Unter anderem bei Akne und Allergien oder auch bei schlechtem Allgemeinbefinden soll eine Eigenbluttherapie helfen können. Was ist an dieser Idee dran?
Hand Gummihandschuh blau Spritze Blut
Eigenes Blut als Therapiemittel: Das steckt hinter der Eigenbluttherapie. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Eigenbluttherapie wird dem eigenen Körper entnommenes Blut ihm wieder zugeführt.
  • Dahinter steht die Annahme, dass die Eigenbluttherapie das Immunsystem stärkt.
  • Überzeugende wissenschaftliche Nachweise für diese Annahme gibt es bisher kaum.
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Ein Piks und etwas Blut wird entnommen. Der nächste Piks: Das entnommene Blut gelangt per Spritze zurück in den Körper.

Eine Eigenbluttherapie soll dem Organismus von aussen Reize zuführen, um seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Das klingt nach einer einfachen Möglichkeit, um sich besser zu fühlen. Doch bringt das wirklich Effekte? So viel vorweg: Überzeugende Belege aus grossen Studien gibt es nicht.

Wann bietet sich eine solche Behandlung an?

«Zum Beispiel bei Allergien und Hauterkrankungen wie Akne oder Neurodermitis oder etwa bei Nesselsucht», sagt Allgemeinmedizinerin Renate Schleker.

Eine Eigenbluttherapie könne aber auch effektiv sein, um das Allgemeinbefinden zu verbessern, sagt die Medizinerin, die solche Behandlungen in ihrer Praxis anbietet.

«Wer beispielsweise immer wieder erkältet ist, kann mit einer Eigenbluttherapie versuchen, das Immunsystem zu stärken», sagt Schleker.

Welche Methoden gibt es bei der Eigenbluttherapie?

Zum einen ist es möglich, das Blut nach der Entnahme direkt wieder zurück zu spritzen. Zum anderen kann das entnommene Blut vor einer Re-Injektion aufbereitet werden.

Bei der Therapie mit plättchenreichem Plasma, PRP genannt, etwa werden über einen Apparat die roten und weissen Blutkörperchen entfernt. Im Ergebnis bleiben das gelbliche Blutplasma und die Blutplättchen zurück. Dies wird nun beim Patienten injiziert.

«Dieses Verfahren kann bei chronischen Wunden dafür sorgen, die Heilung zu stimulieren», erklärt Allgemeinmedizinerin Prof. Stefanie Joos.

Blut Reagenzglas Unterlage
Bei der Eigenbluttherapie wird dem Körper Blut entnommen und wieder zurückgeführt. - Pixabay

Blut könne zum Beispiel auch mit Ozon oder UV-Licht behandelt und der betroffenen Person wieder zugeführt werden, sagt Renate Schleker.

Möglich ist ausserdem, einen Tropfen Kapillarblut aus der Fingerspitze des Patienten zu nehmen und homöopathisch zu verdünnen.

«Anschliessend wird sie auf die Zungenspitze des Patienten gegeben oder als Globuli eingenommen», sagt Medizinerin Stefanie Joos, die eine Zusatzqualifikation in Naturheilverfahren hat.

Was passiert bei der Eigenbluttherapie im Körper?

Das injizierte Blut sorgt für einen Reiz. Das Immunsystem reagiert auf das zugeführte Blut, das es als Fremdkörper wahrnimmt. Wobei es ja kein Fremdkörper ist.

«Im Gegensatz zu fremdem Blut, also Blut von anderen Menschen, besteht keine Gefahr, dem Körper Schaden zuzufügen», erläutert Renate Schleker. Die Eigenbluttherapie könne im Organismus günstige immunologische Reaktionen in Gang setzen.

Können Nebenwirkungen auftreten?

Ja. An der Einstichstelle können Entzündungen oder leichte Rötungen auftreten, auch Überempfindlichkeitsreaktionen sind möglich. «Das ist aber zumeist nur vorübergehend», sagt Schleker.

Auch erhöhte Temperatur und leichte Infektsymptome können auftreten.

Wie bei jeder intramuskulären Injektion kann mit einer geringen Wahrscheinlichkeit ein Spritz-Abszess entstehen, der auftritt, wenn die Spritze nicht hinreichend desinfiziert ist und Bakterien ins Gewebe eindringen.

Gibt es wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit?

«Überwiegend gibt es kleinere Studien, die die Wirksamkeit bei der Gabe von unbehandeltem Eigenblut belegen», sagt Schleker. Demnach soll die Behandlung vor allem bei Nesselsucht und Hauterkrankungen effektiv sein.

Grössere wissenschaftliche Untersuchungen stehen bislang aus. Das heisst: Überzeugende Nachweise fehlen bislang.

Das Online-Portal «medizin transparent», hinter dem das unabhängige Wissenschaftsnetzwerk Cochrane Österreich steht, hat sich 2020 mit der Wirksamkeit von PRP-Therapien bei Arthrose beschäftigt.

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Immer gut für das Immunsystem: Vitamin C und für das Blut besonders rote Säfte. - Pixabay

Nach Blick auf die Studienlage kam es zu dem Schluss: «Injektionen mit plättchenreichem Plasma könnten die Schmerzen bei Arthrose im Knie geringfügig verringern.»

Die Therapie sei anscheinend wirksamer als eine Placebobehandlung, der Effekt sei aber gering. Für die Hüfte hingegen wiesen die Studien eher in Richtung keiner Wirksamkeit.

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