man das Stillen mit Wärme und Geborgenheit.
Auch Kinder werden häufig mit Süssigkeiten belohnt oder getröstet. Das sorgt dafür, dass das Gehirn Essen mit Belohnung verknüpft und Glückshormone ausschüttet.
Dieses erlernte Muster bleibt auch im Erwachsenenalter erhalten. Wer sich einsam, überfordert oder gelangweilt fühlt, neigt nun zum Essen, obwohl kein Hungergefühl vorhanden ist.
Da man beim emotionalen Essen nie wirklich satt wird, nimmt man mehr Kalorien zu sich, als man sollte. Im schlimmsten Fall kann dies sogar zu einer Essstörung führen.
Kommt das emotionale Essen häufig und im Übermass vor, kann es zu sogenanntem Binge Eating kommen. Betroffene essen dann so viel, dass der Magen schmerzt.
Mental ist dieses Essverhalten für die Betroffenen eine Belastung. Sie verlieren die Kontrolle und können nicht mehr aufhören.
Unter Umständen nehmen sie mehrere tausend Kalorien auf einmal zu sich. Bevorzugt werden fett- und zuckerhaltige Lebensmittel gegessen.
Die Gründe finden
Um dieses Verhalten wieder in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, die Ursachen herauszufinden. Meist liegt sie in unbefriedigten Bedürfnissen und einer zu hohen Stressbelastung.
Statt zum Essen zu greifen, benötigt man eine Strategie, um die tiefergreifenden Probleme zu beheben.
Bei akutem Heisshunger kann es helfen, Achtsamkeitsübungen zu machen. Halten Sie einen Moment inne, wenn das dringende Bedürfnis nach Essen hochkommt. Fragen Sie sich: Was brauche ich jetzt eigentlich? Fühle ich mich nach dem Essen anders? Was geht gerade in mir vor?
Ein Gefühlstagebuch kann unterstützend wirken, um herauszufinden, was man eigentlich benötigt.
Wenn die Muster jedoch tief verankert sind, ist die Anwendung schwierig.. Eine Therapie oder spezialisiertes Coaching kann hier Unterstützung bieten.
Hin und wieder zu essen, ohne hungrig zu sein, ist nichts Schlimmes. Nur wenn es regelmässig vorkommt und Sie darunter leiden, sollten Sie sich Ihre Gefühlswelt einmal genauer vornehmen.