Trockene Augen: Der schmerzhafte Preis der Bildschirmarbeit
Immer mehr Menschen leiden unter brennenden und juckenden Entzündungen der Augen. Schuld daran ist ein gestörter Fluss der Tränenflüssigkeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Fachbegriff für das trockene Auge ist Keratoconjunctivitis sicca.
- Die Hauptursache der steigenden Erkrankungen ist die Bildschirmarbeit.
- Häufiges Aufsehen vom Bildschirm ist die beste Medizin.
Die meisten Menschen verbringen heute einen Grossteil des Tages am Bildschirm. Tagsüber bei der Arbeit am PC oder Laptop, abends vor dem Fernseher.
Dazwischen wird ständig auf dem Smartphone herumgescrollt. Die Folge: Eine weiter steigende Zahl der Personen, die am trockenen Auge, auch Sicca-Syndrom genannt, leiden.
Menschen, die auf Bildschirme starren
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Erkrankungen an Keratoconjunctivitis sicca, dem trockenen Auge, kontinuierlich gestiegen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Grossen Anteil an der starken Zunahme der Fälle hat die Bildschirmarbeit: Menschen, die permanent auf den Monitor ihres Computers starren, blinzeln wesentlich seltener.
Doch auch trockene Heizungsluft und Umweltverschmutzung tragen ihren Teil dazu bei. Neben den äusseren Einflüssen spielen Krankheiten und andere körperliche Faktoren eine Rolle.
Patienten, die an Rheuma oder Diabetes mellitus leiden, erkranken überdurchschnittlich häufig am Sicca-Syndrom. Frauen nach der Menopause und Kontaktlinsenträger sind ebenfalls stärker betroffen.
Die Drüsen im menschlichen Auge
Zum menschlichen Auge gehören zwei Drüsen: Zum einen sind dies die Tränendrüsen, die die Tränenflüssigkeit produzieren. Sie sitzen oberhalb des Auges am äusseren Rand. Von dort werden sie zur Hornhaut geleitet.
Mit jedem Lidschlag verteilt sich die Tränenflüssigkeit über dem Auge. Sie versorgt die Hornhaut mit Nährstoffen und hält sie feucht.
Am Rande der Augenlider sitzen die Tarsaldrüsen, die nach ihrem Entdecker auch Meibomdrüsen genannt werden. Diese produzieren eine ölige Flüssigkeit, die sich mit der Tränenflüssigkeit mischt und ihr Verdunsten verhindert.
Die Krümel, die morgens beim Aufwachen oft im inneren Augeneck sitzen, sind Reste dieser Flüssigkeit.
Verstopfte Drüsen und fehlendes Blinzen
Sind die Meibomdrüsen verstopft, fehlt dieses Öl. Dadurch verdunstet die Tränenflüssigkeit. Zur Verstopfung kommt es häufig durch einen Rückstau des Öls.
Dieser wiederum entsteht, weil Menschen zu selten Blinzeln und die Tränenflüssigkeit nicht verteilt wird. Ein Teufelskreis, der zum Sicca-Syndrom führt.
Das sogenannte trockene Auge macht sich dann durch Juckreiz, Rötungen und Brennen bemerkbar. Kontaktlinsen können die Sache noch verschlimmern, weil sie das Verdunsten der Tränenflüssigkeit befördern.
Bei trockenem Auge zum Augenarzt
Macht sich das trockene Auge erstmals mit leichten Rötungserscheinungen bemerkbar, können Augentropfen aus der Apotheke helfen. Tritt es jedoch häufiger auf, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen und die Ursache klären lassen.
Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie nicht täglich stundenlang am Bildschirm arbeiten oder bereits sorgfältig auf Pausen achten.
In der Regel wird der Augenarzt zunächst eine Spaltlampenuntersuchung durchführen, um den Zustand der Augen zu prüfen.
Mit einem sogenannten Schirmer-Test kann er die Menge der produzierten Tränenflüssigkeit ermitteln. In seltenen Fällen kann das Sjögren-Syndrom vorliegen, bei dem die Tränendrüsen zu wenig Tränenflüssigkeit produzieren.
Tropfen, Eigenserum oder Lichttherapie
Bei einem leichten Sicca-Syndrom wird der Arzt Augentropfen oder ein Gel verordnen, das für künstliche Feuchtigkeit sorgt. Bei schwereren Entzündungen kommen entzündungshemmende Medikamente wie Kortison und Cyclosporin-A zum Einsatz.
Eine noch relativ neue und aufwendige Behandlungsform ist die Eigenserum-Therapie. Dabei wird dem Patienten etwas Blut abgenommen, da es in der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit gleicht. Aus dem Blut wird eine Art massgeschneiderte Augentropfen gewonnen.
Auch eine Lichttherapie, die die Meibomdrüsen zu mehr Aktivität anregt, hat sich als erfolgreich erwiesen.
Öfter mal zum Buch oder Telefon greifen
Wenn äussere Einflüsse wie die Bildschirmarbeit Schuld am Sicca-Syndrom sind, lässt sich die Erkrankung in der Regel noch heilen. Dabei spielen zahlreiche Faktoren im eigenen Lebensumfeld eine wichtige Rolle.
Zum einen sollte die Zeit vor Bildschirmen möglichst reduziert werden. Wenn Sie täglich am Arbeitsplatz vor dem PC sitzen, sollten Sie nicht noch abends Stunden Computerspiele spielen.
Statt am Smartphone zu texten, telefonieren Sie nochmal mit einer guten Freundin. Oder lesen sie ein gutes Buch.
Während der unvermeidlichen Bildschirmzeit legen Sie öfter kurze Pause ein. Dazu genügt schon ein Blick durch das Fenster oder hinüber zu Kollegen.
Dies hält die Augenmuskulatur aktiv und Sie blinzeln automatisch häufiger. Dadurch verteilt sich die Tränenflüssigkeit besser.
Luftbefeuchter und gesunde Ernährung
Viele weitere Dinge können zur Vorbeugung gegen das Sicca-Syndrom beitragen. Bei winterlich-trockener Heizungsluft verbessert ein Luftbefeuchter das Raumklima enorm. Versuchen Sie im Sommer Klimaanlagen zu vermeiden, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist.
Achten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gesunde Ernährung. Gut für die Augengesundheit sind vor allem Omega-3-Fettsäuren und Vitamin A – die berühmten Rüebli zum Beispiel.