Ist vegan gesund? Ernährungsgesellschaft revidiert ihre Position
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) war bis anhin eher kritisch hinsichtlich der veganen Ernährung. Nun hat sie ihre Position revidiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung revidiert ihre Position zur veganen Ernährung.
- Personen in speziellen Lebensphasen rät sie nicht mehr ab, sich vegan zu ernähren.
- Die vegane Ernährung sei umweltfreundlicher als eine mit tierischen Lebensmitteln.
Letzte Woche publizierte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ihre neue Position zur veganen Ernährung. Neben gesundheitlichen Faktoren werden auch die Umwelt, das Tierwohl und soziale Aspekte thematisiert. Die DGE ist Deutschlands Expertengremium für Ernährung und vertritt Deutschland diesbezüglich auf internationaler Ebene.
Kein Vegan-Verbot mehr für Schwangere & Co.
Bisher riet die DGE vulnerablen Gruppen, wie Kinder oder Schwangeren, explizit von einer veganen Ernährung ab. Diese Position wurde revidiert. Nach einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Studien kam sie zum Schluss, dass die limitierte Datenlage nicht für eine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung reicht.
«Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.» so Nele Endner, Gesundheitsexpertin der Veganen Gesellschaft Schweiz. «Wir hoffen, dass insbesondere Ernährungsberater sowie Gesundheitspersonal diese Empfehlungen in der Praxis umsetzen.»
Veganer in besonderen Lebenslagen, aber auch allen anderen empfiehlt sie: «Es lohnt sich, auf eine ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen zu achten. Bei Bedarf sollte man sich entsprechendes Wissen aneignen, bzw. Experten zu rate ziehen.» Aber das gelte auch für Leute, die Fleisch essen, so Endner.
Bei Erwachsenen ist die DGE klarer: für sie kann eine sorgfältig geplante vegane Ernährung gesundheitsfördernd sein. Allgemein empfiehlt sie, den Anteil tierischer Lebensmittel deutlich zu reduzieren.
Vegan ist klar am klimafreundlichsten
Überraschend deutlich ist die DGE bei Umweltfragen. Die vegane Ernährung schneide besser ab bezüglich Klima, Biodiversität und Landverbrauch. Besonders gross sind die Unterschiede beim Klima. Laut von der DGE zitierten Studien verursacht eine vegane Ernährung 69% – 81% weniger Treibhausgasemissionen.
Nele Endner zeigt sich wenig überrascht: «Dass die Klimaziele ohne eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten unerreichbar sind, ist schon länger bekannt. Wir sind froh, dass diese Thematik nun auch in Europa vermehrt an Bedeutung gewinnt und sind gespannt auf die Reaktion der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung.»
Der Bund hat das Potenzial bereits erkannt. Letztes Jahr veröffentlichten BLW, BLV und BAFU zusammen die Klimastrategie für Landwirtschaft und Ernährung. Sie setzt das Ziel, den Fussabdrucks der Ernährung bis 2050 um zwei Drittel zu reduzieren.
Schweizer Pendant zurückhaltend
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung hat bisher keine explizite Position zur veganen Ernährung für Erwachsene veröffentlicht. In einem Merkblatt hält sie aber fest: «Die vegane Ernährung kann nicht per se als gesund oder ungesund bezeichnet werden. Viel entscheidender als die Ernährungsform sei die konkrete Umsetzung».
Diese Empfehlungen befinden sich jedoch in Überarbeitung und werden voraussichtlich Mitte September präsentiert. Vulnerablen Gruppen rät von einer veganen Ernährung ab.
Neben der DGE beurteilen auch Ernährungsorganisationen anderer Länder die vegane Ernährung als geeignet für alle Lebensphasen. Dazu gehören unter anderem die Britische Diätetiker-Vereinigung , die Amerikanische Akademie für Ernährung und Diätetik, die Italienische Gesellschaft für Ernährung, sowie Australiens Nationaler Rat für Gesundheit und Medizinische Forschung.